Mittwoch, 27. Januar 2016

Hongkong 100 Race: Mein 1. DNF!!

HK100: mein 1. DNF (did not finish)

Hongkong ist wirklich eine wahnsinns-Stadt, das muss ich gleich mal zu Anfang loswerden! Es brodelt in den verschiedenen Stadtteilen und alles geht wirklich sehr friedlich und ruhig zur Sache. Eine Weltmetropole mit einer unglaublich tollen Berglandschaft in der Countryside! Meer, Strand, Berge und Big City- ein toller Mix, der jede Reise zum Erlebnis macht. Im Januar sind die Temperaturen mit 15-20 Grad normalerweise auch recht angenehm. Doch in den vergangenen Tagen sollte das Thermometer auf unter Null Grad abfallen. Das ist seit 59 Jahren nicht mehr passiert. Hätte ich das vorher gewusst, wären die Shorts, Flip-Flops und Sonnenhüte daheim geblieben. Mit fast 100% Luftfeuchtigkeit fühlen sich Null Grad auch schnell mal an wie minus 15! Dementsprechend bibberten und zitterten wir durch die Strassen von Honkong und das Sightseeing fiel nur in abgespeckter Form aus.
Für den Renntag am Samstag fielen die Temperaturen dann auch nochmals und ein starker Sturm machte das Übel noch schlimmer. Aber mal zurück zum Start....

Die unerwartete Kälte traf auch Süd-China, meinem ersten Stopp in der Manufaktur von UVU. Und da es dort  in den Gebäuden keine Heizungen gibt, waren die 4 Tage ungemütlich kalt. Zudem lag dichter Smog über der Stadt und diese Kombination brachte mein Immunsystem dann zum Stillstand: Husten und eine laufende Nase waren die Vorboten von dem, was noch kommen sollte. Ich war aber positiv und sicher, dass ich bis zum Rennen wieder fit sein würde. Die Meetings bei UVU in der Manufaktur von KTC Limited waren sehr spannend und eindrücklich. Ich hatte mir vorher noch nie solch detaillierten Gedanken darüber gemacht, wie viele Arbeitsschritte benötigt werden, um eine Outdoorjacke,- oder Hose herzustellen. In den ersten Schritten werden die Stoffe in vielen Schritten auf Fehler sondiert. Dann kommen die Schnittmuster, die meistens mit einem Laser geschnitten und mit einem speziellen Tape auf den Nähten geklebt werden. Die Logos und Klettverschlüsse, Reissverschlüsse, Knöpfe usw. werden in weiteren Abläufen hergestellt und eingearbeitet. Wasserdichte Stoffe werden auf Haltbarkeit geprüft. Daunenjacken! Das ist der Wahnsinn, wie diese per Hand in einem extra Daunenraum hergestellt werden. Die Daunen werden pro Kammer abgefüllt und werden dann in die Jackendesigns eingefüllt- exaktes Arbeiten ist gefragt, wenn eine Jacke nachher eine Füllung von 800 Gramm reinster Daune haben soll!!
Die letzten Arbeitsschritte drehen sich dann um die Verpackung und Versendung in alle nur erdenklichen Länder, da bei KTC sehr sehr viele qualitativhochwertige Marken produziert werden (Mammut, Haglöfs, Norröna, O`Neill, Gore, usw).

Da ich für UVU ja schon die Damenkollektion produzieren konnte, wurden die einzelnen Änderungen und Wünsche, die ich bei den Prototypen immer wieder verbessert habe, in ein ziemlich anderes Licht gerückt. Es geht nun in den finalen Schritten um das Farbkonzept , so dass Mitte des Jahres vier tolle Teile der Running-Series auf den Markt kommen! Seid gespannt!
Weniger gespannt sein müsst Ihr zu meinem Rennverlauf beim HK 100 Ultra:
Das Glück hatte ich bei dieser Reise leider irgendwo auf der Strecke gelassen,  da sich der Husten in eine fiese Bronchitis entwickelte und ich gefragt wurde, ob ich Kettenraucherin sei. Ich bereitete trotzdem alles vor und ging mit meinem Teamkollegen Tim Wortmann und Michael Wardian an den Start. Bei eisiger Kälte und Sturmböen, die schon einzelne Bäume umgerissen hatte, haderte ich sehr mit mir, ob es Sinn machen würde, zu starten. Doch dann waren auch schon die letzten 10 Minuten bis zum Start angebrochen und ich ließ es auf einen Versuch ankommen. Auf den ersten 11 km lief es noch ganz gut und ich kam als 5. Frau über die Checkpunkt-Linie. Doch dann wurde es hügeliger und meine Bronchien stiegen aus. Da war leider nichts mehr zu machen und ich wurde bergauf langsam wie eine Schnecke. Es war dann eine ziemlich harte Entscheidung, die ich kurz vor Checkpunkt 2 getroffen habe. Wenn man sich selber aus einem Rennen nehmen muss, muss man auch selber mit dieser Entscheidung leben können. Es ist auch anders, wenn man eine Verletzung hat, die jeder von aussen sofort beurteilen und kategorisieren kann, wie z.B. ein Beinbruch. Aber eine Bronchitis sieht man ja nicht (man hört sie nur) und jeder leidet anders. Bei solchen Erkrankungen gibt es ja auch keine „offiziellen“ Personen, die einen aus dem Rennen nehmen. Somit lag die Entscheidung nur bei mir. Bei CP2 standen mir die Tränen in den Augen, als meine Nummer durchgestrichen wurde. Aber so schnell durfte ich dann doch nicht aufgeben, da CP2 völlig in der Wildnis lag und es keinen Rücktransport gab. Also 7km weiter zu CP3, wo ich dann in einen  Bus einsteigen und zum Hotel fahren konnte. Nach so einer Entscheidung dauert es dann eine Weile, bis man erkennt, dass es aber absolut richtig gewesen ist.
Ich komme wieder, keine Frage! Die Trails waren so anders als in den Alpen, dass sich eine Rückkehr trotz der vielen 1000 Stufen und Asphalt auf jeden Fall lohnt. Meinen Trainingsplan werde ich für die kommenden Monate etwas umstellen und regelmässig ins Hallenbad gehen, um mein Immunsystem zu fordern. Ich glaube, dass diese reine und pure Luft hier auf 1800 Metern nicht immer von Vorteil ist. Ich bin gespannt, ob sich die Schwimmhäute, die sich bilden werden, aerodynamisch auf meinen Laufstil auswirken werden.
Ein Highlight war sicherlich noch, dass ich die Damen von Racing the Planet getroffen habe, die ihr headoffice mitten in Hongkong haben! 
Fazit: „Wenn du etwas machst, dann mach es richtig!“
Mein Musiktipp: THE NOTWIST "CHEMICALS" https://www.youtube.com/watch?v=Jt4rxLHuoVM 









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