Montag, 12. August 2013

BBB-Einheit

Abwechslung ist das A&O im Training und in der Vorbereitung auf Wettkämpfe. Das ist ja nichts neues. Die Trainingseinheit kann dementsprechend schnell, langsam, kurz, lang, bergauf oder bergab durchgeführt werden. Oder man kombiniert alles zusammen, um die größtmögliche Abwechslung zu erhalten. Ob das nun wieder Sinn macht, kann ich nicht beantworten. Aber Spass macht es auf alle Fälle. Und wenn etwas Spass macht, dann bekommt es auch wieder einen Sinn. Zur praktischen Durchführung dieser Spasseinheit wähle man eine Route, die eben alles vereint: kurze und steile Passagen mit langen und flachen Ebenen, die dann wieder in lange und steile und kurze und flache übergehen. Dazu nimmt man dann noch ein paar andere Läufer mit und fertig ist die abwechslungsreiche Spasseinheit.
In meinem Fall sollte ich am Wochenende eine halbe Alpenüberquerung über diverse Berge mit Basti und Beni machen, eben eine BBB-Einheit. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Mein einziger Anhaltspunkt war der Treffpunkt in Zams bei Landeck. Meine beiden B`s waren bereits früh morgens in Oberstdorf gestartet und hatten bis Zams knapp 30km zurückgelegt. Um ein Teilstück über asphaltierte Straße zu umgehen, stiegen wir dann erstmal in den nächstbesten Touribus, der uns eine Stunde lang bis ins Pitztal kutschierte. Ich fragte mich still und heimlich, was ich bei bestem Wetter eine Stunde lang in einem miefigen Bus machte, wo ich doch mindestens genauso schnell wie der lahme Bus gewesen wäre, der an jeder Ecke neue Touris einsammelte. Nach endloser Fahrt ging es dann endlich im Joggingschritt bis auf die Braunschweiger Hütte. Ich war erstaunt, wie viele andere Wanderer unterwegs waren und konnte die Sprüche schon bald nicht mehr hören: "Wollt ihr auf den nächsten Bus oder wieso rennt ihr so schnell?". "Nee, nur bis Meran!"- Schweigen und Kopfschütteln...
Es ging weiter über Stock und Stein bis ins Ötztal, wo im Winter der Skizirkus tobt. Im Sommer tobt einzig und allein eine Horde von Murmeltieren. Und ein paar verrückte Trailrunner... Die Strecke führte uns durch einen kalten und langen Tunnel auf die andere Seite des Tals direkt ins Paradies für Trailrunner: Ein traumhaft schöner und endlos langer Höhenweg schlängelte sich um einen gewaltigen Felsberg und mein Herz tanzte vor Freude. Ich kam mir vor wie ein Gemsli und sprang von Stein zu Stein, von Platte zu Platte und merkte erst allmählich, dass ich meine beiden B`s aus den Augen verloren hatte. Ich drosselte das Tempo und ließ die beiden wieder den Anschluss finden. Mit 30km mehr in den Beinen wäre ich wahrscheinlich auch nicht mehr so schnell unterwegs gewesen. Ein weiteres Highlight war dann der gigantische Kaiserschmarrn in Vent. Die österreichische Küche ist schon a Traum! Gut gestärkt ging es dann in das Tal des Todes in Richtung Similaun. Der Gletscher spielte uns einen Streich und entfernte sich mit jedem Schritt, den wir auf ihn zugingen. Nach gefühlten 5 Stunden erreichten wir dann endlich die Hütte und passierten im Abendlicht den höchten Punkt des Tages auf 3019m.ü.M. . Der mühsame Abstieg forderte dann nochmals alle Kräfte. Basti und Beni wählten immer wieder die Direttissima und rutschen einfach die Geröllhalden runter, egal ob große oder kleine Steine im Weg lagen. Meine bereits auf`s äusserste gedehnten Bänder im Sprunggelenk kreischten vor Panik und ich ersparte ihnen diese Abkürzung. Durch saftig grüne Wiesen erreichten wir dann glücklich und zufrieden, aber dennoch erschöpft das Ziel. 37km und 2600hm im Aufstieg. Neue Berge und neue Wege machen einfach immer wieder Spass.






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