...diesen Satz spreche ich mir gebetsmühlenartig in absoluter Monotonie beim bergaufwärtsgehen ununterbrochen vor. Und die Schweißperlen rinnen mir über die Stirn in die Augen, der Atmen keucht wie eine Lungenmaschine und das Herz schlägt bis an die Schläfen. Was? Ich habe erst 500 Höhenmeter? 1500 kommen noch? Was? Der Gipfel ist noch so weit weg? Da muss ich jetzt noch hoch? Diese Art der Gedanken- beiderlei- das positive wie das negative- führen einen Kampf aus, dass ich mich jedes Mal wundere, dass ich nicht stehenbleibe und den beiden Stimmen in meinem Kopf sage: "Ihr könnt mich mal- ich drehe jetzt um und gehe nach Hause". Nein, ich gehe natürlich weiter- kontinuierlichen Schrittes stapfe ich trotzig dem Berg entgegen und wähle dazu auch noch die steilsten aller steilen Passagen. Und habe ich erst einmal die 500 Höhenmeterlinie geschafft, dann klickt plötzlich ein Schalter um und ich sehe die Dinge wieder ganz leicht und locker. Dieses Phänomen habe ich jetzt schon öfters beobachtet. Auch wenn ich auf die langen und eher flachen Longjogs gehe, beginne ich erst nach der Hälfte oder oft erst nach 3/4 damit, a) das Tempo zu steigern und b) mich wohl zu fühlen. Ist es jetzt a) der Flow, der mich dann erst packt b) die Vorfreude, dass es bald vorbei ist oder c) habe ich vorher nicht alles gegeben und will es mir auf den letzten Kilometern nochmal selber beweisen? Ach, all diese kritischen Fragen... aber ich habe ja auch viel Zeit zum Nachdenken, wenn ich da hechelnderweise die Berge hochjage. Obwohl- an so viel denke ich nicht, wenn ich bergauf laufe. Meistens gehen mir irgendwelche einfachen Lieder durch den Kopf- ich definiere "irgendwelche" etwas genauer: Karnevalslieder! Die Höhner, Gottlieb Wendehals usw.- nicht gerade das Genre, was ich normalerweise bevorzuge. Aber wenn ich die Höhenmeter fresse ist ja eh nichts normal. Und dann das gnadenlose Bergablaufen! Was muss das Hirn für eine Höchstleistung bringen, um nicht an jedem Stein hängenzubleiben, umzuknicken oder abzurutschen. Das ist eine wirklich sensationelle Leistung und ich muss sagen, dass das Bergablaufen zwar manchmal anstrengender ist, als das Hochlaufen- aber ist man einmal im Trailflow, dann rollt es nur so. Dann fliegen die Füße über die Steine, springen hochmotiviert über Stock und Stein und können es auch locker mit aus Tannenzapfen gefüllten Steilrinnen aufnehmen. Letztere sind besonders in dunklen Waldpassagen zu finden und sind des Trailrunners "liebste Passagen": once you roll you never stop! Und dann: Das Gefühl, wenn alles geschafft ist und der Trail vor einem kleinen Kiosk oder Supermarkt endet: Denn: Kohlensäure! Hätte ich mein kleines Wundergerätli (siehe Blog von letzter Woche) schon, würde es bestimmt ein Kohlensäuredefizit anzeigen. Nach 3-4 Stunden Belastung verspüre ich immer einen unglaublichen Drang nach einenm kohlesäurehaltigen Getränk- . Und es schmeckt dann auch so lecker, dass ich die Flasche meistens schon vor dem Bezahlen leer getrunken habe.
Soviel zum Thema Bergauflaufen und Gedanken. "Ich genieße das Gehen des Weges genauso wie das Erreichen des Ziel..." Das ist mein Motto. Neben RocknRoll natürlich!
Die letzte harte Trainingswoche ist gut verlaufen. Ein Rückblick: Eine kleine Generalprobe am Samstag mit 20 KM und 1900hm im Aufstieg; Am Freitag rauf zum Lej Alv, wo ich aufgrund der Schneemengen kapitulierte und mein Training kurzfristig zu Intervallsprints bergauf änderte; am Mittwoch und Donnerstag über die Via Engiadina und am Dienstag eine Tempoeinheit mit 15km.
Jetzt beginnt die Taperingphase, die ich dieses Mal etwas intensiver, dafür aber mit weniger Umfang gestalten möchte, sprich: Intervalleinheiten und maximal 20km als Longjog, den dafür aber im zügigen Tempo.
Hier noch was auf die Ohren: Ein Klassiker
The Notwist "Pilot"
http://www.youtube.com/watch?v=5E0zej3qZRY
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