Sonntag, 30. Oktober 2011

Fördert Laufen die Denkfähigkeit oder macht es verrückt?!





Es ist schon interessant, wie der Körper sich immer wieder anpasst. Meine anfänglichen Schmerzen in der Achillessehne und Knie sind wie durch Wunderheilung seit einigen Wochen verschwunden. Ob es nun das "Spirea-Muskelöl", ein Besuch beim Osteopathen oder ganz einfach der Satz "Jetzt-hör-mal-auf-weh-zu-tun-du-Knie",... ich habe keine Ahnung. Auch mental passiert so einiges.Meine Tagesetappen sind ja im Durchschnitt zwischen 20-30km. Innerhalb der ersten 45 Minuten rebelliert nach wie vor meine innere Stimme und es fällt mir manchmal echt schwer, nicht einfach auf der nächstbesten Parkbank die Füsse hochzulegen. Und wenn ich dann noch daran denke, dass ich noch 95% der Strecke vor mir habe, kann es mitunter passieren, dass ich wirklich ernsthaft wieder umkehren will. Aber dann sehe ich wieder klar und deutlich die Wüste vor mir und die Gedanken bewegen sich wieder in die richtige Richtung. Und sobald diese Hürde überwunden ist, läuft der Motor und es gibt kaum ein Halten mehr. Bei einem der letzten längeren Läufe habe ich mich gefragt, ob Laufen eigentlich das Gehirn schrumpfen lässt. Am Samstag ging es 46km von St. Moritz nach Morteratsch und über den Trail bis zum Lago Bianco und wieder zurück. Ich war auf der gesamten Strecke alleine unterwegs, hatte nur eine neue Playlist auf dem i-pod und meinen Trinkrucksack dabei. Mein Hirn hat sich irgendwann ausgeschaltet und die Beine sind nur noch gerannt. Durch Schneefelder, matschige Wiesen, über Stock und Stein. Ich glaube, ich habe sogar angefangen mir lauthals selber etwas über die hiesige Vegetation, Flora und Fauna zu erzählen. Werde ich langsam verrückt oder ist das normal?!Nach 4h06min, 46km und knapp 1400Höhenmetern war ich wieder zuhause. Und hatte mein Wissen über Bäume und Sträucher ziemlich gut aufgefrischt. Und habe mich gefragt, was andere Leute, normale Leute eigentlich samstagnachmittags so machen... Danach begann die Regeneration: Ein Protein-Refresher, einen halben Zopf mit Honig und Quark, eine heisse Brühe und dann in die heisse Badewanne und Telefonate mit guten Freunden. Langsam gefällt es mir...
Wochenpensum 145km.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Abwechslung durch wechselnde Begleiter und Pensum von 140km erfüllt!

Das Wochenpensum von 140km ist geschafft. Es geht mir gut, ich fühle mich topfit. Langsam gehen mir allerdings die Möglichkeiten der Streckenvariationen aus. Ich brauche einfach jeden Tag eine andere Route, das ist für meine mentale Bereitschaft enorm wichtig. Da der erste Schnee nun auch die Höhenwege vereist hat, geht’s entweder nur noch mit Steigeisen oder auf allen Vieren. Sicherlich kann ich auch 10mal um den St. Moritzer See rennen, dann komme ich auch auf meine 40km. Aber wer hat dazu schon Lust?!
 Hier mein Rückblick: In dieser Woche hatte ich Glück, denn bei fast allen Läufen hatte ich Begleitung. Am Montag spulte ich die Strecke am Silvaplanasee über den Via Engiadina ab und meine treuen Begleiter waren ca. 125 Eichhörnchen, die immer wieder todesmutig meinen Weg kreuzten. Ich war ganz geblendet von den wahnsinnig tollen Farben, die das Engadin gerade zu bieten hat. Die Lärchen sind gelb, orange, rot, braun oder alles zusammen. Die Tour am Dienstag ging durch das Val Roseg, wobei mir 3 Kutschen mit japanischen Touristen dicht auf den Fersen waren. Am Mittwoch hatte ich dann im Schneetreiben Begleitung meines Rucksacks, Schlafsacks und 2 Hanteln à 2kg. Wer jetzt denkt, ich sei im Schlafsack mit dem Rucksack auf dem Rücken und den Hanteln in den Händen durch den Schnee gerobbt, liegt fast richtig. Allerdings waren Schlafsack und Hanteln im Rucksack und ich auf meinen zwei Beinen im Schnee. Lockere 6kg Zusatzgewicht machen ganz schön viel aus. Für die Runde um den Champferersee habe ich gleich mal 10 Minuten länger gebraucht. Und wenn ich daran denke, dass das Renngewicht bei ca. 9kg liegt, dann sollte ich vielleicht doch mal Arnold Schwarzenegger zum Krafttraining engagieren. Es ist schon enorm, wie sich der Laufstil und der Rhythmus und die Herzfrequenz verändern.
Am Donnerstagmorgen nutze ich den frisch gefallenen Schnee, um das Sandfeeling ein wenig zu erproben. Beim 30iger durchs Fextal mit einem Querfeldeinaufstieg über eine fast senkrecht verlaufende Almwiese begleitete mich mein Nachbar Silvio. Er hat sich echt tapfer geschlagen. Dies soll auch zugleich ein Aufruf sein, mich doch hin und wieder mal bei meinen Läufen zu begleiten. Ob joggend oder mit dem Bike oder Ski oder womit auch immer. Hauptsache wir haben eine gute Unterhaltung und die Kilometer fliegen nur so dahin. Am äusserst sonnigen Samstag zog es mich ins Suvretta-Villen-Gebiet, wo ich allein und verlassen durch die Gärten hüpfte. Noch schnell ein Abstecher vorbei am Wasserfall (fast schon Eisfall!) und dann nach Hause auf die Coach. Für meinen Sonntagslauf musste ich mich warm anziehen. Der Malojawind peitsche nur so über die Felder in Samedan, wo mich mein italienischer Lauffreund Tomaso hin entführte. Bei gefühlter Windstärke 25 scheuchte er mich über die niemals enden wollende Piste. Der Gedanke an eine heisse Badewanne trieb mich vorwärts. 
Ein weiteres Thema der Woche war auch die Ernährung. Laut diverser Expertenmeinungen sollte ich ab sofort auf Kohlenhydrate verzichten.Kein Zucker mehr. Gut, dass ich noch eine Mutter mit 7. Sinn habe und die mir direkt mal ein Päckli schickt!
Weiter, immer weiter!
Hier noch mein Mussiktipp der Woche:
Bunny Lake "Follow the sun"

Sonntag, 16. Oktober 2011

Die Woche flog nur so davon

Wer kennt das nicht: Es ist Montag und die Woche hat gerade erst begonnen. Es stehen 7 Tage zur Verfügung , die man mit allerlei sinnvollen Tätigkeiten ausfüllen kann. Der Freitag scheint ziemlich weit weg. Und dann geschieht genau das: Es ist Freitag und man fragt sich: War nicht gerade erst Montag?
Die Trainingswoche verlief eigentlich ganz gut. Das Wetter war am Montag noch sehr matschig und schneereich, trotzdem durfte ich zusammen mit Jan Fitschen (u.a.mehrfacher Deutscher Meister auf 10.000m) eine Runde durch den Stazerwald laufen. Für ihn war es ein 12km lockerer Dauerlauf. Ich war froh, dass er so gesprächig war, da ich doch etwas in Atemnot kam. Jan ist gerade im Höhentrainingslager im Engadin und trainiert für den Frankfurt Marathon (erwartete Zeit 2:15h: ich drück die Daumen!). Am Dienstag habe ich mich von St. Moritz bis zur Alp Suvretta gequält (irgendwie ist der Anstieg von der St. Moritzer Seite ziemlich fies). Zum ersten Mal nach Jahren hatte ich wieder mal Muskelkater in der Beinbeugemuskulatur. Mit ein paar lockeren Intervallsprints (20x200m auf der Bahn in 36Sekunden) brachte ich mich am Mittwoch dann tempomässig mal wieder in Fahrt. Und es macht doch immer wieder Spass durch die Kurven zu fliegen. Donnerstag nur "lockere" Einheiten mit diversen Trainingskunden und am Freitag ein Longjog: St. Moritz, Bever, Spinas, Val Bever bis zum Passo Suvretta (auch "Tal des Todes" genannt"), St. Moritz. Es war mehr eine mentale Herausforderung denn physisch. Ich habe die ganze Zeit nur gedacht: oh, nein, diese ganze lange Strecke, einsam und verlassen durch dieses niemals enden-wollende-Tal..." Diese Einstellung ist natürlich völlig falsch. Diese Gedanken rauben nur wertvolle Energie. Der Gebirgsbach, welcher mich durch das Tal die ganze Zeit begleitete, brachte mich auf eine Idee: Die Gedanken einfach wegspülen! Und plötzlich hatte ich das "Tal des Tode"s ohne Schwierigkeiten überstanden und belohnte mich am Passo Suvretta mit einem feinen Gel... 38km, 3:48, 1000Höhenmeter rauf und wieder runter. Das Auslaufen auf der Wiese im Anschluss war die reinste Wohltat. Am Samstag dann ein gemütlicher lockerer Dauerlauf und am Sonntag mal Regeneration, bzw. Mentales Training. Dazu in der nächsten Ausgabe mehr...

Sonntag, 9. Oktober 2011

Wochenrückblick 03.10. - 09.10.11


In der vergangenen Woche habe ich das fantastische Wetter genutzt, um nochmals intensiv die Berge abzugrasen: Vertical Speed Hiking! Mit Stöcken einfach mal schnell 1000 Höhenmeter rennen, Aussicht geniessen und dann wieder runter. Beim Piz Mezdi war noch alles im Sonnenschein. Ein Tag später auf der Corviglia musste ich schon wesentlich intensiver arbeiten, da mir erste Schneeflocken in die Quere kamen. Und am Samstag ging es dann auf dem Corvatsch so richtig zur Sache: Tiefes Schneetreiben ab Alp Marguns, knöchelhoher Schnee auf der Mittelstation (2756m) und bei minus drei Grad, Nebel und Schneesturm über die Fuorcla Surlej zum Hahnensee nach St. Moritz. Zum Glück kenne ich die Strecke ziemlich gut, sonst wäre ich sicherlich nicht so zügig unterwegs gewesen. 26km, 1156hm. Und kurz nach dem Hahnensee habe ich dann noch Ton getroffen, der im September noch als Teilnehmer der 24 Stunden Wanderung dabei gewesen ist. Noch so ein Verrückter, der sich von Schnee und Sturm nicht abschrecken lässt...
Die heisse Badewanne hatte ich mir verdient. Und jetzt suche ich mal meine Expeditionsausrüstung zusammen, wenn das hier so weitergeht.
Für die kommende Woche steht vermehrt das Mentale Training auf dem Programm; zudem sollte nun auch endlich mein Handtaschen-grosser-Stepper ankommen, damit ich anfangen kann, auch in der Sauna zu trainieren...

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Die Idee zum Projekt "4 Wüsten in einem Jahr"

Nach gut einem Jahr Überlegungszeit habe ich mich entschlossen, mein Projekt 2012 anzugehen. Ich werde durch die vier grössten Wüsten der Welt rennen. Das Event ist organisiert von Racing the planet und nennt sich "4 Deserts". 
Hier die Facts:
März: Atacama Wüste in Chile
Juni: Wüste Gobi in China
Oktober: Sahara in Ägypten
November: Antarktis 

Jedes Rennen umfasst 250km und dauert sechs Tage. Man muss die Nahrung und alle persönlichen Dinge wie Schlafsack, Kleidung etc. selber im Rucksack tragen. Alle 10km gibt es Verpflegungsposten, an denen man mit Wasser versorgt und einem tief in die Augen geschaut wird... Wer die Kontrolle besteht, darf weiter laufen. 
Ja, die Idee ist in der Tat ziemlich verrückt und es ist ein riesen Abenteuer. Um von diesem Rennen zu erfahren, musste ich im letzten Jahr in meinen Ferien in Chile und Argentinien Gunnar aus Norwegen treffen. Er trägt die volle Verantwortung! Das ist klar. Wir lernten uns beim Ponytrekking durch die Wälder an der Küste von Ushuaia kennen. (Mein Gaul hiess übrigens Satan). Beim gemütlichen Traben erzählte mir Gunnar dann, dass er in zwei Tagen in die Antarktis fahren würde, um dort an einem Rennen teilzunehmen. Vor Begeisterung wäre ich fast von Satan gestürzt. Er berichtete mir so ganz nebenbei, dass er auch schon durch die anderen Wüsten gerannt sei und dass die Antartiks die Letzte sei, die ihm noch fehlen würde. (Gunnar ist wohlgemerkt Mediziner und so um die 55-60?) Und von da an war die Idee geboren. Während der Wintermonate (Jan-April 11) habe ich schon heimlich trainiert und mich bei den fiesesten Schneestürmen mit meinen Joggingschuhen durch die tiefverschneite Landschaft gequält - immer mit der Frage im Kopf, ob ich es wirklich machen soll. Doch die Euphorie brach jedes Mal ein Loch ins Eis. Ich musste es einfach machen!
Seit September diesen Jahres ist es nun auch öffentlich in der Anmeldeliste zu lesen. Ich bin angemeldet.
Jetzt heisst es trainieren, trainieren, trainieren...


In diesem Blog werde ich nun regelmässig über meine wilde Vorbereitungszeit berichten. Im Moment steht das Vertical Speed Hiking ganz oben im Plan: ich renne mit Wanderstöcken die Berge bis zum Peak nach oben, geniesse kurz die Aussicht und laufe dann wieder runter!
Stay tuned und erlebt mit mir dieses Abenteuer!