Montag, 26. November 2012

Die Erste Etappe

der wake up call um 5 uhr war schon recht frueh. aber da ich so aufgeregt war, bin ich schon lange vorher wach gewesen. ein reichhaltiges fruehstueck und dann ging es auch schon los. jeweils 10 personen wurden mit dem zodiac boot an land der insel king georg transportiert. dort angekommen, musste ich ein wenig warten, da ich in einem der ersten boote war. ich ueberlegte noch, welche bekleidungskombi ich anziehen soll, da das wetter nicht zu kalt , aber recht bewoelkt war. ich entschied mich fuer die waermere variante an den beinen und etwas leichtere fuer den oberkoerper. perfekt. durch das warten sind meine haende allerdings etwas eingefroren, was aber nach den ersten metern wieder vorbei ging.
um 8:15 erfolgte der countdown und ich war einfach nur gluecklich und happy und konnte es ueberhaupt nicht glauben, dass ich nun wirklich in der antarktis laufen wuerde!!! die aufgabe fuer den tag war,bis 20:30 hr zu rennen - eine runde betrug 14 kilometer mit einem stopp in der mitte. das hiess, wir sind die erste strecke bis zum wendepunkt gelaufen, dort gedreht und die gleiche strecke wieder zuerueck. dann in die andere richtung, am checkpunkt vorbei , wieder bis zum naechsten wendepunkt und dann wieder die gleiche strecke zurueck. alles auf schnee, welcher am morgen noch schon gefroren war! ich lief von anfang an an zweiter stelle, direkt hinter vicente. auf der ersten strecke haben wir sogar noch eine zusatzschlafe gemacht, da wir nicht genau wussten ob wir durch die huettensiedlung der forscher rennen mussten, oder einfach wieder drehen. drehen waere der weg gewesen... aber fuer uns ja kein problem. der erste abschnitt war 9km lang und es ging immer wieder rauf und runter, ganz nach meinem geschmack.
der zweite abschnitt begann auf einem langen flachen feld, welches anfaenglich noch gut zu rennen war- nachdem die sonne sich einmal durchgebrannt hatte, war dieses feld der horror, da der schnee eine einzigartige sulzsuppe war...
der zweite abschnitt ging dann noch durch einen eis-canyon, welcher sehr schoen war. einen weiteren kilomter in der naehe des oceans und dann am ende wieder kehren und alles retour.
am anfang hatte ich ziemliche atemprobleme. die erkaeltung, welche ich mir nach der sahara eingefangen hatte, stecke noch fest. ich beruhigte mich aber innerlich und kam nach und nach zu mehr atem. ich war immer auf vicentes spuren, wir waren immer nur ca. 10 minuten entfernt. so toll. und immer wenn wir uns auf der strecke gesehen haben, gab es ein "shake hands" und eine kurze frage, ob alles gut ist. ich fand es eigentlich ganz gut, dass wir nach zeit und nicht nach kilomtern laufen mussten. das gab mir eine gewisse selbstbestimmung. nach den ersten vier stunden fing ich an zu rechnen, wieviele runden ich noch drehen koennte. ich kam irgendwann zu dem entschluss, 2 runden noch im vollen tempo zu rennen und eine dann vielleicht noch zu walken. schliesslich kam doch alles anders, als gedacht. ich lief die 3 runden einfach im normalen tempo weiter! insgesamt bin ich sehr viel gerannt, auch bergauf. fuer mich ist es einfacher, im schnee zu rennen, als zu walken. ich habe da einfach mehr grip!
ich glaube, ich habe mir bei den anderen laeufern ziemlichen respekt eingespielt, da ich halt immer nur gerannt bin . ich war einfach in meinem element und war happy, dass ich in der antarktis rennen durfte!! die landschaft war so schoen und als gegen mittag die sonne raus kam und der himmel stahlblau war, dachte ich nur, das gibt es doch gar nicht, dass ich hier renne!!! komplett anders als in der schweiz oder oesterreich. einfach nur schoen. die beiden anderen damen liefen die ganze zeit zusammen. als ich sie umrundete, war es ein tolles gefuehl. es ist naemlich ziemlich schwierig, auf einer 14km langen runde jemanden zu ueberholen! mein tagsziel war also erfuellt. und ich war dann auch noch eine halbe runter weiter, als ich um 20 uhr zum checkpunkt kam. ich haette zeitlich noch eine halbe runde laufen koennen, aber ich beendete. ich hatte 7 runden gelaufen, sprich 98 kilometer in 11 stunden 41minuten. ich dachte nicht, dass ich so etwas schaffen wuerde. ich haette die letzte runde noch laufen koennen, waere es notwendig gewesen, sprich, wenn die damen mir auf den fersen gewesen waeren. es war aber besser, die zeit fuer die regeneration zu nutzen. ich hatte zwischendurch nur mal ein leichte krise, als ich nicht wirklich atmen konnte, und dann, als ich auf die uhr schaute, und ich schon 4 stunden geschafft hatte, aber noch 8 stunden vor mir lagen. ich lief von beginn an mit musik. all die guten alten emo-rock-bands kamen zum einsatz. ich hatte bock auf: bush, taking back sunday, bloc party und deftones. und zum schluss bruellte mir kurt cobain von nirvana noch die letzte energie in die ohren!!! und alle bands in shufflemodus, d.h. ich habe 10 stunden lang alle mindestens 2x gehoert. und klar, die wuestenrennsemmel war auch wieder dabei. sie hatte sich gegen die kaelte warm angezogen mit muetze, schal und handschuhen und extra dicken dicken schuhen fuer die duennen stacheligen beine! so witzig.
aber, ich war einfach in meinem element.
die langen etappen konnte ich noch nie so konzentriert wie gestern laufen. in der atacama war alles neu, ich wusste nicht, was passiert. in der gobi stoppte mich der magendarmvirus. in der sahara war es einfach zu heiss ( zum vergleich: 86 km in der sahara in 11h08: 98km in der antarktis in 11h41min!).
nach dem finish wurde es aber nochmals richtig hart. ich wollte mich so schnell es geht umziehen und meine dicken daunen-skisachen anziehen. aber meine haende hatten sich vorher vom leben verabschiedet. ich hatte den moment verpasst, rechtzeitig die handschuhe zu wechseln und schon war es um mich geschenen. mit traenen in den augen vor schmerzen, versuchte ich mit eingefrorenen haenden aus den nassen socken zu kommen . ein ding der unmooeglichkeit. ich musste mich echt zusammenreissen, dasss ich nicht losheulte. ich kenne das ja, ich habe mit kalten fingern bei einer solchen kaelte immer zu kaempfen. als ich endlich im zodiac sass, gab mir die liebe tara 2 handwaermer, die dann ihre arbeit taten.
in der kajuete angekommen, stuerszte ich mich erstmal auf meine riesen vorraete an plaetzchen, chips und nuessen- vorher natuerlich noch einen protein-shake von winforce. und dann abendessen um 21:30: chili con carne, saltbuffet und heisser tee. das ist doch mal luxus.

heute morgen, montag durften wir bis 6:15 schlafen. und dann passierte folgendes: wir fuhren durch eine kleine passage in richtung deception island und der wind wurde immer staerker. 50knoten und mehr! an deck wurde ich fast weggeweht! beim briefing dann: es ist nicht moeglich, an land zu gehen! wegen des windes und weil der landstrand mit eis zugedeckt ist. huch! sah ich da in den gesichtern der teilnehmeploetzlich grosse erleichterung? und als der eventmanager verkuendete, dass wir uns nun auf den weg zu einer anderen insel machen, rief der suedafrikaner carl: lets go to hawaii! alle lachten sich die seele aus dem leib!
jetzt gurken wir hier irgendwo rum, in der hoffnung (oder auch nicht), heute noch irgendwo land zu finden, um ein kleine etappe zu laufen.
ich kann allerdings auch gerne in der lounge sitzen und tee trinken. aber wenn wir laufen gehen sollten, dann werde ich wie gewohnt durch eis und schnee huepfe, da ich ja sonst auch nichts anderes mache!!
ich werde wieder berichten. uebrigens: ja, ich bin die mit der weissen hose! ich komme schliesslich aus st.moritz, da ist ein bisschen jetset doch wohl auch in der antarktis erlaubt, oder?
tschuess, eure eisflamme

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