Bei minus 30 Grad
(!!!) bin ich in 4:52,45 ins Ziel gesprintet, da es auch mir dann echt kalt wurde!
Wir mussten auf einem Parcours 12 Runden rennen - nach der ersten Runde war
meine Skibrille und Sonnenbrille total eingefroren, so dass ich fortan ohne
Brille gerannt bin. Hatte zur Folge, dass ich an den Wimpern und überall im Gesicht dicke
Eiszapfen hängen hatte- konnte teilweise nicht mehr schauen und hatte Angst,
dass die Augen einfrieren! Nach der zweiten Runde waren die Füsse und Hände
warm. Füsse blieben warm bis zum Schluss. Hände verabschiedeten sich in der 4.
Runde! Das ist ja nichts Neues für mich, das passiert mir ja ständig! Da halfen
auch die guten Handschuhe nichts. Ich hätte mir Handwärmer besorgen sollen, wie
alle anderen Läufer auch..
Ich kam mir einfach vor wie ein Fischstäbchen im
Gefrierfach!
Ich hätte einfach mal im Küchenzelt anhalten können, um mich
aufzuwärmen- so wie alle anderen Läufer auch. Aber ich konnte einfach nicht
stehenbleiben! Ich wäre vermutlich auch über einen Eisbären gestolpert, da ich
mental so aufs Laufen und mich konzentriert war. Es lief einfach alles gut! In
Runde neun schaffte ich es mit meinen Eisfingern eine Tasche an meiner Jacke zu
öffnen, um einen Energiegel zu essen. Es war noch nicht mal richtig gefroren! Aber
mit dicken Handschuhen lässt sich so ein Teil nicht richtig öffnen- und schon
gar nicht mit Eisfingern- also hatte ich nur einen Bissen, was besser als gar
nichts war. Ich war aber auch nicht hungrig oder durstig! Lag wohl daran, dass
das Tempo relativ langsam war und ich im Fettverbrennungsmodus laufen konnte.
Meinen iPod konnte ich dementsprechend auch nicht bedienen und summte mir
stattdessen im Kopf Lieder von NOFX vor...Ich spulte die Runden einfach wie
beim Intervalltraining ab oder erinnerte mich an die Runden-Trainingseinheiten
am Lej Alv.
Das Laufen auf Eis und Schnee kenne ich ja, das war ja nichts
Neues. Trotzdem stolperte ich einige Male (worüber auch immer ) und konnte mich
mit einem geschickten Abroller ( keine Flammersfeld'sche Rolle) abfangen- was
für Muskelkater in den Schultern am nächsten Tag führte.
In Runde Acht hatte
ich fest vor, meine dicken Handschuhe aus dem Küchenzelt zu holen, doch ich lief
einfach dran vorbei und war in Runde neun! Ab Runde zehn hatte ich dann einen
taktischen Vorteil, da der zu der Zeit Zweitplatzierte Luke sich zu lange
im Zelt aufhielt und ich ihn überholte. Wenige Meter schloss er zu mir auf und
wir liefen ein paar Meter zusammen ehe ich merkte, dass es keinen Sinn für mich
machte, seinem Tempo zu folgen. Ich überholte ihn und dachte, dass er sich an
mich dranhängen würde, was aber nicht der Fall war! Und so zog ich die letzten
zwei Runden routiniert durch und war sehr froh und dankbar, als ich im Ziel
als Zweite Overall ankam!
Nach den obligatorischen Fotos und Interviews steuerte ich
schleunigst auf das warme Küchenzelt zu. Endlich! Endlich konnte ich mich
aufwärmen!! Und dann realisierte ich ziemlich schnell wie kalt es eigentlich
war! Ich rannte in Windeseile in mein Zelt, zog alles aus, um in warme , neue
Kleider zu wechseln! Und dann dauerte es gute 3 Stunden, bis ich wieder warm
war. Dabei halfen mir Ingwertee, Schokolade und- natürlich- Gummibären!!
Nachdem es mir wieder gut ging, übernahm ich im Küchenzelt das Amt der
Samariterin und versorgte eingefrorene Läufer mit allem möglichen. Ich konnte so
mitleiden, wenn sie wieder raus auf den Parcours mussten, um weitere 3-5 Runden
zu laufen!
Gegen 21 Uhr war es dann soweit: der Helikopter in Richtung
Nordpol stand parat! Wir packten uns alle in die dicksten Klamotten und Felle,
stiegen in ein russisches Fluggefährt und ratterten 45 Minuten bis zum wirklich
nördlichsten Punkt der Erde!
Unser Guide suchte per GPS zu Fuß schließlich
DEN Nordpol und markierte diesen momentanen Punkt mit einem großen Stab!
Paulchen, der Eisbär, das Maskottchen meiner Stiftung freute sich sehr,
endlich mal in seinem Heimatland zu sein...
Da es am Nordpol gefühlte minus 40 Grad
waren (kann man das überhaupt noch fühlen?!), waren grosse Fotosessions nicht
drin. Jeder machte ein paar Bilder, stellte Flaggen oder Maskottchen auf und
dann kam doch wirklich auch noch Santa Claus vorbei... ( siehe Fotos )
Ein
irrer Trip! Ich danke all den Personen, die das möglich gemacht haben, besonders
UVU mit Gerhard, Basti und Richard und meinen anderen Sponsoren wie Mountain Equipment, Compressport, Julbo, Suunto, Soglio und allcare. Das war SPITZE!
Zusammengefasst:
1. Frau, 2. Overall und neuer Streckenrekord!
UVU North Pole Women's Marathon
1. Anne-Marie Flammersfeld (GER) 4:52.45
2. Anna Wester (NED) 7:57.50
3. Shona Thomson (GBR) 9:09.22
4. Eleanor Dorran (IRL) 9:21.24
5. Pam Solberg-Tapper (USA) 9:53.55
6. Jacqui Burke (GBR) 10.09.30
7. Judy Scrine (GBR) 10:23.47
2014 UVU North Pole Marathon (men)
1. Mike Wardian 4:07:40 hrs
2. Luke Wigman 5:03.55 hrs
3. Patrick Cande 5:46.19 hrs
4. Bruno Ercoli 5:54.46 hrs
5. Ian Hunt (GBR) 6:42.56
6. Hans-Jorg Hegner (SUI) 6:49.16
7. William Gargiullo (SUI) 6:54.50
8. Sierd Nutma (NED) 7:19.40
9. Pierre Wolkonsky (FRA) 7:25.00
10. Mark Cooper (AUS) 7:32.18
11. Karl Hinett (GBR) 7:40.36
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2. v.l : Gunnar! Der Gunnar, den ich damals in Ushuaia beim Ponytrekking getroffen habe! Ganz rechts: Spitzenathlet Michael Wardian- mein UVU-Team mate! |
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DER Nordpol steht Kopf! |
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Paulchen auf dem Nordpol! |
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Hello Santa!! |