Mit dieser und anderen ähnlichen Fragen werde ich neuerdings
immer wieder konfrontiert. Ich freue mich ja, wenn mich Leute fragen, wie
häufig ich trainiere und wie gross die Umfänge sind. Die erstaunten und teils
skeptischen Gesichtsausdrücke meines Gegenübers kenne ich mittlerweile schon
recht gut. Entweder kommt ein erstauntes: „Ohh, das ist aber ein strenges
Programm“, oder „Du bist doch süchtig!“. Letztere Antwort nehme ich immer gerne
auf und erkläre, dass ich keineswegs „süchtig“ bin. Das regelmässige Laufen ist
mehr zu einer Gewohnheit geworden und ist fester Bestandteil in meinem
Tagesablauf. Ich finde diese Gewohnheit eigentlich ziemlich gut, wenn man
bedenkt, dass ich in der Zeit, in der ich joggen gehe, auch rauchen könnte. Ist
ja auch eine Gewohnheit. Allerding möchte ich behaupten, dass bei der Gewohnheit
„Joggen“ der Einstieg genauso schwer ist wie der Ausstieg. Der Anfänger quält
sich mit jedem Kilometer und findet immer eine tolle Ausrede, warum alles
andere wichtiger ist, als die regelmässige Bewegung. Einmal die Woche reicht
halt einfach nicht, um im Hirn Botenstoffe auszusenden, die ein positives Gefühl
für einige längere Zeit geben. Da muss man schon zwei bis dreimal in der Woche
raus; auch wenn es regnet. Und wenn man dann die Bewegung für zwei bis vier Monate
konstant durchhält, dann hat man sich dran gewöhnt. Oder ist süchtig. Vielleicht ist es auch eine Sucht
nach Gewohnheit!
Um es auf den Punkt zu bringen. Eine Gewohnheit wird für
mich dann gefährlich, wenn man bekannte Grenzen ignoriert und somit der
Gesundheit schadet. Ich denke, dass Personen, die sich regelmässig bewegen, in
der Regel ein gutes Körpergefühl entwickeln und somit ihre Grenzen kennen (lernen).
Eine Grenze für mich ist zum Beispiel zu pausieren, wenn ich krank bin oder
mich krank fühle. Würde ich diese Grenze überschreiten, schade ich meiner
Gesundheit. Einen Tag zu pausieren ist nicht einfach, wenn man es gewohnt ist, sich
jeden Tag intensiv zu bewegen. Und deswegen glaube ich auch, dass der Ausstieg
aus dem Laufsport sehr schwierig ist. Aber es ist wie mit allen Gewohnheiten:
hat man sich erst einmal an etwas Neues gewöhnt, fällt es ganz leicht. Also
gewöhnt Euch doch einfach das Joggen an! Es kann sich nur positiv auswirken!
Meine Woche fing mit einem „guten 30km-Lauf“ an. Ich war
auch total spontan und lief nach Bever und retour. Natürlich badeten meine
Füsse wieder im Neuschnee, aber immerhin mal eine neue Strecke. Die Freude über
eine neue Strecke war am Dienstag gleich schon wieder erloschen, da es kurz und
knackig mal eben einen halben Meter Neuschnee gab. Ich packte meinen Rucksack
mit 6 Wasserflachen und tobte mich im Parc Serlas auf den Fitnessgeräten aus.
Ich ächzte und marschierte auf dem Stepper im Schwierigkeitsgrad 20 (von 25
möglichen Stufen) ein Hügelprogramm ab, um anschliessend noch das Laufband auf
seine mögliche Steigung herauszufordern. Mit 15% bergauf marschierte und joggte
ich abwechselnd. Ich war schweissgebadet. Soviel geschwitzt habe ich selbst in
der Wüste nicht. Danach stand noch ein Workoutkurs auf dem Programm, wo sich
meine Teilnehmerinnen mit fiesen Bauch,- und Rückenübungen auspowern durften
(und ich mich auch..).
Am Mittwoch schien mir die Idee von Montag wieder sehr gut
und ich rannte wieder nach Bever. Allerdings in verkehrter Richtung, um keine
Routine zu bekommen. Hätte ich gewusst, dass mir auf der geraden Strecke am
Flugplatz ein derartiger Orkan entgegen bläst,… naja, ihr wisst schon. Dann
wäre ich natürlich anders herum gelaufen. Es war sicherlich ein guter Test für
die Wüste Gobi, die ja bekanntlich die windigste Wüste ist…
Am Donnerstag wagte ich mich nach den heftigen Schneefällen
todesmutig auf die Strecke zum Hahnensee. Jedoch kapitulierte ich bereits nach
3km, da ich für diesen Abschnitt 45 Minuten brauchte. Es war echt nicht witzig,
wie ich da durch den hüfthohen Schnee geeiert bin. Wutentbrannt gab ich auf und
drehte wieder um, was sehr untypisch für mich ist. Also muss es wirklich
schlimm gewesen sein!
Das Wetter wurde dann am Freitag auf einmal sehr
frühlingshaft und warm. Und zwar so warm, dass ich in kurzen Shorts und T-Shirt
laufen konnte! Ganze sechs Monate musste ich auf diesen Moment warten und er
war absolut befreiend! Da lief sich die Strecke (25km) auf einmal ganz von
alleine. Die Euphorie hielt auch am Samstag noch an, so dass mir in den Sinn
kam, dass ich doch mal ins Unterengadin laufen wollte. Auf der Karte studierte
ich den Weg bis nach Zernez, was in etwa 40km ergeben sollte. Mit Rucksack samt
Gepäck machte ich mich bei schönstem Sonnenschein über schneefreie Wege gen
Norden auf. Meine Freude wurde nur kurzzeitig getrübt, als ich in einem
schattigen Waldstück wieder vor grossen Schneebergen stand. Ich verlor absolut
die Fassung und fluchte lautstark vor mich hin! Es lief alles so wunderbar! Es
war warm, die Sonne schien. Meine neuen Schuhe passten hervorragend und ich war
bester Laune. Und dann kam wieder so ein Schneeberg! Nach ca. 3km hatte ich
wieder Eisbeine und in meinen Schuhen war ein See. Aber die Sonne sollte es
schon noch wieder trocknen. Mit diesem „Umweg“ kam ich dann in 3h45min in
Zernez an. Der Zug brachte mich glücklich und zufrieden nach St. Moritz zurück.
Da der Weg jedoch ständig bergauf und bergab führte und ich ca. 1700hm (+/-)
bewältigte, waren meine Beine vorerst erledigt. Eine heisse Badewanne mit Ölen
von Soglio haben die Schmerzen aber ziemlich schnell vergessen lassen. Und was
sagt mir das? Die Qualität bei Produkten ist bei so einem Hochleistungssport
absolut zwingend. Und da bin ich sehr froh, dass ich gute und starke Partner
habe, die mich unterstützen. Die Kleider und das Equipment von Salomon sind top.
Die cleveren Details muss man einfach gut finden. Zudem renne ich nie mehr ohne
meine Compressionsstrümpfe von Compressport. Die Waden fühlen sich sehr
komprimiert an und die langen Tights helfen bei der aktiven Erholung. Ich nehme
es einfach als ein sehr angenehmes und unterstützendes Gefühl wahr. Zu meinem ständigen
Begleiter gehört auch immer eine Sonnenbrille. Die ist gerade hier oben in den
Bergen ein absolutes Muss. Julbo macht für mein Gesicht sehr gute Brillen, mit
denen ich immer den Durchblick habe. Und wenn ich Winforce im Tank habe, ist auch
der steilste Bergpass zu bewältigen. Mittlerweile schlürfe ich die Drinks wie
Wasser… Besten Dank! Und an alle, die sich gerade überlegt haben, mit dem Laufen
anzufangen: Mit dem richtigen Partner läuft es immer am besten!
Auch die Presse war aktiv. In den Magazinen „Loox“ und „Aktiv
Laufen“ findet ihr Berichte über mein Rennen in der Atacamawüste. (Auch unter www.loox.com)
Hier noch mein Musiktipp: Friendly fires "Jump in the Pool"
Was ist neu? |
Was ist alt? |
Auf dem Weg nach Zernez |
Frisch und fröhlich am Bahnhof in Zernez |
Belohnung muss sein!! |
Hi Anne-Marie
AntwortenLöschenIt sounds like your training is going very well and that you're ready for the next desert! Hopefully you won't have to run through too much chocolate cake...!
Daniel