Letzte Woche habe ich noch im Yogasitz die Hüftmuskeln
gedehnt, diese Woche habe ich es mal mit Achtsamkeit versucht. Beide Methoden
sind sicherlich sehr gut, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das
Wesentliche muss aber jeder für sich selbst herausfinden, von daher kann ich
hier wieder nur über mich schreiben. Ich habe bei meinen langen Läufen festgestellt,
dass mir oftmals meine Gedanken abhauen. Ja, sie nehmen gerade zu „Reiss aus“ vor
mir. Immer renne ich meinen Gedanken hinterher. Und das kann auf einem 40
Kilometer-Lauf ganz schön anstrengend werden. Mit Laufen verbindet man ja
gewöhnlich eher die körperliche Ebene und die physischen Grenzen, an die man
stösst. Aber es hat auch ganz viel mit dem kleinen "Hirni" zu tun. Und wenn das
nicht auf „Laufen“ eingestellt ist und sich permanent mit anderen Dingen
beschäftigt, ist es nicht bei der Sache und nervt. Gute „Long Jogs“ unterscheiden sich
von schlechten, indem meine Gedanken präsent sind und zwar im „Hier und Jetzt“.
Bei jedem Schritt, bei jeder Abzweigung und bei jedem Baum. Und nicht schon nach
30 Minuten daran denkt, dass ja noch mindestens 180 weitere Minuten folgen
werden. Wenn meine Gedanken mal wieder Beine kriegen, kann es sein, dass ich
sie lautstark zurück pfeife. Ich weiss nicht, ob mich deswegen die Zuschauer
oftmals irritiert anstarren, aber das ist mir mittlerweile auch egal.
Achtsamkeit ist ein Thema, mit dem man auch im Alltag nur
gewinnen kann. Wer kennt es nicht, diese Art und Weise fünf Dinge gleichzeitig
zu tun. Während des Kochens zu telefonieren; während des Zähneputzens die
Wohnung aufräumen; während des Lernens Musik zu hören. Neumodisch nennt man
diese Eigenschaft auch „multitasking“. Ich finde aber, dass es sich lohnt, mal
nicht alles gleichzeitig zu machen. Mal etwas ganz bewusst zu tun. Mal einfach
nur atmen. Mal einfach nur auf dem Sofa sitzen. Mal einfach nur lesen. Mal
einfach nur rennen. Es ist ein tolles und befreiendes Gefühl und die Qualität
bekommt eine neue Wertung. Die Gedanken werden ruhiger und selbst
Schmerzzustände können durchaus weniger werden.
Achtsamkeitstraining findet immer mehr Anwendung in der Stressbewältigung
und ist fester Bestandteil in diversen Therapien. Auch bei der Lauftherapie
wird dieses Bewusstmachen gerne eingesetzt; mal bewusst den Fuss abrollen; mal
bewusst durch die Nase atmen; mal bewusst die Vibration am Boden spüren. Es gibt
viele Bereiche, in denen man einfach mal achtsam sein kann.
Dieses Training beruhigt die Nerven, es wirkt sich
entspannend auf viele Situationen aus. Hin und wieder ist es auch einfach mal
gut, seinen Ärger achtsam herauszuschreien. Wenn ich mich mal über etwas
ziemlich ärgere (ok, das kommt jetzt nicht so häufig vor!), dann gehe ich den
Wald oder auf einen Berg und rufe einfach mal ganz laut alle Schimpfwörter aus,
die mir in den Sinn kommen. Vorher suche ich allerdings die Gegend nach anderen
Spaziergängern ab und erst wenn ich mich vergewissert habe, dass ich alleine
bin, lege ich los. Bei mir hat diese „Schreitherapie“ den Effekt, dass ich nach
kurzer Zeit über mich selbst lachen muss und die selbst kreierten Schimpfwörter
nur noch lustig finde. Und wenn ich lache, habe ich sowieso schon gewonnen.
Also, seid doch einfach mal in dieser Woche achtsam!
Meine Trainingswoche:
Montag ging es im strömenden Regen bis zum Hotel Roseg und
retour. Die ersten 5km absolvierte ich mit einem zusätzlichen Gewicht, nämlich
einem Kinderwagen, den ich vor mir herschob (natürlich mit einem kleinen Kind drin!!) Puh, ganz schön anstrengend, aber ein gutes Training für den
Rücken!
Am Dienstag ging es dann über die Skipiste rauf zur
Corviglia und dann 10km bei fiesem Wind-Regen-Schneegestöber um den Lej Alv.
Lediglich zwei alte Fischer waren am See anzutreffen und winkten mir immer
wieder auf meinen 16 Runden zu… Ein tolles Gefühl!
Der Mittwoch stand ganz im Zeichen diverser Running-Kunden
und ich machte ca. 18km Strecke. Am Donnerstag wagte ich mich über Umwege durch
Bever und Samedan rauf zum Funkmasten. Die steilen Abschnitte waren dann doch
ziemlich anstrengend und der vollgepackte Rucksack zog mich ordentlich nach
unten, obwohl ich doch rauf wollte.-Die 30km waren hart verdient. Und im Anschluss pushte ein Protein-Drink von WINFORCE meine Speicher wieder auf. Nach solch harten Einheiten verspüre ich einfach, dass ich anstatt den gewohnten drei Messlöffeln einfach mehr nehmen muss. Zudem ein grosses Glas Leitungswasser und danach in Bewegung bleiben, sprich: ja nicht hinsetzen. Diese Phase nutze ich dann oftmals dazu, die Wohnung zu putzen. Bei mir ist es also folglich sehr sauber, da ich diese Läufe ja häufiger mache....
Der Freitag stand ganz im Zeichen des Intervalltrainings
ohne Rucksack. Nach 10km Warm Up zog es mich auf den weichen Fussballrasen und
ich lief 20x 10 Sekunden 100% mit 10 Sekunden Pause. Eine fiese Angelegenheit,
bringt aber mehr als einmal locker um den See zu joggen.
Am Samstag schüttete es hier wie aus Kübeln und ich
beschloss, meine 40km – Einheit auf zwei Läufe aufzuteilen. Die ersten 20km
lief ich mich vollem Gepäck ins Val Roseg und die zweiten mit leichterem
Rucksack um den Silvaplanasee. Ich konnte mein Equipment von SALOMON sehr gut testen; die Windstopper halten, was sie versprechen und auch der Regen wird gut abgewiesen. Alles schon ein Test für die Antarktis. Und am Sonntag regenerierte ich im Herbstlicht.
Total KM 152.
Mein Musiktipp: Kosheen "Mannequin"
Mit Emma im Kinderwagen... |
Val Roseg in Wolken |
Salomon Equipment trotzt dem Wetter! |
Proteine nach dem harten Training wirken Wunder! |
Lej Alv |
Und für die Seele war diese Woche auch wieder gesorgt. Schön, wenn man Freunde hat, die wissen, was mir gut tut! |
Auch das kommt schon mal auf den Frühstückstisch... |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen