HK100: mein 1. DNF (did not finish)
Hongkong ist wirklich eine wahnsinns-Stadt, das muss ich
gleich mal zu Anfang loswerden! Es brodelt in den verschiedenen Stadtteilen und
alles geht wirklich sehr friedlich und ruhig zur Sache. Eine Weltmetropole mit
einer unglaublich tollen Berglandschaft in der Countryside! Meer, Strand, Berge
und Big City- ein toller Mix, der jede Reise zum Erlebnis macht. Im Januar sind
die Temperaturen mit 15-20 Grad normalerweise auch recht angenehm. Doch in den
vergangenen Tagen sollte das Thermometer auf unter Null Grad abfallen. Das ist
seit 59 Jahren nicht mehr passiert. Hätte ich das vorher gewusst, wären die
Shorts, Flip-Flops und Sonnenhüte daheim geblieben. Mit fast 100%
Luftfeuchtigkeit fühlen sich Null Grad auch schnell mal an wie minus 15!
Dementsprechend bibberten und zitterten wir durch die Strassen von Honkong und
das Sightseeing fiel nur in abgespeckter Form aus.
Für den Renntag am Samstag fielen die Temperaturen dann auch
nochmals und ein starker Sturm machte das Übel noch schlimmer. Aber mal zurück
zum Start....
Die unerwartete Kälte traf auch Süd-China, meinem ersten
Stopp in der Manufaktur von UVU. Und da es dort
in den Gebäuden keine Heizungen gibt, waren die 4 Tage ungemütlich kalt.
Zudem lag dichter Smog über der Stadt und diese Kombination brachte mein
Immunsystem dann zum Stillstand: Husten und eine laufende Nase waren die
Vorboten von dem, was noch kommen sollte. Ich war aber positiv und sicher, dass
ich bis zum Rennen wieder fit sein würde. Die Meetings bei UVU in der
Manufaktur von KTC Limited waren sehr spannend und eindrücklich. Ich hatte mir
vorher noch nie solch detaillierten Gedanken darüber gemacht, wie viele
Arbeitsschritte benötigt werden, um eine Outdoorjacke,- oder Hose herzustellen.
In den ersten Schritten werden die Stoffe in vielen Schritten auf Fehler sondiert.
Dann kommen die Schnittmuster, die meistens mit einem Laser geschnitten und mit
einem speziellen Tape auf den Nähten geklebt werden. Die Logos und
Klettverschlüsse, Reissverschlüsse, Knöpfe usw. werden in weiteren Abläufen
hergestellt und eingearbeitet. Wasserdichte Stoffe werden auf Haltbarkeit
geprüft. Daunenjacken! Das ist der Wahnsinn, wie diese per Hand in einem extra
Daunenraum hergestellt werden. Die Daunen werden pro Kammer abgefüllt und
werden dann in die Jackendesigns eingefüllt- exaktes Arbeiten ist gefragt, wenn
eine Jacke nachher eine Füllung von 800 Gramm reinster Daune haben soll!!
Die letzten Arbeitsschritte drehen sich dann um die
Verpackung und Versendung in alle nur erdenklichen Länder, da bei KTC sehr sehr
viele qualitativhochwertige Marken produziert werden (Mammut, Haglöfs, Norröna,
O`Neill, Gore, usw).
Da ich für UVU ja schon die Damenkollektion produzieren
konnte, wurden die einzelnen Änderungen und Wünsche, die ich bei den Prototypen
immer wieder verbessert habe, in ein ziemlich anderes Licht gerückt. Es geht
nun in den finalen Schritten um das Farbkonzept , so dass Mitte des Jahres vier
tolle Teile der Running-Series auf den Markt kommen! Seid gespannt!
Weniger gespannt sein müsst Ihr zu meinem Rennverlauf beim
HK 100 Ultra:
Das Glück hatte ich bei dieser Reise leider irgendwo auf der
Strecke gelassen, da sich der Husten in
eine fiese Bronchitis entwickelte und ich gefragt wurde, ob ich Kettenraucherin
sei. Ich bereitete trotzdem alles vor und ging mit meinem Teamkollegen Tim
Wortmann und Michael Wardian an den Start. Bei eisiger Kälte und Sturmböen, die
schon einzelne Bäume umgerissen hatte, haderte ich sehr mit mir, ob es Sinn
machen würde, zu starten. Doch dann waren auch schon die letzten 10 Minuten bis
zum Start angebrochen und ich ließ es auf einen Versuch ankommen. Auf den ersten
11 km lief es noch ganz gut und ich kam als 5. Frau über die Checkpunkt-Linie.
Doch dann wurde es hügeliger und meine Bronchien stiegen aus. Da war leider
nichts mehr zu machen und ich wurde bergauf langsam wie eine Schnecke. Es war
dann eine ziemlich harte Entscheidung, die ich kurz vor Checkpunkt 2 getroffen
habe. Wenn man sich selber aus einem Rennen nehmen muss, muss man auch selber
mit dieser Entscheidung leben können. Es ist auch anders, wenn man eine
Verletzung hat, die jeder von aussen sofort beurteilen und kategorisieren kann,
wie z.B. ein Beinbruch. Aber eine Bronchitis sieht man ja nicht (man hört sie
nur) und jeder leidet anders. Bei solchen Erkrankungen gibt es ja auch keine
„offiziellen“ Personen, die einen aus dem Rennen nehmen. Somit lag die
Entscheidung nur bei mir. Bei CP2 standen mir die Tränen in den Augen, als
meine Nummer durchgestrichen wurde. Aber so schnell durfte ich dann doch nicht
aufgeben, da CP2 völlig in der Wildnis lag und es keinen Rücktransport gab.
Also 7km weiter zu CP3, wo ich dann in einen Bus einsteigen und zum Hotel fahren konnte.
Nach so einer Entscheidung dauert es dann eine Weile, bis man erkennt, dass es aber
absolut richtig gewesen ist.
Ich komme wieder, keine Frage! Die Trails waren so anders
als in den Alpen, dass sich eine Rückkehr trotz der vielen 1000 Stufen und
Asphalt auf jeden Fall lohnt. Meinen Trainingsplan werde ich für die kommenden
Monate etwas umstellen und regelmässig ins Hallenbad gehen, um mein Immunsystem
zu fordern. Ich glaube, dass diese reine und pure Luft hier auf 1800 Metern
nicht immer von Vorteil ist. Ich bin gespannt, ob sich die Schwimmhäute, die
sich bilden werden, aerodynamisch auf meinen Laufstil auswirken werden.
Ein Highlight war sicherlich noch, dass ich die Damen von Racing the Planet getroffen habe, die ihr headoffice mitten in Hongkong haben!
Ein Highlight war sicherlich noch, dass ich die Damen von Racing the Planet getroffen habe, die ihr headoffice mitten in Hongkong haben!
Fazit: „Wenn du etwas machst, dann mach es richtig!“
Mein Musiktipp: THE NOTWIST "CHEMICALS" https://www.youtube.com/watch?v=Jt4rxLHuoVM
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