Es ist schon interessant, wie der Körper sich immer wieder anpasst. Meine anfänglichen Schmerzen in der Achillessehne und Knie sind wie durch Wunderheilung seit einigen Wochen verschwunden. Ob es nun das "Spirea-Muskelöl", ein Besuch beim Osteopathen oder ganz einfach der Satz "Jetzt-hör-mal-auf-weh-zu-tun-du-Knie",... ich habe keine Ahnung. Auch mental passiert so einiges.Meine Tagesetappen sind ja im Durchschnitt zwischen 20-30km. Innerhalb der ersten 45 Minuten rebelliert nach wie vor meine innere Stimme und es fällt mir manchmal echt schwer, nicht einfach auf der nächstbesten Parkbank die Füsse hochzulegen. Und wenn ich dann noch daran denke, dass ich noch 95% der Strecke vor mir habe, kann es mitunter passieren, dass ich wirklich ernsthaft wieder umkehren will. Aber dann sehe ich wieder klar und deutlich die Wüste vor mir und die Gedanken bewegen sich wieder in die richtige Richtung. Und sobald diese Hürde überwunden ist, läuft der Motor und es gibt kaum ein Halten mehr. Bei einem der letzten längeren Läufe habe ich mich gefragt, ob Laufen eigentlich das Gehirn schrumpfen lässt. Am Samstag ging es 46km von St. Moritz nach Morteratsch und über den Trail bis zum Lago Bianco und wieder zurück. Ich war auf der gesamten Strecke alleine unterwegs, hatte nur eine neue Playlist auf dem i-pod und meinen Trinkrucksack dabei. Mein Hirn hat sich irgendwann ausgeschaltet und die Beine sind nur noch gerannt. Durch Schneefelder, matschige Wiesen, über Stock und Stein. Ich glaube, ich habe sogar angefangen mir lauthals selber etwas über die hiesige Vegetation, Flora und Fauna zu erzählen. Werde ich langsam verrückt oder ist das normal?!Nach 4h06min, 46km und knapp 1400Höhenmetern war ich wieder zuhause. Und hatte mein Wissen über Bäume und Sträucher ziemlich gut aufgefrischt. Und habe mich gefragt, was andere Leute, normale Leute eigentlich samstagnachmittags so machen... Danach begann die Regeneration: Ein Protein-Refresher, einen halben Zopf mit Honig und Quark, eine heisse Brühe und dann in die heisse Badewanne und Telefonate mit guten Freunden. Langsam gefällt es mir...
Wochenpensum 145km.