Sonntag, 11. November 2012

Nach dem Rennen ist vor dem Rennen: Sahara Race 2012: Run, Sun, Fun!



Sahara Race 2012: Ich habe gewonnen! Und ich habe überlebt. Und ich hatte Spass. Auch wenn es heiss war. Die 250 Kilometer waren ehrlich verdient und jedes einzelne Sandkorn musste mühsam erlaufen werden. Ob ich nochmal durch die Sahara rennen würde? Nein. Aber es war trotzdem ein Abenteuer.

Nachdem ich die 86 Kilometer lange Etappe in 11 Stunden 08 Minuten gemeistert hatte, stand alles im Zeichen der Regeneration. Ich bewegte mich nur in Zeitlupe und verrichtete meine gewohnten Abläufe wie ferngesteuert. Es fühlte sich aber alles sehr leicht und gut an und nachdem die Schmerzen in den Hüften weniger wurden, war ich sogar in der Lage, das Zeltinnendach vom Sand zu befreien. Es hatte sich aufgrund der Feuchtigkeit im Innenzelt eine zentimeterdicke Sandschicht gebildet, die bei jedem Windstoss kleine Sandkörner auf mich herunter rieseln liess. Zusammen mit Joel räumten wir das komplette Zelt aus und entstaubten das Dach vom Sand und schüttelten den Boden aus. Dabei verlor Joel sein geliebtes Kissen, das durch eine starke Windböe einfach weggeweht wurde. Und ich warf im Trubel der Aktion meinen Löffel in den Mülleimer und konnte mich erst am nächsten Tag daran erinnern. Die Nacht war mehr schlecht als recht und als ich im Morgengrauen aufwachte und mich im Zelt umsah, lagen dort zwar Ahmed und Selma, aber von Roberto, Richard und Joel fehlte jede Spur. Verwirrt wie ich war, versuchte ich mich krampfhaft daran zu erinnern, wo ich bin, was los war und ob ich verschlafen hatte. Erst nach und nach kam meine Erinnerung zurück und mit einem erleichterten Gefühl legte ich mich einfach noch mal in die Waagerechte. Es war ja schliesslich der freie Tag, an dem wir uns ausruhen konnten. Und die drei Jungs sassen vor dem Zelt und tranken den ersten Kaffee. Keine Panik!
Der Tag verlief recht träge und alle hingen in den Seilen. Gegen Mittag wurde es ziemlich heiss und jeder suchte vergeblich einen Schattenplatz. Erst gegen Nachmittag kühlte es sich wieder etwas ab und am Abend wehte ein frischer Wind auf. Welch eine Erleichterung. Die letzten Teilnehmer kamen gegen 11 Uhr morgens ins Ziel und hatten stolze 27 Stunden für die Etappe gebraucht. Was ich in weniger als der Hälfte der Zeit geschafft hatte, beendeten diese tapferen Läufer unter strengsten Bedingungen. Ich ziehe meinen Hut vor diesen Läufern.
Gegen Nachmittag erzählte uns ein einheimischer Helfer dann noch etwas von der Geschichte der Sahara und alle lauschten ganz gespannt seinen Worten. Und zur Krönung gab es am Abend für alle „Extra Food“: Brot und einheimischen Schafskäse, zudem süssen Tee. Welch ein Genuss.
Die letzte Nacht im Zelt war unruhig, aber ich versuchte einfach nur, jeden Moment zu geniessen.

Am Samstag wurden wir dann um 08:00 Uhr mit Bussen zu den Pyramiden gefahren. Drei Stunden dauerte die Fahrt und es war interessant, plötzlich wieder in der Zivilisation zu sein. Ein krasser Gegensatz zur Einsamkeit der Wüste. Im Trubel der Touristenschwärme wurden wir direkt an den Pyramiden abgesetzt und sollten noch 2.5 Kilometer als letzte „Show- Etappe“ rennen. Ich war vom Anblick der vielen Touristen ein wenig überfordert. Da diese letzte Etappe nicht mehr in die offizielle Wertung des Laufes einging und wir alle die gleiche Zeit verrechnet bekamen, wollte ich mit meinen Freunden zusammen ins Ziel einlaufen. Allerdings hatte sich Racing the Planet etwas anderes ausgedacht. Vicente und ich mussten 90 Sekunden vor der Meute starten, um als Erste ins Ziel zu laufen, damit der Fotograf noch gute Bilder schiessen konnte. Nach dem Startschuss kam ich mir vor wie bei einer Fuchsjagd. Vicente und ich stürmten in einem sehr schnellen Tempo bergauf los und schlängelten uns durch die Touristen durch, die uns nur staunend anstarrten. Es war recht schwierig den Weg zu finden, da dieser nur alle 800 Meter mit Helfern abgezeichnet war. Wir wussten einige Male nicht, welche Richtung wir einschlagen sollten  und konzentrierten uns nur auf den Weg, anstatt die massiven und gewaltigen Pyramiden zu bewundern. Schliesslich empfingen uns einheimische Musikanten und Kamele und die obligatorische Trommel begleitete uns auf den letzten Metern. Vicente liess mir den Vortritt und so hängte mir Alina als Erste die Medaille um den Hals. Es war ein tolles Gefühl, endlich im Ziel zu sein und das Rennen erfolgreich beendet zu haben.
Die frische Pizza und das eiskalte Getränk schmeckten himmlisch. Während die letzten Läufer die Ziellinie erreichten, liess ich die Eindrücke der letzten Tage Revue passieren und grinste still vor mich hin. Ein wahnsinnig glückliches Gefühl bereitete sich im gesamten Körper aus und verschlag mir jegliche Sprache.
Später im Hotel genoss ich die Dusche. Ich stand erst mal nur 10 Minuten regungslos unter dem festen, warmen Wasserstrahl. Das Gefühl, nach einer Woche endlich wieder Wasser auf der Haut zu spüren, ist einfach genial. Zudem das Übermass an Toilettenpapier und das weiche Bett mit den vier Kopfkissen. Schon nach einer Woche Entbehrung werden solche  kleinen Dinge plötzlich essentiell. Zum Nachahmen empfohlen!
Die Party und das üppige Buffet waren wieder sehr gelungen und ich war stolz, meinen dritten silbernen „Wimbledon-Teller“ in der Hand zu halten. Vielen Dank an alle, die mich so fantastisch unterstützt haben. Es war einfach ein tolles Gefühl, die E-Mails, die Motivationssprüche, die witzigen Stories zu lesen. Ich fühle mich damit immer ein Stück wie zu Hause…. Macht einfach weiter so. Danke an Isi von www.isi-fitness.de, die dieses Mal den Blog aktualisiert hat.

Und einen riesen grossen Dank geht mal an Jens Lange, meinen PR Berater. Er hat nicht nur in meiner Abwesenheit immer alles gut im Griff, sondern inspiriert mich immer wieder mit neuen Ideen, Gedanken und stilsicheren Texten. Rock`n`Roll, Jens!

Seit Montagabend bin ich wieder im Engadin und konnte den Bikini gegen die Pudelmütze austauschen. Der Winter, mit Temperaturen um die zwei, drei Grad, ist ins Engadin eingezogen und der erste Schnee bedeckt bereits die Berge. Der Temperaturunterschied war zwar gewöhnungsbedürftig, aber ich weiss nun sicher, dass ich kühle Temperaturen den heissen bevorzuge. Am Dienstag bin ich erst mal ins Hallenbad gesprungen. Ich hatte plötzlich ein grosses Bedürfnis, mich ins Wasser zu werfen und die letzten Sandkörner abzuschütteln. Mit Strandferien braucht mir in den nächsten Jahren keiner zu kommen! Lieber würde ich noch ein weiteres Mal durch die Atacama und die Gobi rennen, als noch einmal in diesem Backofen der Sahara geschmurgelt zu werden…
Jetzt heisst es ganz klar Regeneration. Ich mache hier und da ein paar kleinere Läufe, um in Form zu bleiben. Zudem Yoga und Stretching, gutes Essen und viel Ruhe. Ich bin einfach nur müde gewesen in den vergangenen Tagen; aber rein körperlich ist alles bestens.
Da es heute wieder geschneit hat, konnte ich die Salomon- Snowcross-Schuhe nochmals testen und bin wiederum ganz begeistert. Der Schuh ist rutschfest, dank Spikes, und wasserdicht, dank Gamasche. Ich hoffe, dass ich mit diesem Rennmodell die Antarktis rocken werde.
Am kommenden Freitag geht die Reise auch schon wieder los. Zuerst fliege ich nach Buenos Aires, um dort die Projekte meiner Stiftung Paulchen Esperanza anzuschauen. Zudem haben wir für den Sonntag eine kleine Laufveranstaltung organisieren können, zu der sich schon 30 Kinder aus den Projekten angemeldet haben. Mein eigenes „Laufprojekt“ wird damit offiziell eröffnet, und ich freue mich, dass es bereits vor zwei Wochen schon angelaufen ist. Vor Ort werden die Kinder von Alice trainiert, die sich nun erstmals für eins der Projekte von Paulchen engagieren kann. Sie kann selbst auf eine sportliche Karriere als Caipoeira-Athletin und Läuferin zurückblicken und wohnt in Buenos Aires. Ich freue ganz ausserordentlich, dass sie das Projekt vor Ort leitet und mit den Kindern einmal pro Woche trainiert. Und genau für dieses Projekt sind wir auf Eure Spenden angewiesen. Wenn Ihr Euch für dieses „Lauftraining“ begeistern könnt, so freuen wir uns über jeden Euro, Dollar und Franken, damit wir die Kinder u.a. einkleiden können. In Jeans oder Röcken rennt es sich nämlich nicht so gut. Vielen Dank an dieser Stelle für Eure grosszüzige Unterstützung: www.paulchen-esperanza.de

Hier mein Musiktipp: James Brown "I feel good"

Winforce Carbo Basic Plus Citron Geschmack...
Hopp Dütschland, Hopp Schwiizz!


Eine kleine, harmlose Blase am linken 2. Zeh...

Powerfutter von Trk`n Eat: Pasta mit Soyahack!

Surfin`Sahara!

Und irgendwo war auch das Camp...

Schnelle Regeneration dank Winforce Power Pro!

... und Bündner Fleisch von der Chesa Salis in Bever!

Komfortable WC`s...

Stimmung am Abend..

Im Ziel, wo sonst!

Vom Kameltreiber rechts unten entführt!
 

1 Kommentar:

  1. Herzlichen Glückwunsch.
    Klasse und es macht immer wieder Spaß dir in deinem BLOG zu folgen.
    Und besser den Löffel verlieren als abgeben ;-)

    Keep on Running
    Holger
    www.trailrunning-eifel.de

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