Sonntag, 11. Dezember 2011

Rauf und runter mit und ohne Gepäck


Schnee und starke Stürme läuteten die neue Woche ein. Es war teilweise eine Motivationsfrage, ob ich gegen oder mit dem Sturm kämpfen sollte. Und dann auch immer die Frage: Was ziehe ich an? Faserpelz oder Windstopper? Primaloft und drunter 2 Lagen? Auf den ersten zwei, drei Kilometern sterbe ich meistens einen Erfrierungstod, um dann spätestens nach 30 Minuten jegliche Reissverschlüsse und Kragen zu öffnen und die Handschuhe in den Taschen zu verstauen. Gut, dass es in der Wüste heiss ist. Da stellt sich die Frage nach Lagen und Zwiebelprinzip nicht…
Am Dienstag ritt mich der Teufel, denn ich hatte die Idee, auf die Alp Languard zu joggen. Mit Rucksack und Stöcken. Und Gegenwind. Und Schneesturm. Ich war so dick eingepackt, dass mich deutsche Spaziergängerinnen ganz aufgeregt ansprachen: „Ach, da ist sie ja wieder, unsere Rodlerin“?! Mit wem wurde ich denn da verwechselt? Ich fasste es als Kompliment auf und zeigte auf der folgenden Bergetappe mein Bestes. Gemein und heimtückisch waren die Eisflächen, welche mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt waren. Ich musste höllisch aufpassen, dass ich nicht ausrutsche (was ja eine meiner neuen Lieblingsdisziplinen ist…). Auf der Alp (mein ursprünglicher Plan war es bis zur Paradishütte zu rennen) fegte mir dann ein heftiger Sturm entgegen und die Wege wurden zur einzigen Rutschpartie. Ich hatte zwar in meinem Rucksack wieder Kaminholz geladen, aber nach einem romantischen Feuer war es mir nicht. Ab nach Hause, dachte ich. Zudem war es mir auf dem gesamten Hinweg ziemlich übel im Magen. Lag wohl daran, dass ich vorher Aminosäuren in Tablettenform geschluckt hatte. Diese sollen während Ausdauerbelastung zusätzlich „Energie“ geben.  Und meine Apothekerin des Vertrauens meinte, ich sollte die mal ausprobieren. Gut, dass ich jetzt noch alles testen kann. Bis zum Ernstfall weiss ich dann Bescheid.
Am Freitag lockte mich die Strecke ins Val Roseg, wo ich morgens völlig alleine meine Spuren in den Schnee ziehen konnte und lediglich vom Kutscher freundlich gegrüsst wurde. Ich war mit meinen Gedanken wohl schon in der heissen Badewanne, als es wieder passierte: Kurz vor dem Bahnübergang zog es mir die Füsse wieder weg. Elegant und spontan wie ich bin, verlagerte ich das komplette Gewicht (samt Rucksack) nach vorne, was zur Folge hatte, dass ich einen grandiosen Bauchplatscher auf die vereiste Strasse machte und meine Knie und Hände den Fall abbremsten . Haltungsnoten 1A! Jetzt spiele ich schon kein Handball mehr und laufe trotzdem wieder mit blauen Knien rum. Das muss aufhören! Wer kennt denn da einen Tipp??
Am Wochenende kam mich Trainerin Julia besuchen. Nach einem Tag auf der Piste, wo wir die Oberschenkel beim Telemark trainierten, ging es später noch auf die Heimstrecke (12km) mit Rucksack. Julia begleitete mich mit dem Bike- ich kam mir vor wie Irina Mikitenko (Deutschlands schnellste Marathonläuferin), die im Sommer ihr Höhentrainingslager im Engadin absolviert und auch immer von ihrem Trainer per Bike begleitet wird.
Und die Krönung dann heute: Bei bestem Winterwetter machten wir uns gen Val Fex auf. Da ich ungern die gleiche Strecke auf dem Rückweg laufe, wählte ich eine Trailpassage aus. Meine Trainerin kämpfte sich mit dem Bike tapfer durch tiefen Schnee und feuerte mich auch aus gefährlicher Schräglage noch an, ich sollte schneller laufen, bevor sie dann elegant über Wurzeln zu Fall kam.
Die Spaziergänger (vorwiegend ältere Herren) waren von uns auch ganz irritiert und hätten mir sicherlich am liebsten den Rucksack abgenommen.  
Es ging diese Woche also wieder zur Sache. Im Rucksack transportiere ich neuerdings 1.5Liter Orangensaftbeutel. Wer also mal einen Transport von St. Moritz auf Maloja oder wohin auch immer hat: einfach anmelden!
Wochenkilometer: ca. 110km plus/minus 1000hm
Mein Musiktipp: 
Irgendwo im Wald zwischen Val Fex und Sils

Champferer See

Abgestürzte Trainerin "Lauf schneller"

Da kommt die Trainerin angerast!

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