Perfektes Wetter für Wettkampfbedingungen
Im Dezember sollte es hier im Engadin eigentlich meterhohe Schneewände geben, auch Powder genannt. Normalerweise hätte ich um diese Jahreszeit mindestens schon drei Skitouren hinter mich gebracht und meine Powderplanke (sehr breiter Ski) würde nicht jammernd im Keller stehen und auf ihren ersten Einsatz warten. Aber da ich diesen Winter ja auch einen völlig anderen Schwerpunkt habe, kommt mir das warme Winterwetter sehr gelegen.
Und somit konnte ich auch in dieser Woche wieder auf unendlich lange Longjogs gehen. Dabei war die Krönung Mitte der Woche: Mit der Sonne im Rücken machte ich mich durch den Stazerwald auf in Richtung Bever. Die Todeszone am Flugplatz (hier verlieren manchen Athleten beim Sommerlauf die Nerven) bewältigte ich ohne Verluste und auch der eisige Wind, der mir ab Bever entgegen peitschte konnte mich von meinem Vorhaben, den Funkmasten in St. Moritz auf möglichst ungewöhnlichem Wege zu erreichen (normalerweise würde ich den direkten Weg nehmen und ca. 45min brauchen) nicht abhalten. Ein genialer Trail ab Val Bever brachte Freude in mein Herz und liess mich lustig und fröhlich bergauf und bergab springen: immer der Sonne entgegen. Meine Orientierung besagte mir, dass ich mich immer nur auf den oberen Wegen aufhalten sollte, um diesen Funkmasten gut zu erreichen. Das hatte zur Folge, dass ich mich immer weiter bergwärts spulte und einige Höhenmeter machte. Hin und wieder tauchte dann mal eine weisse Substanz unter meinen Füssen auf, die man wohl "Schnee" nennt. Oder auch künstlich produzierten Schnee, wie man aufgrund der aufgestellten Schneemaschinen nicht ins Zweifeln kommen sollte. Ich war im völligen Laufrhythmus ganz auf mich konzentriert als es dann passierte: Die tiefstehende Sonne blendete mich so stark, dass ich über einen relativ kleinen Stein so blöd stolperte, dass ich mich nur noch mit einer gekonnten Handballrolle über die Schulter abfangen konnte. Da ich aber nicht auf weichem Hallenboden sondern auf fiesem Geröllfeld landete, tropfte anschliessend das Blut aus meinem Knie die Wade nach unten bis in den Schuh. (Bin ich etwa das neue Aschenputtel?). Würde ich nicht so häufig und oft stürzen (letzte Woche bin ich an einem 2cm hohen Hydrantendeckel kleben geblieben), wäre ich wahrscheinlich schon längst in der Notaufnahme des Spitals Dauergast. Aufgrund dieser Sturzgefahr, die immer von mir ausgeht, bevorzuge ich einsame Wege ohne grosse Spaziergängerfrequenz. Was ist peinlicher als diese Stürze? Auf alle Fälle erreichte ich den Funkmasten nach 2:45h und 1000hm rauf und runter.Ein toller Trail!
Bei den restlichen Einheiten in dieser Woche schleppte ich dann meistens meinen Rucksack gefüllt mit neuem Kaminholz vom Lej Marsch mit. Donnerstag wechselte das Wetter und ein sturmähnlicher Wind zog über die Seen. Anstatt die geschützte Variante durch den Wald zu nehmen entschied ich mich, dem Wind mein Gesicht zu zeigen und schon mal für die Wüste Gobi (windigste Wüste/ Rennen im Juni) erste Erfahrungswerte zu sammeln. Mit meinen Wanderstöcken kämpfte ich gegen den Wind an und es machte irgendwie Spass, der Natur so ausgesetzt zu sein. Auf dem Hahnensee angekommen war es wieder windstill.
Die Woche beendete ich mit meinem Lieblingstrail von St. Moritz nach Silvaplana über den Via Engiadina.
Heute in drei Monaten ist es somit: Atacama Crossing in Chile!!! Adios.
Wochenkilometer: ca. 120km
Mein Musiktipp:
http://www.youtube.com/watch?v=nJSn0IufdM4 St. Moritz Dorf im Dezember 2011 |
Ok, der Schreck war grösser als die Wunde... |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen