Sonntag, 15. September 2013

Die Hassliebe Fextal

Es gibt ja in meinem Repertoire an Trainingsstrecken Routen, die sich einfach immer gut laufen lassen und andere, die sich mit der Zeit zur Hassliebe entwickelt haben. Eine dieser Strecken ist die Tour ins Val Fex mit einer Länge von 35 Kilometern, wenn man die Extrarunde um den St. Moritzer See ausklammert. In der Vorbereitung auf meine Wüstenläufe stand diese Strecke jede Woche auf dem Plan, weil sie im Winter wie Sommer gut zu laufen ist. Durch die häufige Frequentierung kenne ich natürlich jede Steigung, jeden Abzweiger und jeden, der in diesem Tal wohnt. Manchmal ist es ja so, dass eine bekannte Strecke aufgrund genau der gerade beschriebenen Thematik sehr gut zu laufen sein kann, weil alle Unbekannten ausgeschaltet sind. Mitunter kann das aber auch genau der mentale Knackpunkt sein, da das Hirn ja oftmals nicht im Hier und Jetzt arbeitet, sondern der Zunkunft mit Siebenmeilenstiefeln entgegenläuft. Und das geschieht eben häufig auf bekannten Strecken. Jetzt kann daraus ein negativer Gedankenstrudel entstehen, indem das Hirn die ganze Zeit denkt: "Oh nein, jetzt bin ich erst an der Talstation der Seilbahn.... / achherrjee, gleich kommt die fiese Steigung..../ wäre ich doch nur schon mal am Hotel Sonne vorbei... usw. usw.. Wer kennt das nicht! Diese Gedanken kosten extrem viel Hirnenergie und sind völlig unnütz. .  Aber: wenn man nicht aufpasst, dann sprinten diese Gedankenathleten an einem vorbei wie Usain Bolt auf der 100 Meter Bahn. Wie Ueli Steck auch schon sagte: "Vorauseilende Gedanken sind verschwendete Gedanken".
Die schlichte Lösung zu diesem Problem heißt: Im Hier und Jetzt zu bleiben. Ich weiß, das ist jetzt nichts Neues! Aber: dieses "Hier und Jetzt" ist gar nicht so einfach und es kostet auch enorme Kraft, die Gedanken in ihrem Vorwärtstrend anzuhalten. Ich habe mittlerweile einen Trick einstudiert, der immer funktioniert. Und den verrate ich hier gerne: Ich stelle mir vor, ich komme vom Planeten Mars auf die Erde und sehe alles zum allerersten Mal. Ich sehe Wiesen, Bäume, Pferde, Häuser, Straßen, Autos, Menschen, Blumen einfach wirklich mit den Augen eines Außerirdischen und stelle mir dazu lustige Fragen, was all diese interessanten Gegenstände für Funktionen haben. Und während mein Hirn sich damit beschäftigt, rennen die Beine von ganz alleine an allen bekannten Abzweigungen und ungeliebten Steigungen vorbei und hinauf, als ob sie zum ersten Mal an diesem Ort unterwegs sind. Zudem ist auch die Zeit auf der Seite der "Außerirdischen Gedanken"- sie vergeht wie im Fluge.
Ihr glaubt mir nicht? Dann probiert es gleich morgen einfach mal selber aus... Viel Spaß!
Mit diesem kleinen Hilfsmittel konnte ich meine Trainingswoche sehr positiv gestalten. Am Montag 30km ins Val Roseg, am Dienstag dann schöne, fiese Bergintervalle: 20x für eine Minute eine Strecke zum Hahnensee gesprintet, und zwar so schnell, dass selbst die Eichhörnchen geflüchtet sind. Am Mittwoch ging es dann ins Val Fex für 35km und am Donnerstag mit leicht müden Beinen auf die Via Engiadina mit 21km. Von Freitag bis Sonntag war ich dann als Botschafterin für die Stiftung in Deutschland an zwei Anlassen unterwegs. Dies ist immer wieder eine große Ehre für mich! Am Freitagabend konnte ich einem Kreis von geladenen Gästen über meine Abenteuer berichten und am Samstagabend ging es bei der Hilfsorganisation "OWL zeigt Herz" auf einer Kostümparty (Wilder Westen) zünftig weiter. http://www.owlzeigtherzev.de/
Mein Musiktipp: Camo & Krooked "Move around"
http://www.youtube.com/watch?v=g2vm79u5E1I



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