Am Montag
ging es in die Berge. Von St. Moritz beginnend mit einem Fahrtspiel durch die
Wälder bis zur Talstation Corvatsch. Wo im Winter die Skifahrer runter heizen,
spulte ich mich wie ein Ringelwurm bergwärts. In brennender Sonne kam ich völlig
geschafft an der Hossabar an. Wie gerne hätte ich ein kühles Getränk zu mir
genommen; aber leider hat die Hütte im Sommer geschlossen. Und ausserdem hatte
ich ja auch noch nicht mal die Hälfte meiner Etappe! Was war da los mit mir.
Die nachfolgenden Steigungen mochte ich einfach nicht angehen. Vor jedem
kleinen Hügel kapitulierte ich innerlich und hätte mich am liebsten ins weiche
Gras geworfen. Ich versuchte meine Gedanken zu analysieren, um zu „erfahren“,
was da los ist. Jeder Versuch scheiterte allerdings. Ich stellte ganz einfach fest,
dass mein Hirn müde war. Müde und leer und es wollte sich nicht mit mühsamen
Steigungen quälen. Ich nahm das Tempo raus und motivierte mich mit den Sätzen: „Dann
geh es doch heute mal locker an; schau, wie es läuft; ein Schritt nach dem
anderen; die Energie kommt mit jedem Schritt zurück; usw.“. Und so schaffte ich
es tatsächlich bis zum ersten Zwischenziel „Marmorè“ im Val Fex. Dort oben
angekommen genoss ich den Blick auf das schöne Tal und die türkisfarbenen Seen.
Über den oberen Höhenweg rannte ich dann talwärts bis zum hintersten Hotel und
dann über die Strasse wieder zurück. Ich rief zwischendurch immer mal wieder
das „Universum“ an, es solle doch bitte irgendwas machen, dass ich mich nicht
weiter so quälen müsste. Meine Worte wurden erhört; denn plötzlich überholte
mich eine grosse Gruppe Velofahrer und diese feuerten mich mit Zurufen an: „Go,Go,Go!
You are amazing! Run, Run, Run!“ Ich dachte, ich höre nicht richtig! Mit diesen
Worten in den Ohren lief es sich plötzlich wieder ganz leicht. Der Bann der
negativen Gedanken war gerissen und ich verspürte wieder Spass an der Bewegung,
an dem, was ich da tat! Offen sein und schauen, was passiert; das ist das neue
Motto! Diese 32km mit 1400 Höhenmetern waren harte Arbeit. Aber sie haben sich
gelohnt.
Am Dienstag
waren Trainings mit meinen Kunden im Vordergrund, so dass ich keine Zeit mehr
für ein eigenes Training hatte. Das sollte sich auszahlen, da ich am Mittwoch
wieder völlig neuer Motivation war. Es lag auch vielleicht daran, dass eine
Freundin zu Besuch war, die mich mit dem Bike begleitete und mein neuer „Coach“
war. Zudem rollte uns auf dem Weg ins Val Roseg noch Fabrizio mit dem Bike über
den Weg (Fabrizio habe ich den Namen „Grande Campionessa“ zu verdanken). Obwohl
er an dem Tag schon zweimal im Val Roseg gewesen ist, liess er es sich nicht
nehmen, sich in das „Hasengespann“ einzuordnen und uns zu begleiten. Wir drei
erregten bei den Spaziergängern grosses Aufsehen: zwei Begleitfahrer für die
schnelle Wüstenkönigin, die mit schwerem Rucksack und schnellem Schritt das Tal
hochrannte. Das gab mir zusätzliche Motivation und ich lief neuen persönlichen
Streckenrekord.
Am
Donnerstag spulte ich eine Runde Via Engiadina ab und konnte am Ende das Tempo
sogar noch beschleunigen. Freitag war mal wieder die Hahnenseerunde auf dem
Programm und obwohl mir meine Beine unglaublich schwer vorkamen und mich das Gewicht
meines Rucksacks permanent nach hinten zog, schaffte ich die Strecke von der
Haustüre in 33 Minuten. Locker lief ich bergab und mit einem fiesen Technolied
von Scooter im Ohr, düste ich am Champferersee in D-Zug-Geschwindigkeit bis
nach Hause. Am Abend durfte ich mich bei einer osteopathischen Behandlung
entspannen und meine verklebten Faszien lösen lassen. Das tut echt verdammt
gut. Das beklemmende Gefühl im Brustkorb verschwand zugleich und meine
komplette Wirbelsäule richtete sich auf. Ist ja auch klar, wenn ich die ganze
Zeit mit einem Rucksack renne, dass sich die Statik leicht verändert- deswegen
ist Massage und Osteopathie ab sofort ein regelmässiger Programmpunkt.
Am Samstag
ging es in der Mission der „24 Stunden Wanderung Engadin“ nochmals auf eine
kleine Wandertour, auf der ich ca. 25km im schnellen Wanderstempo zurücklegte. Das
war allerdings so ungewohnt, dass ich am heutigen Sonntag einen fiesen Schmerz
im Rücken verspüre. Und wer mich mittlerweile kennt, weiss, dass wenn ich es im
„Rücken habe“, es auch „Rücken“ ist! Sprich, ein verklemmter Nerv, ein zu stark
gespannter Muskeln, ich weiss es nicht. Klassisch würde ich es wieder mal als
Hexenschuss bezeichnen, obwohl ich zwischendurch gar keine Hexe getroffen habe…
Ich warte ab, was kommt.
Achso, und eins geht ja immer. Im Sommer ist hier im Engadin donnerstags immer ein schöner Dorfmarkt, wo man allerlei schmackhafte Sachen kaufen und essen kann. Und das Highlight für mich ist immer der grosse HARIBO Stand: Am letzten Donnerstag habe ich die persönliche Rekordsumme gekauft: für 19,95CHF Haribo "Gemischt"....
Mein Musiktipp:Bloc Party "Octopus"
Die Hasen! |
Haribo!! |
Relaxing am Hahnensee |
Stretching mit der "Black Roll". Sehr schmerzhaft!! |
Ja ja, die elende Motivation, kenn ich auch. Ich motiviere mich unterwegs meist mit den Eindrücken die ich von meiner Umwelt sammle und an denen ich meinen Geist erfrische. Aber manchmal ist es so wie in einem meiner Posts nach dem Lauf auf Facebook geschrieben: Die Motivation hilft uns etwas zu beginnen, aber die Leidenschaft ist es, die uns ins Ziel trägt.
AntwortenLöschenMit besten Grüßen aus Dortmund.
Markus Lackmann