Neben meinem Wüstenprojekt arbeite ich ja auch noch als
Sportwissenschaftlerin und Personal Trainerin hier im Engadin. Seit drei Jahren
führe ich zusammen mit Michael Gebert (Extremsportler und Paraglider) die „24
Stunden Wanderung Engadin“ durch. Es ist das hochalpine Abenteuer, welches über
die höchstgelegenen Wanderwege des südlichen Alpenbogens führt. Wir wandern einen
Tag und eine Nacht ohne zu schlafen. Bei
diesem Erlebnis kommt man mit jedem Schritt näher an persönliche Grenzen und
lernt, diese zu überwinden. In der Regel wandern wir zwischen 60-80km und
laufen knapp 3000 Meter rauf und runter.
Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie die Teilnehmer
frohgestimmt durch den Tag wandern und wie sich die Einstellung nach 12 Stunden
verändert. In den Gesichtern ist Zweifel zu sehen und die Etappe durch die
Nacht ist immer sehr gefürchtet. Ich finde diesen Abschnitt aber eigentlich
immer am spannesten. Das Licht der Stirnlampe zeigt mir den Weg und meine
Gedanken sind auf diesen kleinen Lichtkegel fixiert. Alles andere wird
ausgeblendet. Es fühlt sich an wie eine aktive Erholung. Die Sinne arbeiten im
Dunkeln total anders. Geräusche und Gerüche werden intensiver wahrgenommen und
die Phantasie arbeitet auf Hochtouren. Jedes im Tageslicht noch so harmlos aussehendes
Gebüsch wird im Dunkeln zu einer bedrohlichen Gefahr; bis die Augen erkannt
haben, um was es sich wirklich handelt. Und wenn dann das Morgengrauen den Tag
ankündigt, sind die Augen schwer, die Sinne müde, aber der Geist ist frei und
losgelöst. Während der 24 Stunden kann ich mich immer sehr gut entspannen. Das
gemütliche und gleichmässige Wandertempo lässt mich in einen harmonischen Rhythmus
fallen und die Gedanken können fliessen. Und das brauchte ich dringend….
Nach meinem Motivationsloch der vergangenen Wochen, habe ich
die 24 Stunden Wanderung einfach nur genossen und neue Kraft getankt. Ich kann
allen empfehlen, im nächsten Sommer ins Engadin zu kommen, und an einer der
Wanderungen teilzunehmen. Ganz neu bieten wir die Touren auch als Teambuilding
an. Weitere Infos folgen bald.
Ich habe in den letzten zwei Wochen wieder einmal mehr
festgestellt, was die mentale Einstellung in einer Trainingseinheit ausmacht.
Wenn ich es schaffe, meine Gedanken auf den Moment zu fokussieren und nur an
den nächsten Schritt zu denken, dann laufe ich wie ein Schweizer Uhrwerk. Meine
Mentaltrainerin Dr.med. Elisabeth Nagel hat mir in den letzten beiden Sitzungen
wieder einmal anschaulich gezeigt, wie wichtig die Entspannung ist. Wenn meine
Gedanken entspannt sind, so wirkt sich das auch auf meinen Körper aus. Beides
sollte immer im Einklang sein und alles sollte aufeinander abgestimmt sein.
Mehr Training bedeutet auch mehr Entspannung. Und wenig Motivation bedeutet,
die Freude und die Leichtigkeit an der Bewegung wieder zu finden. Eine gute
Übung ist immer wieder, die momentane Lebenssituation rückblickend zu erzählen.
Ich durfte mir also vorstellen, wie es ist, 90 und älter zu sein und im
Schaukelstuhl sitzend meinen Zuhörern zu erzählen, wie das „damals“ gewesen ist
mit dem Motivationsloch. Und im weitergehenden Gespräch über die Dinge
sprechen, die ich getan habe, um die Motivation wieder zu finden. Das ist sehr
spannend und hilfreich. Einfach mal ausprobieren und die Phantasie ankurbeln.
Somit kam ich aus der Krise („Hallo Krise, schön bist du da.
Wann gehst du wieder?!“) raus und hamsterte gute Energie. Das Motto der
Trainingswoche war: SPASS haben und alles war erlaubt:
Am Montag startete ich mit einer Pause, da ich mich von den
85km der ersten 24 Stunden Wanderung erholen musste. Am Dienstag machte ich
wieder etwas Ungewöhnliches. Noch vor dem Frühstück rannte ich ohne Rucksack im
lockeren, leichten Tempo 12km und fühlte mich vogelfrei! An Mittwoch ging es
mit flinken Füssen bis zum Ende vom Val Roseg und über den Trail retour (26km,
2h18, 400m hoch/runter). Der Donnerstag stand im Zeichen von Speed Hiking: Mit
einem 6.5kg schweren Rucksack rannte ich den Hausberg Piz Mezdi (2954m) rauf.
Mit Gepäck auf dem Buckel brauchte ich 10 Minuten länger als sonst und kam nach 1h41 und
1200hm oben an.Dnach ging es wieder bergab... Freitag tobte ich mich wieder in den Bergen aus: Speed Hiking
(je steiler desto besser) über die schwarze Skipiste an der Chantarella-Bahn
(in 54Minuten) bis auf Corviglia. Dann zur Finnenbahn und dort 30 Minuten im
zügigen Dauerlauf auf 2500m trainiert. Die Atmosphäre da oben ist immer wieder
besonders. Kann ich jedem nur empfehlen!
Samstag ging es dann wieder auf die nächste 24 Stunden Tour mit
Start am Ofenpass. Wir legten 84km bei bestem Wetter zurück. Sonntag war dann
mal frei…
Mein Musiktipp: Justice "New Land"
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