Ich habe mir überlegt, meinem Blog einen kleinen wissenschaftlichen Touch zu verpassen und möchte Euch 1x pro Woche über ein interessantes Thema aus Sportwissenschaft und /oder Medizin in verständlichen Häppli (Häppchen) zu erklären. Man lernt ja nie aus!
Viel Spass!
Schadet Ultralaufen?
Nun wurde eine Studie aus dem Jahr 2009 veröffentlicht, die
Extremsportler beim Transeuropalauf untersuchte. Die Wissenschaftler der Uni
Ulm (rund um Dr. Uwe Schütz) wollte wissen, wie sich die enorme Belastung von
4.487,7km auf den menschlichen Organismus auswirkte. Dazu begleiteten die
Forscher die Athletinnen und Athleten aus 12 Nationen zwischen dem 19.4. und
21.6.2009. Als diagnostische Instrumente hatten die Forscher ein mobiles
MRT-Gerät zur Verfügung, sowie Diagnostika zur Untersuchung der Blut,- und
Urinwerte, sowie Hautfaltendickemessung und Temperatur.
Die Strecke führe von der süditalienischen Hafenstadt Bari
bis zum Nordkap und die 67 SportlerInnen mussten täglich Strecken zwischen 44
und 95km zurücklegen. 45 von ihnen kamen im Ziel an.
Was wurde untersucht?
Die Gelenke der Athletinnen und Athleten standen im
Vordergrund; zudem wurde das Gehirn auf Veränderungen untersucht.
Was kam heraus?
Auf den ersten 1500km kam es zu Störungen im Knorpel in
allen Gelenken. Je mehr Kilometer die Läufer aber zurücklegten, desto mehr
erholte sich der Gelenkknorpel, was die Wissenschaftler sehr erstaunte. Zudem
habe sich der Durchmesser der Achillessehne vergrößert. Bei lediglich zwei
Sportlern kam es im späteren Rennverlauf zu Ermüdungsbrüchen.
Und wie reagierte das Hirn?
Nach der gut 2-monatigen körperlichen Belastung nahm das
Volumen der grauen Hirnsubstanz im Durchschnitt um 6,1% ab. (Die graue
Hirnsubstanz ist ein wichtiger Bestandteil des Zentralnervensystems. Die Menge
der grauen Substanz bestimmt zum Teil die menschliche Intelligenz). Manche
Hirnbereiche waren mehr, andere weniger stark betroffen. Die Forscher geben
aber Entwarnung: nach acht Monaten zeigte eine erneute MRT-Aufnahme eine
vollständige Erholung der Hirnmassen. Man erklärt sich die Reduzierung durch
ein allgemein sehr hohes Energiedefizit und Rückgang der körpereigenen
Fettreserven und somit einer Energieeinsparmaßnahme seitens Hirn.
Oder auch anders formuliert: die Hirnareale, die gerade
nicht gebraucht werden, werden „abgeschaltet“. Ganz nach dem Motto: „Form
follows function- Form folgt der Funktion“.
Mein Fazit: Der menschliche Körper ist zu weit mehr in der
Lage, als wir denken und kann sich den neuen Gegebenheiten immer wieder
anpassen. Das, was gefördert wird, verbessert sich; das, was vernachlässigt
wird, verkümmert. Aber es verschwindet nicht- es ist nur auf „Stand by“.
Deswegen: wenn die Motivation und Begeisterung für eine Sache stimmt, kann man
auch mit 90 Jahren noch Chinesisch lernen!
Die Studie ist nachzulesen: http://www.bvou.net/ultramarathon-neue-erkenntnisse-zur-belastungssituation-von-extremsportlern/