Montag, 29. April 2019

Mit der Lava fließen - oder mal eben vom Meer auf den Ätna rennen!

Eine Idee, ein Funke, ein Einfall. Nach ein paar Telefonaten und Klicks im Internet ist der Flug gebucht. „Du fliegst nach Sizilien?“, werde ich gefragt. Ja, sage ich, dort gibt es auch einen Vulkan. Der Ätna ist laut Wikipedia der höchste Vulkan Europas und einer der aktivsten Schlote weltweit. Man weiß nie, wann er wieder ausbricht. Nun, denke ich, es wird schon alles gut gehen. Schließlich ist er erst kürzlich ausgebrochen. Der wird doch jetzt nicht von seinem Plan abweichen und in kürzeren Abständen Asche ausspucken. Es heißt zwar, dass er täglich explodieren kann, aber das erfahren wir zum Glück erst viel später auf unserem Trip. Dieses Mal bin ich mit Maggy unterwegs. Mit ihr bin ich schon einige Wettkämpfe gelaufen und wir sind auch sonst ziemlich im Universal-Rollercoaster-Best-Friends-Flow. Und lustigerweise ist zur gleichen Zeit auch noch Michael in Sizilien. Mit ihm habe ich schon hunderte von Kilometern bei unseren 24 Stunden Wanderungen abgespult. Er leitet auf Sizilien wieder mal eine Gleitschirmtour https://www.flywithandy.com
Ich freue mich sehr auf diesen Trip. Raus aus dem Schnee und der Kälte in St. Moritz, rein ins Abenteuer. Für unser Projekt haben wir insgesamt Mittwoch bis Sonntag Zeit. Die Distanz ist mit 38 Kilometern und 3300 Höhenmetern recht überschaubar und wir beschließen, alles an einem Tag zu machen. Aber als gemütliche Tageswanderung und nicht als Speed-Run. Man kann ja nicht immer alles auf Leistung und Schnelligkeit machen. Außerdem ist Sizilien ja nur ein Katzensprung entfernt, so dass wir ja zu einer anderen Zeit das Ganze nochmals auf Geschwindigkeit machen können. Es geht auch einfach mal so. Mit sizilianischer Gemütlichkeit auf der einen Seite, aber genug Temperament und Mut auf der anderen Seite. Es ist einfach auch mal schön, etwas Zeit zu haben und nicht alles im „Hau-Ruck-Modus“ machen zu müssen. Für dieses Projekt hatte ich auch ganz alleine die Verantwortung. Weder Beppe noch Alessio standen mit Karte, Wegweisern und Ideen zur Seite. Dementsprechend rudimentär und einfach war auch alles. Ich bin ja eher der Typ „Es kommt schon alles gut“ und „wir finden schon den richtigen Weg“.  Und somit geht das Abenteuer auch schon los. 
Anstelle eines Fiat Pandas bekommen wir bei der Autovermietung am Flughafen in Catania einen Opel Crossland mit Geländefunktion. Ich bin ein wenig enttäuscht, da ich mich auf dieses kleine und äußerst wendige italienische Auto schon gefreut hatte. Zwei Tage später sollten wir wissen, warum wir genau dieses Auto erhalten haben. Dazu aber später mehr. Wir fahren nach Catania und schauen uns die schöne, alte Stadt an. Weiter geht’s an der Küste entlang mit Blick auf das Mittelmeer. Hier und da halten wir an und geniessen es einfach, etwas Neues zu erkunden. In Fiumefreddo, etwas 40km nördlich von Catania, soll für die nächsten vier Tage unser Basecamp sein. Es ist ein schönes Agriturismo inmitten von Zitronen,- und Orangenbäumen mit Fernsicht auf den Ätna und Nahsicht auf das Meer. Abends treffen wir Michael und seine Paraglidinggruppe zum Essen. Es gibt feine Antipasti mit Schinken, Salami, Oliven, Gemüse. Im zweiten Gang gegrilltes Fleisch und im dritten Gang nochmals gegrilltes Fleisch. Oder war das schon der vierte Gang? Es schmeckt auf alle Fälle sehr gut und mit einem guten Rotwein läuft alles noch viel besser. Im Restaurant geht die Party ab und jedes Mal, wenn der Chef ein großes Stück Fleisch an die Tische serviert, wird das Licht ausgeschaltet und laute Diskomusik dröhnt aus den Boxen. Um dem Spektakel noch die Krone aufzusetzen, wird das Fleisch noch flambiert. So stelle ich mir Sizilien vor. Ein volles Fass Temperament bis zum Überlaufen! So kann es bitte weitergehen. 
Es geht weiter. Den nächsten Tag nutzen wir, um uns mit der Strecke ein wenig vertraut zu machen. Ich navigiere uns mit google-maps durch die engen Straßen und Gassen, was sich als ziemliche Herausforderung darstellt. Sizilien ist eben nicht St. Moritz, wo es nur eine große Straße gibt! Irgendwie und irgendwann finden wir unseren Startort für den heutigen Tag und laufen los in Richtung Ätna. Unterwegs fallen uns noch einige Dinge ei, die wir für unseren Run am nächsten Tag brauchen. Wir überlegen, wo wir Wasser deponieren können, schauen uns die Nordseite etwas skeptisch an, da doch noch recht viel Schnee liegt. Irgendetwas lässt mich aber nicht davon abbringen, über diese Seite nach oben zu steigen, ich weiß auch nicht, was es ist. Vielleicht meine Bauchstimme? Nach ca. 17 Kilometern und 1400 Höhenmetern beschließen wir wieder umzudrehen. Wir überzeugen eine holländische Familie im Fiat Panda uns bis in eines der nächsten Dörfer mitzunehmen. Als wir erzählen, was wir vorhaben, ist das Staunen groß. Ist es wirklich so speziell was wir machen?! In Zaffarana werden wir wieder rausgelassen und laufen die letzten 6 Kilometer bis zum Auto durch die kleinen Dörfer runter. Alles recht langsam, da wir unsere Oberschenkel schonen wollen. Denn weder Maggy noch ich bin im Moment super gut trainiert. Und das bergablaufen muss ja erst mal wieder geübt werden. Wir laufen an Zitronenbäumen und bunten Blumenbüschen vorbei. Wir sind zuversichtlich, dass der morgige Tag ein tolles Erlebnis wird. 
Kaum im Hotel angekommen, bekommen wir von Michael eine Nachricht mit den Koordinaten für den Treffpunkt zum Abendessen (so laufen "Dates" heutzutage wohl ab). Ein schönes Restaurant oberhalb von Taormina soll es sein... Wir fahren los und das google-maps leitet uns den Weg. Ich vertraue dem Gerät blind und vergewissere mich nicht, wo es uns hinführt. Ich habe ja auch keine Ahnung, was uns erwartet. Wir lassen uns führen, vertrauen und erfahren dann, warum wir bei der Autovermietung dieses spezielle „Cross-Auto“ bekommen haben. Der Weg führt uns in eine immer enger werdende Straße,. Die Kurven ähneln schon beim ersten Turn eher einem 90 Grad Winkel und rechts und links ist wirklich kein Platz für ein weiteres Fahrzeug. Nicht mal für ein Telefonbuch. Nach zwei, drei weiteren Kurven überlegen wir kurz, ob wir umdrehen sollen. Aber dieses Manöver erscheint uns als noch schwieriger, als ins Ungewissen weiterzufahren. Der Weg wird immer haltloser, es ist stockfinster und die Schlaglöcher ähneln eher Minikratern. Was machen wir hier bloß? Maggy steuert das Auto, sie ist ganz ruhig, ich versuche mit dem Navi die Strecke vorauszusagen und sie so gut es geht zu unterstützen.  Ich denke immer nur, dass es nach der nächsten Kurve bestimmt besser wird. Aber es wird eher immer schlechter. Mittlerweile sind wir mitten am Berg, ein Umdrehen ist ausgeschlossen. Die Straße hat sich zu einer Sandpiste mit Löchern verwandelt und irgendwann steht dort ein Schild mit einem Mountainbike drauf. Aha. Wir sind also auf einer Mountainbike- Off-Piste gelandet. Wie wohl Michael hier mit dem Bus und den Gästen raufgekommen ist, frage ich mich noch. Aber dann sehe ich auf der elektronischen Karte einen weiteren Weg, der eben von der anderen Seite hochführt. Was zur Hölle machen wir hier?! Maggy schlängelt das Auto mit einer wahnsinnigen Geduld über die und um die Löcher rum. Ich möchte nicht wissen, was in ihr vorgeht. Ich spüre auf alle Fälle, dass mein Körper nur noch aus Adrenalin besteht. Wie durch ein Wunder erreichen wir dann mit 50 Minuten Verspätung das Restaurant und kriegen vor lauter Erschöpfung einen gewaltigen Lachanfall. Nach ein paar Gläsern Rotwein und einem exzellenten Essen beruhigen sich unsere Gemüter allmählich. Als wir wieder im Hotel sind, haben wir bis zum Start unseres „Bottom Up Climbs Ätna“ noch 5 Stunden Schlaf. Ob das reichen wird? 
Am Freitag starten wir gegen 5 Uhr 30 mit dem Auto in Richtung Riposto und parken es direkt am Meer. Um 6 Uhr 10 geht es dann los. Wir lassen uns mit google-maps navigieren und rennen durch die noch schlafende Stadt über alten Asphalt immer in Richtung Vulkan. Nach den ersten 4 Kilometern schaue ich aufs Handy und stelle fest, dass uns „Dr. Drive“ auf einer anderen, neuen Route raufschickt. Wir diskutieren, halten an, laufen weiter, halten wieder an und sind beide ziemlich genervt. Ich hätte mich einfach nochmals vergewissern müssen. Aber das bin ich eben. Immer nach dem Motto der Improvisation. Wir entschließen uns, der neuen Strecke zu folgen und hoffen, dass wir wenigstens an der Abzweigung vorbeikommen, an der wir das Wasser deponiert haben. Der erste Gedanke am Vortag war übrigens, dass wir das Wasser an der Kreuzung verstecken wollten. Im Nachhinein haben wir es dann aber doch an einer anderen Stelle deponiert, weil wir dort einen Abkürzung durch den Wald nehmen konnten. Es zeigt sich einmal mehr, dass der erste Gedanke eine absolute Wichtigkeit hat! Wir laufen also weiter durch die neuen Dörfer und über die neuen Straßen und verlassen uns voll uns ganz auf google, welches uns dann auch prompt in ein Waldstück schickt, obwohl auch eine andere Straße im Zickzack weiterführt. Der Pfad endet dann auf einer Eselfarm. Wie weiter? Wir erkennen eine Straße hinter der Eselfarm und beschließen, über die Eselfarm zu gehen. Dass es dort vielleicht große Wachhunde geben könnte, spreche ich zwar noch aus, aber unsere Aktion sieht anders aus: wir klettern über den Zaun und haben ca. 200 Meter zu bewältigen. Ein kleiner Jack Russell kommt bellend angelaufen. Ach, denke ich, mit dem werde ich auch noch fertig. Doch der Jack Russell war wohl nur die Alarmanlage für die Fleischmasse, die sich von weiter oben in Bewegung gesetzt hatte. Zum Glück haben wir uns beide mit Zaunpflöcken bewaffnet, welchen ich, als ich den Hund sehe, im hohen Bogen wegwerfe und schreienderweise in Richtung Zaun sprinte. Maggy schreit nur hinter mir her, dass ich stehen bleiben soll, was ich kurzzeitig auch mache, während sie den Hund mit ihren Zaunpflock in Schach hält. Dann renne ich wieder los, Maggy hinter mir her und irgendwie schaffen wir es rechtzeitig, über den Zaun zu springen. Das Vieh von Raffzahn steht mit fletschenden Zähnen vor dem Zaun und ich breche vor Schock fast zusammen. Eine ganze Weile sagen wir gar nichts mehr und laufen stumm auf der asphaltierten Straße weiter. Wir beschließen, fortan auf dem Weg zu bleiben. 
Wir haben beide nicht den besten Tag erwischt. Vielleicht war der Trip vom Vortag oder unser ungewollter Moto-Cross auf dem Mountainbikeweg etwas zu viel gewesen. Über die asphaltierte Straße schrauben wir uns höher und kommen dann endlich bei der Skiliftstation an. Vorher haben wir aber noch einen kleinen Umweg in Kauf nehmen müssen, um an das deponierte Wasser zu gelangen..
Von dort geht es über Lavaschotter endlich mal etwas off-piste weiter. Der Schnee hält sich hartnäckig, aber wir finden den Weg doch erstaunlicherweise recht gut. Nach einer Weile treffen wir dann andere Wanderer, die wohl die gleiche Idee haben. Da wir doch ein schnelleres Tempo haben, bin ich es bald, die den Weg in den Schnee legt. Ganz nach dem Motto: Diritssima senkrecht nach oben dorthin wo es qualmt. Auf einer Höhe von ca. 3100 Meter wird es auf einmal akut sehr kalt und wir ziehen alles an, was wir in unseren kleinen Laufrucksäcken finden können. Noch schnell ein Bissen in den Oatking-Haferriegel und weiter geht’s in Richtung qualmender Krater. Das letzte Stück ist aufgrund der Wärme, die aus dem Boden kommt, sehr schlammig und rutschig und es bedarf einiges an Kraft und Koordination, nicht auszurutschen. Mein Entdeckerdurst ist unbändig und ich möchte zu gerne in den Krater schauen und auf brodelnde Lava blicken. Meine Phantasie kennt wieder keine Grenzen, aber es ist einfach dieses Wollen, dieses Ausprobieren, dieses Neue, was mich immer wieder antreibt. Wir kommen schließlich ganz oben an und ich bin wie elektrisiert. Der Schwefeldampf hält sich erstaunlicherweise in Grenzen. Da bin ich vom Mount Damavand im Iran doch anderes gewöhnt! Trotzdem müssen wir zweimal unser Gesicht in den Tiefen unserer Jacken vergraben, weil der Gestank und die Gase unerträglich sind. Zum Glück trägt der starke Wind alle weiteren Gaswolken irgendwie über uns hinweg, so dass wir oben ein paar Momente den Anblick des Krater erleben können. Ich traue mich aber nicht bis an den Rand, da ich mit der Hölle und dem Teufel doch noch keine Bekanntschaft machen möchte. Die Kälte und der Wind legen nicht nur die Akkus der Handys lahm, sondern auch unsere Finger und Hände. Wir machen uns zügig auf den Rückweg und wählen dazu den Südweg. Kaum sind wir auf der Hauptroute angekommen, werden wir von Touristenströmen eingesogen. Menschenmassen bewegen sich aus allen Richtung entweder auf einen der kleineren Krater zu oder laufen bereits wie die Ameisen runter. Irgendwie haben wir dann doch alles richtig gemacht und meine Überlegung, über die Nordseite zu gehen, war doch richtig. Wir passen uns den Touristen an und nehmen die Seilbahn als Abstiegshilfe. Und in dieser Gondel sitzt auch ein junges Paar aus Frankreich, das uns dann im Auto bis nach Riposto zum Ausgangsort mitnimmt. 
Am nächsten Tag lassen wir es gemütlich angehen und fahren mit Michaels Paragliding-Gruppe über die Insel. Maggy und ich dürfen an dem Tag mit Marco noch einen Tandemsprung machen. Es ist eine wahnsinnige Aussicht und ein solch intensives Erlebnis, dass ich kurzzeitig richtig Spaß am Fliegen finde. Bis zu Akrobatikmanöver, bei dem Marco eine Steilwandkurve fliegt und ich ihn nur noch anbrülle, er solle sofort damit aufhören! 

Es hat alles gepasst. Es war das Glück an der richtigen Stelle. Der Ätna kann jederzeit ausbrechen. Aber nicht an dem Tag, an dem wir oben waren. War es Zufall, Glück, Vorbestimmung. Wir sind dankbar, dass alles so gut geklappt hat. Vielleicht war es auch die Art und Weise, wie wir das Projekt gestaltet haben: slow, easy und einfach machen. Wenn man sich in Bewegung setzt, kann so vieles passieren. Man kann Dinge im Vorfeld kalkulieren, doch im wahren Feld ist es dann oftmals ganz anders. Man muss den Mut haben, etwas ausprobieren zu wollen. Dann rollt es. Man muss die Zeichen richtig zu deuten wissen und im richtigen Moment umkehren. Die selbsterfüllende Prophezeiung hat ihre Berechtigung. Deswegen ist Vorsicht bei allzu tollkühnen Vorstellungen oder Erwartungen geboten. Genauso wie ich alles unbeschadet überstehe und mir dann bei Ankunft in meiner Bergdörfli-Wohnung am Abend den 4. Zeh an der Badewannenkante breche. 

Sizilien ist eine tolle Insel mit einer wunderschönen Natur, temperamentvollen und offenen Menschen und einer ausgezeichneten Küche. Ich komme wieder, keine Frage. 
Grazie a tutti! 
Mein Musiktipp: https://www.youtube.com/watch?v=_UEHmxKEJUc 

















Sonntag, 2. Dezember 2018

Der höchste Vulkan Südamerikas: das Abenteuer Ojos del Salado

DIE VORBEREITUNG
Heute ist der 1. Advent und anstatt mich in vorweihnachtlicher Dekoration zu tummeln, überlege ich, was ich alles brauche, auf dem höchsten Vulkan der Welt. Ob ich feuerfeste Handschuhe mitnehmen muss? Oder einen Grill, um Würstchen zu braten? Bei der Recherche stelle ich aber schnell fest, dass es dort alles andere als heiß wird: auf dem Gipfel, welcher 6893 Meter hoch ist, kann es bis zu minus 30 Grad kalt werden.
Mit diesem ersten Blog im Dezember berichte ich nun wieder regelmäßig von der Vorbereitung zum nächsten Abenteuer. Es sind gerade mal noch 3 Wochen bis zum Abflug. Das klingt zwar noch lange, aber wie ich mich kenne, reicht die Zeit am Ende wieder nicht, um alles in Ruhe einzupacken. Auch wenn ich weiß, dass es sich mit weniger Zeitdruck entspannter packen lässt, brauche ich dieses Messer im Rücken, um wirklich auch an alles zu denken. Deswegen kann ich hier auch noch gar nicht schreiben, was ich alles mitnehmen muss. Es muss auf alle Fälle warm sein. Aber das kenne ich ja schon vom Nordpolmarathon und der Antarktis.
Beppe, Alessio und ich planen dieses Abenteuer seit einem halben Jahr und seitdem wir die Flüge endlich gebucht haben, gibt es kein Zurück mehr. Da wir uns wieder an die Schulferien von Beppe halten müssen, wird auch dieser Trip wieder sehr kurz ausfallen. Aber ich denke, dass wir die Chance nun packen sollten. Wer weiß schon, was in einem Jahr wieder alles passiert ist. Sicherlich ist "das Leben" passiert, so wie alles seinen Lauf nimmt. Aber ich denke, wenn man Dinge immer wieder aufschiebt, um es perfekt zu machen, dann wird es nie etwas. Da wird nur so wenig Zeit haben, ist auch das Risiko höher, dass wir es nicht schaffen könnten. Mit diesem Gedanken setze ich mich tatsächlich zum ersten Mal auseinander. Dies aber nur, weil die Höhe des Vulkans der Killer sein kann und wir vielleicht zu wenig Zeit haben. Aber wenn es so sein soll, dann wird auch dieses Scheitern interessant werden. Warten wir es ab. Mein unermüdlicher Optimismus wird uns schon Möglichkeiten zeigen. Umkehren, umdrehen bedeutet ja nicht, dass man etwas nicht geschafft hat. Es bedeutet einfach nur, den Blickwinkel zu ändern. Und nachdem, was dieses Jahr schon alles passiert ist, werde ich den Augenblick sicherlich noch intensiver wahrnehmen und intuitiv handeln.
Der Ojos del Salados ist der 4. Vulkan unserer selbstausgedachten Serie "Bottom Up Climbs 7 Volcanic Summits"! Nachdem wir 2014 den Mt. Damavand im Iran (Asien), 2015 den Kilimanjaro in Tansania (Afrika) und 2016 den Pico de Orizaba in Mexiko (Nordamerika) erfolgreich im Bottom Up Climbs-Style bestiegen haben, thront nun der höchste Vulkan Südamerikas in unseren Köpfen und sorgt dort für viel Planung. Wir starten an der Küste in Bahia de Inglesia und fahren mit dem Bike 5 Tage in Richtung Vulkan. Täglich legen wir 70-90 Kilometer zurück. Später wechseln wir dann in die Wanderschuhe und bewältigen den letzten Teil zu Fuss. Zwischendurch schlagen wir unser Zeltlager irgendwo entlang der Strecke auf, da es ab der Stadt Copiapo keine Infrastruktur mehr gibt. Wir sind also völlig autark unterwegs und werden nur von einem Supporter begleitet, der ein Auto mit Equipment, Wasser und Lebensmitteln fährt. Der Gipfel ist der höchste Vulkan Südamerikas und der Welt. Mit 6893 Meter auch ein ordentlicher Batzen Höhe. Um mich optimal auf diese große Höhe vorzubereiten, habe ich mir beim Sportwissenschaftler Markus Göbel ein Höhentrainingszelt organisiert. In diesem Zelt schlafe ich nachts und kann die Höhe individuell auswählen. Bisher habe ich es auf 3 Nächte auf einer Höhe von ca. 3200 Metern geschafft. In der ersten Nacht war fast nicht an Schlaf zu denken, da ich eine (leider) sehr sensible Schläferin bin und mich diese neue Situation einfach um den Schlaf gebracht hat. Die 2. und auch 3. Nacht waren dann schon besser. Die Höhe merke ich nicht wirklich, aber der Schlauch, der die sauerstoffreduzierte Luft in das Zelt bläst, nervt ein wenig. Tagsüber sitze ich dann auch schon mal eine Stunde mit einer Maske auf dem Sofa und atme im Moment Luft auf 4000 Metern Höhe. Ich hoffe einfach, dass mir diese Vorakklimatisierung etwas bringt oder dass der Zufall es dieses Mal so will, dass ich von den fiesen Symptomen der Höhe vor Ort verschont bleibe. Die Wissenschaft sagt, dass Untrainierte, Männer und Raucher wohl besser mit der Höhe umgehen können. Ich habe also 3 weitere Möglichkeiten: ich werde zum Mann, ich fange mit dem Rauchen an oder ich trainiere einfach mal nicht so viel?! Letzteres ist wohl hier die bessere Wahl, oder?
Ich werde mich auch dieses Mal viel besser verpflegen und setze auf Maltodextrin (langbettige Kohlenhydrate in Form von Pulver), Oatking und Glutamine. Heiko Lackstetter von LSP Food unterstützt mich hier wie immer hervorragend. Meine Kleidung werde ich auch dieses Mal wieder von KTC Limited aka Gerhard Flatz tragen. Wir haben in diesem Sommer eine neue Damenkollektion erstellt, welche ich nun zum ersten Mal unter richtigen Bedingungen testen kann. Sonnenbrillen von Julbo und Trekkingnahrung von Trek`nEat/ Katadyn in alt bekannter Form und mit leckeren Zutaten. Und den optimalen Sonnenschutz bietet Swox.
Zudem werde ich weitere Komfortartikel mitnehmen wie ein Kopfkissen aus Daunen, eine extra dicke Isomatte mit rutschfester Oberfläche und einen sehr warmen Schlafsack und einen dünneren Schlafsack, in die ich mich dann zusammen kuscheln kann. Und gegen die Kopfschmerzen? Mentales Training! Ich habe schon diverse Übungen vertieft und mich an meine alten und neuen Lieblingsorte gebracht. Zudem Atemtraining, was ich auch zur besseren Höhenanpassung einsetzen und somit die Sauerstoffsättigung erhöhen möchte. Und natürlich Musik. Wer mir eine Playlist schicken möchte, kann dies gerne machen. Denn nichts ist schlimmer, als Kopfweh habe oder Übelkeit und keine gute Musik zu haben!
Es gibt noch einiges zu tun. Bleibt wie immer dabei und lest über meine Eindrücke, Erlebnisse und Berichte rund um DIE VORBEREITUNG!
Mein Musiktipp: Die Fantastischen 4 "Rückenwind" https://www.youtube.com/watch?v=6IMZBl721HE 

Höhentraining im Schnee.

Höhentraining mit Freunden.

Training im Wasser, auch gut!

Im Einklang mit der Natur.

Spaß muss sein!


Training mit der Maske auf 4000m.






Samstag, 6. Oktober 2018

Das erste Rennen nach einem Jahr Pause: Andorra Ultra Trail im Juli 2018

Wie jede andere Reise hat auch dieses Rennen eine Geschichte dahinter. Das Andorra Ultra Race stand schon lange auf meiner Liste. Andorra hatte ich als Land noch nie bereist und die Bilder der Berge und Trails sahen sehr verlockend aus. Nachdem ich im Jahr 2017 überhaupt kein Rennen gelaufen war, sollte der "Celestrail" mit 85 Kilometern und 5000 Höhenmetern ein kleines Comeback sein. Aber bitte kein Comeback im eigentlichen Sinn; denn ich war ja nie weg. Eine Pause zwischendurch ist sicherlich ratsam. Es macht wenig Laune Dinge zu tun, die keinen Spass machen. Und wenn der Kopf nicht parat ist, dann sollte man es lieber gleich ganz sein lassen und sich anderen Dingen widmen. Den Winter rannte ich wie verrückt mit den Ski den Hausberg rauf. Da "Spazierengehen" zu einer Disziplin gehört, die ich gar nicht kann, schnallte ich mir die Ski immer auf den Rucksack und fuhr mit dem Bike bis zur Piste, die ich oftmals in der Mittagspause hochlief. Immer wieder. Und es war immer wieder anders. Ich war anders drauf, das Wetter war anders drauf, der Schnee war anders. Auch wenn es immer die gleiche Strecke war, war es nie langweilig. Mit dieser Power in den Beinen startete ich meine Vorbereitung für den Andorra Ultra. Eine zusätzliche Motivation hatte ich durch meinen Lauffreund und guten Freund Tim, der das 170km lange Rennen machen wollte. Ich finde es immer schön, wenn ich nicht alleine an einen Wettkampf reisen muss. Es ist immer sehr bereichernd, wenn gute Leute mit an Bord sind, die genau wissen, wie es einem geht und was man gerade fühlt. Denn die Nervosität vor so einem Lauf ist nicht zu unterschätzen. Und Tim und ich kennen uns gut. Immerhin sind wir beim Trans Alpine Run im Jahr 2015 zusammen 8 Tage lang über die Alpen gelaufen und ich hatte nicht meine besten Tage.... weil ich zu erschöpft zum Kilimajaro-Abentuer war...
Die Vorbereitung verlief dann eigentlich ganz gut. Ich schaffte einige lange und intensive Läufe und war nachher gar nicht so erschöpft. Das Motto für Andorra war: es einfach laufen zu lassen. Ich wollte mir jeglichen Druck nehmen, so dass Zweifel erst gar keine Chance hatten. Aber klar, die Gedanken kann man nicht einfach so stoppen. Und wie sollte es schon werden, wenn ich ein Jahr lang gar keine Wettkämpfe gelaufen war und das letzte Race in Portugal bei der Weltmeisterschaft in ganz schlechter Erinnerung in meinem Gedächtnis verankert war.
Mein Motto ist ja immer, so viel Neues und so wenig Altes wie möglich zu machen. Ich werfe mich ja gerne in Unbekanntes, das mich herausfordert und all meine Kräfte fordert. Deswegen mache ich auch nie einen Wettkampf zweimal. In Andorra war die Streckenlänge zwar etwas Bekanntes, aber die Startzeit völlig unbekannt: Um Mitternacht sollte der Startschuss erfolgen. Für mich, die die Nächte in der Dunkelheit eher nicht so toll findet, eine erfrischende Herausforderung.
Drei Wochen vor dem Race musste ich mich dann aber intensiv fragen, ob ich wirklich nach Andorra reisen wollte. Tim war bei einem Trainingslauf 200 Meter eine Felswand abgestürzt und hatte sich so gut wie alles im Körper gebrochen, was man sich nur brechen kann. Der Schock saß bei uns allen ziemlich tief. Hatten wir doch vor vier Jahren schon Basti am Berg verloren. Alles in allem hatte er so großes Glück, welches man nicht in Worte fassen kann. Sicherlich lag es auch an seiner extremen Fitness, dass er diesen Sturz so "gut" überlebte. In solchen Momenten frage ich mich, wie oft man eigentlich schon Glück gehabt hat. Vielleicht bekommen wir alle beim Übergang ins Reich der Toten eine Liste gezeigt, auf der all die Momente stehen, in denen wir "Glück" gehabt haben. Oder aber es ist realistischer Zufall gewesen. Jedenfalls überlegte ich intensiv, ob ich nun alleine nach Andorra fahren sollte, oder nicht. Die wenigen Worte, die Tim zustande brachten, waren eindeutig. "Natürlich fährst du nach Andorra!".
Mit einem mulmigen und traurigen Gefühl im Bauch machte ich mich dann am 5. Juli auf den Weg nach Barcelona und von dort weiter nach Andorra. Die kleine Stadt stand voll im Zeichen Ultrarace  und wo man nur hinschaute waren Läuferinnen und Läufer. Die Stunden vor dem Start waren zehrend und zermürbend. Nicht zu viel essen, nicht zu viel trinken und mindestens zwei Stunden vor Start nicht mehr schlafen. Ich war sowieso viel zu aufgeregt. Und dann packte ich meinen Rucksack und ging in Richtung Startgelände- der Herzschlag und das Adrenalin waren auf Hochtouren.
30 Minuten vor dem Start gab es eine tolle Feuerwerksshow und Stelzentänzer. Die Stimmung war irgendwie ausgelassen, aber dennoch angespannt. An der Startlinie traf ich dann noch Thierry - ein alter Freund aus dem damaligen UVU Team. Wir begrüßten und herzlich und wünschten uns Glück. Der Countdown ging los und alle schalteten die Stirnlampen ein. Ich hatte mich für die kleinste und älteste Lampe entschieden, die ich in der Sammlung habe. Eine kleine Black Diamond Stirnlampe mit 2 Batterien. Ich dachte: lieber leicht als schwer und für 4 Stunden Dunkelheit wird die Lampe schon reichen. Hah, das war eine volltreffliche Fehlüberlegung, wie sich später herausstellen sollte. Mit einem lauten Knall ging es los. Ich rannte die ersten Kilometer ziemlich schnell. Immerhin hatte der Veranstalter mit die Nummer 2001 gegeben: die erste Startnummer für diese Kategorie. Wie ist so etwas liebe...-
Nach den ersten Anstiegen im recht überschaubaren Walkingtempo ging es dann über schmale und technisch anspruchsvolle Singeltrails. Meine Stirnlampe war im Vergleich zu den anderen eher eine Antiquität aus dem vorherigen Jahrhundert, was den weiteren Nachteil hatte, dass die Flutlichtscheinwerfer  vor und hinter mir einen großen Schatten warfen und ich kaum sehen konnte, wohin ich treten sollte. Nach ca. 5 km gab es dann den ersten "Rums"- ich lag der Nase nach im Staub. Gestürzt über eine Wurzel oder Stein, ich weiß es nicht mehr. Alles war voller Staub, aber meine Knochen waren heile geblieben. Erste Zweifel kamen auf, ob ich hier wohl an richtiger Stelle und am richtigen Ort war. Ich strauchelte und stolperte so vor mich hin. Und als es dann auf den höchsten Punkt ging und ein gefährlich kalter Wind aufzog, sollte ich ein weiteres Mal geprüft werden. Das Licht meiner Lampe verabschiedete sich und ich musste Batterien wechseln. Mit lautem Fluchen fummelte ich die Ersatzbatterien aus dem Rucksack und stopfte, während ich natürlich weiterhin im Stechschritt den Berg in Richtung Gipfel hinaufhechtete, die Batterien in die Lampe. Mit neuem Licht ging es dann über einen schmalen Grat und dann bergwärts über eine Kuhwiese mit vielen Umknickfallen. Ein fieses Zwicken im Zwerchfell gesellte sich dann auch noch dazu und ich hätte mich am liebsten ins Gras gesetzt und mit dem ganzen Quatsch aufgehört. Doch die Stimme von Tim trällerte unaufhörlich in meinen Ohren: "Lauf Flamme, jetzt erst recht" . Oder: Wenn die Flamme einmal brennt, dann brennt sie!" Ok, weiter, immer weiter. Der erste lange Downhill war dann die nächste Herausforderung. Der Trail war wieder sehr technisch und ich musste in der Dämmerung ständig schauen, wohin ich den nächsten Fuss stelle. Dazu rutschte mir die Stirnlampe ständig auf die Nase, so dass ich abwechselnd damit beschäftigt war, die Lampe wieder nach oben zu schieben und zu hoffen, dass es bald hell werden würde. Was für ein Kraftakt. Nach guten 6 Stunden Dunkelheit wurde es dann endlich Tag und ich konnte die Lampe versorgen...
Bei Tagesanbruch erreichte ich den nächsten Checkpunkt. Als ich diesen wieder verließ, kam gerade die zweitplatzierte Frau reingelaufen. Ich erschrak mich fürchterlich; hatte ich doch keine Ahnung, wo sich wer im Feld aufgehalten hat in der Nacht. Fortan beschleunigte ich das Tempo. Ich musste mich ja nicht mehr um meine Stirnlampe kümmern, sondern konnte es einfach laufen lassen. Und so lief es dann auch. Die zweite Hälfte des Rennes war annähernd perfekt. Bis auf die Krämpfe in den Oberschenkeln, die sich ab Kilometer 55 bemerkbar machten. Ich schluckte ständig Magnesium und Salztabletten, aber es herrschte einfach ein Missverhältnis. Ich schaffte es aber dennoch, das Tempo hochzuhalten und rannte das tolle, wellige Gelände, als sei nichts gewesen. Der letzte lange Anstieg verlangte dann nochmals alle Kräfte und wie ein Käfer krabbelte ich im gefühlten Schneckentempo bis zum höchsten Punkt. Dort erntete ich viel Lob für meinen Rhythmus und Technik und beschwingt machte ich mich auf den allerletzten Downhill. Eigentlich ist die Freude dann immer groß, wenn man weiß, dass das der letzte Abschnitt ist, den man im Vorfeld so oft herbeigesehnt hat. Aber mit höllisch schmerzenden Oberschenkeln ist das schwerlich ein Vergnügen. Egal. Was da nur noch hilft ist Kopf ausschalten und jegliche Energie bündeln und es dann krachen lassen. Ich hatte immer wieder Tim`s Stimme im Kopf und rannte so schnell dieses ziemlich steile Terrain runter, dass ich mich in einen euphorischen Zustand brachte, der die Schmerzen einfach überstimmte. Ich hüpfte über die Wurzeln und Steine und machte einfach keinen Halt. Als ich die Strasse, die zum Ziel führte erreichte, konnte ich sogar nochmals das Tempo anziehen und rannte mit einer unbändigen Kraft in Richtung roter Teppich. Ich wurde mit tobendem Applaus und einer Glitzerkanone empfangen und kam dann endlich zum Stehen. Ein unbeschreibliches Gefühl schoss durch jede Zelle meines Körpers und Geistes. Als ich auf die Zieluhr blickte, bekam ich fast einen Lachanfall. Auf der Uhr stand 12h 42 min. Am Vorabend fragte mich beim Essen eine Dame, was ich meinen würde, wie lange ich für die Strecke brauchen würde. Aus Scherz meinte ich 12h45min. So viel zum Thema Selbsterfüllende Prophezeiung. Diese sensationelle Zeit reichte dann auch noch für einen neuen Streckenrekord (30min verbessert) und den 13. Platz Overall.
Ich kann rückblickend so viel sagen: meine Oberschenkel erholten sich erst nach ca. 3 Wochen von diesen Strapazen. Tim freute sich sehr über meinen Erfolg, aber es war auch ein schwerer Tag für ihn, das Rennen zu verfolgen. Dem Veranstalter sagte ich, dass ich wieder kommen würde, aber nur zusammen mit Tim und unserem gesamten Quartett (Maggy und Rainer). Auf diesen Tag freue ich mich schon und hoffe, dass es Tim schaffen wird.
Ich weiß jetzt auch wieder, wie es sich anfühlt, wenn es einfach mal wieder "läuft". Wenn der Körper fit ist, aber noch viel mehr, wenn der Kopf parat ist. Dann kann man Großes erreichen. Die Leidenschaft und Begeisterung lassen so manche Hürde überwinden und es lohnt sich demnach immer, es herauszufinden.
Mein Musiktipp: Kapelle Petra "Morgen ist frei" https://www.youtube.com/watch?v=EWtItzH-AvM
Vor dem Start. Man beachte mein "Stirnlämpchen"... 
Zieleinlauf mit Glitzerkanone. 




Kalorienzufuhr nach dem Race... 




Sonntag, 15. April 2018

Das Kind muss in Bewegung bleiben!

Diesen Satz hörte ich neulich von meinem Vater. Ich war zu Besuch bei meinen Eltern und half hier und da im Haushalt und Garten. Meine Mutter räumte mir nach gewisser Zeit eine Pause ein, woraufhin mein Vater mit einem aufforderndem Unterton bestimmt entgegnete: "Das Kind muss in Bewegung bleiben". Was er wohl damit meinte? Dass ich meine Aufgaben Bitteschön weiter ausführen sollte? Oder hatte er es erkannt und es in einfache Worte gefasst. Ohne Bewegung geht es bei mir nicht. Bewegung steckt einfach in mir drin. Mit Bewegung geht es mir einfach super! Ich habe mehr Energie, mehr Kreativität, mehr Ideen und alles fällt leicht. So ist das einfach. Ich denke, wenn man erkennt, wer man ist, und was man braucht, dann ist alles ganz einfach.
Auch wenn ich im letzten Jahr keinen Wettkampf gelaufen bin, war ich doch sehr aktiv und habe einfach mal nach Lust und Laune trainiert. Ich konnte mich einfach nicht motivieren, an einen Wettkampf zu gehen und Leistung abrufen. Anfangs war es gar nicht leicht; doch je mehr Zeit im Kalender verging, je mehr Wochen einfach so dahinschlenderten, so schlenderte auch ich einfach über meine heimischen Berge. Ich trainierte, aber nicht auf ein bestimmtes Ziel. Ich wollte so lange kein Rennen absolvieren, bis mich neue Motivation packte. Und die ist nun da. Der Winter ist fast vorbei, obwohl es Frau Holle letzte Woche nochmals richtig krachen lassen hat. Einen halben Meter Neuschnee habe ich auf meiner (fast täglichen) Trainingsrunde auf der Piste zum Lift zum Hahnensee durchgespurt. Ich hatte ganz vergessen, dass das auch anstrengend sein kann. Die Mühe lohnte sich aber: ich war ganz alleine unterwegs und freute mich schon auf eine tolle Powderabfahrt. Doch ein totales "White Out" machte jeden Schwung im tiefen Powder ungenießbar. Wenn man nichts sieht, ist es echt nicht lustig. Weiter unten konnte ich dann aber noch ein paar feine, einsame Bögeli ziehen. Zufrieden und erschöpft kam ich wieder zu Hause an. Ganz nach dem Motto vom Basti: Es lohnt sich immer auf den Berg zu gehen.
Und dann hat man den Schnee einfach irgendwann gesehen und mag einfach nicht mehr mit extrem langsamen Tempo immer die gleichen Strecken laufen. Deswegen ging es dann zum Training auch mal runter in Richtung Italien. Dort ist es zumindest bis zu einer gewissen Höhe schneefrei und alles ist in Blüte. Voller Energie gehts dann los und dann kommt ganz schnell die Einsicht: der Winter mit Eis und Schnee ist halt doch nicht so förderlich für die Laufkondition und Laufkoordination. Der "Schnauf" ist anfangs wirklich unerträglich laut und jeder Schritt aufwärts über die unzähligen Stufen rund um Chiavenna ist mühsam. Der Schweiß rinnt und die Gedanken gehen baden. Vielleicht liegt es auch daran, dass man mit den Erwartungen der letzten Sommersaison in die neue Saison startet. Wenn der letzte Schritt im Herbst auf Wiesen und Steinen getan ist und der Schnee das Land in einen kurzen Schlaf versetzt, speichert das Hirn möglicherweise diesen Zustand. Wenn es dann im Frühling wieder raus geht, meint man mit der gleichen Energie vom Herbst wieder loslaufen zu können. Dieser Gedanke verfolgte mich heute beim Laufen durch die steilen Bergpassen im Bergell. Ich wollte vom Kopf her schneller laufen, aber die Beine blockierten. Ist ja auch logisch. Also lieber einen Gang zurückschalten und alles mal langsam starten. Im Trainingsaufbau muss man einfach geduldig sein. Und so ratterte der Motor vor sich hin und ohne dass ich es wissentlich merkte, lief ich einfach die Berge rauf. Ich hatte plötzlich Schnauf und die Beine waren locker und leicht. Ein euphorisches Gefühl machte sich bemerkbar und wie auf Wolken lief ich über schneefreie Trails und schnupperte die frische Frühlingsluft. Der erste Downhill der Saison ging dann ohne Umknicken im überlegten Tempo (und dennoch schnell- zumindest kommentierten die Zuschauer (alias Spaziergänger) mein Tempo mit Applaus und wohlwollenden Blicken) recht rassig. Mit dem Resultat, dass meine Beine nachher zitterten wie nach einem Stromschlag. Bloß schnell weiterlaufen! Und das dann wieder bergauf. Ich hatte Power ohne Ende. Ob das nun an dem vielen Skitouren-Training lag, an der warmen Luft oder an dem Berg Nudeln, den ich am Vorabend verspeiste. Oder am Powder-Surfen vom Vortrag auf dem Piz Laschadurella am Ofenpass. Egal. Das Kind muss in Bewegung bleiben. Und wenn Bewegung so viel Spass macht, dann mache ich doch einfach weiter.

Ab sofort werde ich wieder regelmäßig von meinen Trainings und Wettkämpfen hier berichten. Es geht nämlich in diesem Jahr wieder rund:
Im Juli möchte ich gerne beim Andorra Trail teilnehmen. Das Land kenne ich nicht und die Strecken schauen echt schön aus!
Im November geht es dann nach Patagonien zum "Patagonia Expedition Race": ein Adventure-Race im 4er-Team. Wir müssen laufen, navigieren, mit dem Kayak fahren, klettern und übernachten irgendwo in der Wildnis. Das Team, welches am besten navigieren und am fittesten ist, gewinnt. Logisch!
Im Dezember ruft uns dann der nächste Vulkan in unserer Serie "Bottom Up Climbs Seven Volcanic Summits". Es geht auf dem Ojos del Salados nach Chile. Dieser Vulkan ist mit 6897 Metern der höchste Vulkan der Welt und liegt ca. 400km vom Ozean entfernt.

Freut Euch auf meine Berichte!
Mein Musiktipp: https://www.youtube.com/watch?v=UIE8uHNUeRA

Trails in Savogno - schneefrei!
Powderhausen Mitte April!
Powderalarm im Januar!
Laufen, Laufen, Laufen!
Auch im Winter belaufbar: Muottas Schlarigna. 
Bestes Training im Winter: Philosophenweg auf Muottas Muragls!


Mittwoch, 13. Dezember 2017

TEDx Talk

Im Oktober hatte ich die Ehre, bei einem TEDx Talk über meine Erlebnisse beim 4 Desert Race zu sprechen. Schaut euch das Video mit Talk auf youtube an:
https://www.youtube.com/watch?v=7NEl-t3Em3c 

Sonntag, 29. Oktober 2017

Talk im GLOBE Zuoz

Für alle Engadinerinnen und Engadiner:
Am Montag, 13. November gibt es einen Talk im berühmten GLOBE vom Lyceum Alpinum.
Ab 20:00 Uhr plaudere ich zusammen mit Ivo Bärtsch über all meine Abenteuer und Erlebnisse!  Eintritt frei.
Es wird bestimmt ein interessanter Talk!
http://www.lyceum-alpinum.ch/tl_files/lyceum/upload/Activities/theatre/Globe%2020171018%20Web.pdf

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Talk bei TEDx in Leipzig

Letzte Woche war ich in Leipzig und hatte die große Ehre, bei einer TEDx Veranstaltung einen Vortrag zu halten. Das Motto von TED (Technology, Entertainment, Design) ist einfach: "Ideas worth spreading"= Ideen, die es wert sind, verbreitet zu werden". Für einen Talk hat man 18 Minuten Zeit und sollte die Message und Idee auf den Punkt bringen. Eine herausfordernde Aufgabe, die mich doch einiges an Vorbereitung gekostet hat.
Das Thema, zu dem ich referieren durfte, war "The Ripple Effect". Übersetzt bedeutet das so viel wie "Domino-Effekt", oder, dass jede Handlung eine Reaktion hervorruft. Ich musste für meinen Vortrag nicht lange nachdenken, denn der "Ripple Effect" präsentierte sich mir in Form von Gunnar aus Norwegen. Hätte ich damals, am Ende der Welt in Ushuaia nicht Gunnar aus Norwegen getroffen, hätte ich vielleicht nie von "Racing The Planet 4 Deserts" erfahren. Was für eine Nummer! Und was für ein Abenteuer daraus entstanden ist. Bei TED erzähle ich über diesen Ripple Effect und was daraus entstanden ist. Dass es sich immer lohnt, etwas Neues auszuprobieren, auch wenn man nicht weiß, wie es ausgehen wird. Solange man es nicht ausprobiert, weiß man nicht, wozu man in der Lage ist und was man erreichen kann! Habt ihr auch schon einen Ripple-Effect erlebt?

Im Dezember erscheint das Video auf dem TEDx-Youtube Kanal: https://www.youtube.com/user/TEDtalksDirector

Hier noch ein Bericht über die Veranstaltung:
http://leipglo.com/2017/10/20/ripple-effect-reaches-leipzig/
http://www.tedxhhl.de

Sonntag, 1. Oktober 2017

Und die Tage ziehn ins Land...


Es war ziemlich ruhig hier auf meinem Blog. Der Frühling ist vorbeigezogen, die Sonne hat im Sommer gewärmt und nun ist auch schon Herbst und die Lärchen verfärben sich in prächtige Orangetöne. Wo ist nur die Zeit geblieben? Die Monate sind dieses Jahr doch irgendwie schneller vergangen, als gedacht. Ich hatte eigentlich vor, an diversen Wettkämpfen teilzunehmen. So lese ich immer noch auf meiner Pinnwand große Namen wie Ben Nevis Glen Coe, Ultra Pirineu, Transgrancanaria usw. . Aber daraus ist nichts geworden. Warum? Ich glaube, mir fehlte einfach die Motivation. Die Flamme! Die Flamme der Begeisterung, mich wieder für einen Wettkampf vorzubereiten. Wieder eine Distanz zwischen 80 und 100 Kilometer zu laufen. Gegen mich und gegen andere. Puh, das war auf einmal mehr Stress als Freude. Und in meinem Hirn meldete sich eine Stimme zu Wort, die ich bis dahin gar nicht kannte: Pause. Mach mal Pause und verarbeite die letzten 5 Jahre Superlative! Ich bin nicht Phönix aus der Asche. Aber ich habe doch einen ganz schön rasanten Start hingelegt. Ungefähr so, wie wenn die Murmeltiere nach der Winterruhe aus ihren Höhlen hervorkommen und die Wiesen nach essbaren Kräutern absuchen. Vielleicht brauchte auch ich mal etwas Winterschlaf, oder Sommerschlaf. Oder was auch immer. 
Ich kann auf alle Fälle sagen, dass das Dahingedümpel gar nicht mal so schlecht war. Es trainiert sich schon anders, wenn man kein wirkliches Ziel vor Augen hat. Der Druck, im Training alles zu geben, war auf einmal weg und einmal mehr genoss ich das wunderschöne Engadiner Hochtal mit all seinen Wetterkapriolen im Frühling und Sommer. Doch damit ist jetzt Schluss. Die Murmeltiere machen sich startklar für den Winterschlaf und ich hecke schon wieder neue Pläne und Ideen aus! Ha! 
Im Frühsommer bekam ich zum Beispiel eine Nachricht von Frank. Frank hatte ich 2012 in der Atacamawüste kennengelernt und seit dem sind wir auf Facebook befreundet. Er fragte an, ob ich Lust hätte, 2018 beim Patagonia Expedition Race teilzunehmen. Im 4er-Team müsse man durch Patagonien rennen, klettern, laufen, biken und selber navigieren. Und noch einen Abschnitt mit dem Kanu fahren. Im Doppelkanu natürlich. Mehr aus einer Laune heraus sagte ich zu. Nach ca. 8 Wochen bekam ich wieder eine Nachricht. Dieses Mal hieß es: "Freunde, im November 2018 werden wir vier auf eine lange Reise nach Patagonien gehen. Wir haben tatsächlich einen Startplatz bekommen!". Ich war baff. Nur 20 Team werden für dieses Rennen ausgewählt. Anscheinend hatten wir uns ganz überzeugend beworben! Das Patagonia Expedition Race zählt zu den ältesten Adventure-Races und wird seit 2004 ausgetragen. 20 Teams aus aller Welt messen sich in den verschiedenen Disziplinen. Wer als erstes ankommt, hat gewonnen. Meistens geht das Rennen über 9-11 Tage. Das wird wild! Wer schon mal in Patagonien war, weiß, dass dort an einem Tag alle vier Jahreszeiten hintereinander auftreten können. Das wird sicherlich besonders lustig bei den 200km-langen Bikestrecken.. und beim Kanu. Und beim Klettern. Und die Navigation? 
Zum Glück habe ich drei fähige Leute um mich rum: Frank, Timo und Michael. Alles erfahrene Outdoorspezialisten. Wir müssen alle im Team vom Start bis zur Ziellinie zusammensein. Es ist kein Staffellauf oder dergleichen. Durch den Winter werde ich sicherlich viel auf Skitour gehen und mich bei jedem Wetter auf Patagonien freuen. Sobald die Seen dann vom Eis befreit sind, werde ich mit den Enten um die Wette paddeln. Und mich wie ein Äffli durch die Felsen bewegen. Eine schöne Herausforderung, die mich wieder voll motiviert. 
Und Ende 2018 steht dann auch der nächste Vulkan auf dem Plan: es wird nach Chile auf den Ojos del Salados gehen. Der höchste Vulkan Südamerikas mit gut 6900 Metern. 
Alle News und Updates zu den Trainings dann bald wieder hier auf meinem Blog! 

http://www.patagonianexpeditionrace.com

Freitag, 29. September 2017

Der innere Schweinehund schläft jetzt draussen – mehr Motivation für mehr Bewegung!

Ich werde ja nicht selten gefragt, wie ich es schaffe, mich bei Wind und Wetter für mein Training zu motivieren. Wie ich es schaffe, trotz Nordwind, Malojawind, Regen, Schnee, Schneeregen oder Graupel meine Beine für 10 oder 20 Kilometer vor die Türe zu bewegen. Ich muss zugeben: auch ich bin hin und wieder auf der Suche nach meiner Motivation und vor lauter Suchen verlaufe ich mich dann auch schon mal in meiner Wohnung. Der Wille ist da, aber der Körper mag manchmal einfach nicht. Da ist es eigentlich auch egal, welches Wetter ist. Solche Motivationslöcher sind ab und an ganz normal und gehören dazu. Wir sind ja schliesslich keine Maschinen, die auf Knopfdruck Leistung erbringen. Ist die Motivation allerdings im Keller verschwunden, dann sollte man sich fragen, wie sie die Treppe wieder raufkommt.
Am Anfang sollte immer eine Idee stehen, die man verfolgen möchte. Brennt die Flamme der Begeisterung für diese Idee, dann rollt alles von alleine. Wer immer schon einen Marathon bewältigen wollte, aber noch nie länger als 10 Kilometer gelaufen ist, für den wäre ein solider Trainingsplan von Vorteil. Und dieser motiviert auch, bei Wind und Wetter vor die Türe zu gehen. Merke: Ein Trainingsplan kann bei Motivationsfallen helfen! Ein weiterer Tipp ist sich in Gruppen zu verabreden und gemeinsam raus zu gehen. Denn wer will schon absagen, weil sich sein innerer Schweinehund bemerkbar gemacht hat! Mein absoluter Geheimtipp ist „Das gute Gefühl“. Wir kennen es doch alle:
Nach dem Training (oder Bewegung) fühlt man sich einfach anders: freier, besser, lockerer, ausgeglichener, fröhlicher! Man hat das befriedigende Gefühl, etwas aus eigener Kraft geleistet zu haben. An dieses „Gute Gefühl“ sollte man sich beim Motivationstief erinnern. Wer jetzt immer noch nicht die Schuhe für einen kleinen Lauf geschnürt hat, dem empfehle ich die folgenden Tipps:
-       Lauft die Standardtrainingsrunde in die andere Richtung und haltet Augen und Ohren offen, was ihr alles entdeckt.
-       Lauft die Trainingsrunde in wechselnden Geschwindigkeiten! Es kostet am Anfang immer etwas Überwindung, aber wenn man einmal in dem „Schnell-Langsam-Modus“ angekommen ist, macht es richtig viel Spass!
-       Lauft zu unterschiedlichen Tageszeiten. Das bringt den Rhythmus vielleicht durcheinander, aber lässt den Körper auch aus dem Tiefschlaf erwachen!

Viel Spass, Eure AM!
P.S. Dieser Blog ist auch nachzulesen auf der Website der Engadiner Post: http://blog.engadin.online/blog/ 

Mittwoch, 15. März 2017

Das Training ist immer anders anstrengend!

Die Steigung ist in jedem Training anders anstrengend! Manchmal gebe ich auf, manchmal fliege ich hoch!



Wie immer ist der Winter in den Bergen lang und dunkel und matschig und kalt und es erfordert eine Menge Selbstdisziplin, das Training in einem Rahmen durchzuhalten, so dass die Form nicht ganz verloren geht. Neben dem Trailrunning gehe ich nur all zu gerne mit den Tourenski ins Gelände und suche immer wieder neue versteckte Ecken. Wenn dann mal alles zerfahren ist, bleibt nur noch das Training auf der Piste. In meinem Fall ist das ganz praktisch, da ich die Ski auf den Rucksack schnalle, 1km mit dem Bike fahre und dann eine schöne, anspruchsvolle Trainingsstrecke mit 1000hm vor mir habe. Nur leider ist diese Piste bei jedem Training anders "gelaunt". Es ist unglaublich interessant, wie unterschiedlich mich diese Steigung "fertig" machen kann. Mitunter laufe ich dort hoch und wundere mich, wenn ich oben ankomme. Dann frage ich mich, ob ich vielleicht nochmal hochlaufen soll. Das ist ein tolles Gefühl! Vor allem, wenn ich mit den ultraleichten Rennski unterwegs bin (danke an Micha Steiner!). Diese "Viecher" sind allerdings alles andere als leicht zu handhaben. Neulich musste ich auf diese Spaghetti ausweichen, da meine normalen Ski kaum mehr Wachs hatten und ich Tage zuvor immer wieder steckengeblieben war. Ok, es hatte auch geregnet und der Schnee war alles andere als schön. 
An diesem anderen Morgen war die Piste dann ziemlich vereist und ich rutschte in allen möglichen Hangneigungen ab und landete fast noch im Flussbett. Um den Berg doch noch irgendwie zu bezwingen, holte ich in sehr weiten Serpentinen aus und erkundete somit ganz neue Bereiche dieses Gebirges! Auch schön! Und was soll ich sagen: die Zeit verging dreifach im Flug und ich war im Vergleich zu den Trainings mit den normalen Ski um 20 Minuten schneller! Die Abfahrt war dann allerdings fünfmal so lang und ich war froh, dass ich alleine unterwegs war. Ich kam mir vor, als würde ich auf rohen Eiern fahren... 
Aber des öfteren geht auch an einem solchen Trainingstag rein gar nichts. Da erscheint mir die Steigung als unüberwindbares Hindernis mit Buckeln und Huckeln und von überall her ruft es: "du langsame Schnecke! Da sind selbst die Eichhörnchen schneller als du". Atemnot wie auf dem Kilimanjaro plagt mich und ich muss immer wieder anhalten, um durchzuatmen. Aber auch in solchen Situationen habe ich immer das Ziel vor Augen und denke nur daran, wie schön es ist, endlich oben zu sein. Letztens bin ich allerdings das erste Mal auf halber Strecke umgedreht. Ich konnte einfach nicht mehr! In dem Moment habe ich mich gefragt, ob es denn Spass macht, sich immer zu quälen. In dem Moment war der Körper samt Hirn einfach fix und fertig. Als ich am nächsten Tag meine Rechnung begleichen wollte, spürte ich von dieser Schwäche rein gar nichts mehr. Was es mich gelehrt hat? Zu beißen und zu kämpfen und sich zu quälen macht nur so lange Spaß, bis der Spaß aufhört. Dann lieber auf die nächste Trainingseinheit bauen und eine sinnvolle Pause einlegen. Und die Philosophin in mir sagt: kein Tag ist wie der andere und auch kein Training ist wie das andere. Schakka. 
Es lohnt sich immer auf den Berg zu gehen (Zitat Basti Haag, R.I.P.) 

Manchmal bin ich schneller als mein Schatten! 

Und manchmal ist es so mühsam, als hätte ich Steine im Ranzen.