der wake up call um 5 uhr war schon
recht frueh. aber da ich so aufgeregt war, bin ich schon lange vorher
wach gewesen. ein reichhaltiges fruehstueck und dann ging es auch schon
los. jeweils 10 personen wurden mit dem zodiac boot an land der insel
king georg transportiert. dort angekommen, musste ich ein wenig warten,
da ich in einem der ersten boote war. ich ueberlegte noch, welche
bekleidungskombi ich anziehen soll, da das wetter nicht zu kalt , aber
recht bewoelkt war. ich entschied mich fuer die waermere variante an den
beinen und etwas leichtere fuer den oberkoerper. perfekt. durch das
warten sind meine haende allerdings etwas eingefroren, was aber nach den
ersten metern wieder vorbei ging.
um 8:15 erfolgte der countdown und ich
war einfach nur gluecklich und happy und konnte es ueberhaupt nicht
glauben, dass ich nun wirklich in der antarktis laufen wuerde!!! die
aufgabe fuer den tag war,bis 20:30 hr zu rennen - eine runde betrug 14
kilometer mit einem stopp in der mitte. das hiess, wir sind die erste
strecke bis zum wendepunkt gelaufen, dort gedreht und die gleiche
strecke wieder zuerueck. dann in die andere richtung, am checkpunkt
vorbei , wieder bis zum naechsten wendepunkt und dann wieder die gleiche
strecke zurueck. alles auf schnee, welcher am morgen noch schon
gefroren war! ich lief von anfang an an zweiter stelle, direkt hinter
vicente. auf der ersten strecke haben wir sogar noch eine zusatzschlafe
gemacht, da wir nicht genau wussten ob wir durch die huettensiedlung der
forscher rennen mussten, oder einfach wieder drehen. drehen waere der
weg gewesen... aber fuer uns ja kein problem. der erste abschnitt war
9km lang und es ging immer wieder rauf und runter, ganz nach meinem
geschmack.
der zweite abschnitt begann auf einem
langen flachen feld, welches anfaenglich noch gut zu rennen war- nachdem
die sonne sich einmal durchgebrannt hatte, war dieses feld der horror,
da der schnee eine einzigartige sulzsuppe war...
der zweite abschnitt ging dann noch
durch einen eis-canyon, welcher sehr schoen war. einen weiteren kilomter
in der naehe des oceans und dann am ende wieder kehren und alles
retour.
am anfang hatte ich ziemliche
atemprobleme. die erkaeltung, welche ich mir nach der sahara eingefangen
hatte, stecke noch fest. ich beruhigte mich aber innerlich und kam nach
und nach zu mehr atem. ich war immer auf vicentes spuren, wir waren
immer nur ca. 10 minuten entfernt. so toll. und immer wenn wir uns auf
der strecke gesehen haben, gab es ein "shake hands" und eine kurze
frage, ob alles gut ist. ich fand es eigentlich ganz gut, dass wir nach
zeit und nicht nach kilomtern laufen mussten. das gab mir eine gewisse
selbstbestimmung. nach den ersten vier stunden fing ich an zu rechnen,
wieviele runden ich noch drehen koennte. ich kam irgendwann zu dem
entschluss, 2 runden noch im vollen tempo zu rennen und eine dann
vielleicht noch zu walken. schliesslich kam doch alles anders, als
gedacht. ich lief die 3 runden einfach im normalen tempo weiter!
insgesamt bin ich sehr viel gerannt, auch bergauf. fuer mich ist es
einfacher, im schnee zu rennen, als zu walken. ich habe da einfach mehr
grip!
ich glaube, ich habe mir bei den
anderen laeufern ziemlichen respekt eingespielt, da ich halt immer nur
gerannt bin . ich war einfach in meinem element und war happy, dass ich
in der antarktis rennen durfte!! die landschaft war so schoen und als
gegen mittag die sonne raus kam und der himmel stahlblau war, dachte ich
nur, das gibt es doch gar nicht, dass ich hier renne!!! komplett anders
als in der schweiz oder oesterreich. einfach nur schoen. die beiden
anderen damen liefen die ganze zeit zusammen. als ich sie umrundete, war
es ein tolles gefuehl. es ist naemlich ziemlich schwierig, auf einer
14km langen runde jemanden zu ueberholen! mein tagsziel war also
erfuellt. und ich war dann auch noch eine halbe runter weiter, als ich
um 20 uhr zum checkpunkt kam. ich haette zeitlich noch eine halbe runde
laufen koennen, aber ich beendete. ich hatte 7 runden gelaufen, sprich
98 kilometer in 11 stunden 41minuten. ich dachte nicht, dass ich so
etwas schaffen wuerde. ich haette die letzte runde noch laufen koennen,
waere es notwendig gewesen, sprich, wenn die damen mir auf den fersen
gewesen waeren. es war aber besser, die zeit fuer die regeneration zu
nutzen. ich hatte zwischendurch nur mal ein leichte krise, als ich nicht
wirklich atmen konnte, und dann, als ich auf die uhr schaute, und ich
schon 4 stunden geschafft hatte, aber noch 8 stunden vor mir lagen. ich
lief von beginn an mit musik. all die guten alten emo-rock-bands kamen
zum einsatz. ich hatte bock auf: bush, taking back sunday, bloc party
und deftones. und zum schluss bruellte mir kurt cobain von nirvana noch
die letzte energie in die ohren!!! und alle bands in shufflemodus, d.h.
ich habe 10 stunden lang alle mindestens 2x gehoert. und klar, die
wuestenrennsemmel war auch wieder dabei. sie hatte sich gegen die kaelte
warm angezogen mit muetze, schal und handschuhen und extra dicken
dicken schuhen fuer die duennen stacheligen beine! so witzig.
aber, ich war einfach in meinem element.
die langen etappen konnte ich noch nie
so konzentriert wie gestern laufen. in der atacama war alles neu, ich
wusste nicht, was passiert. in der gobi stoppte mich der magendarmvirus.
in der sahara war es einfach zu heiss ( zum vergleich: 86 km in der
sahara in 11h08: 98km in der antarktis in 11h41min!).
nach dem finish wurde es aber nochmals
richtig hart. ich wollte mich so schnell es geht umziehen und meine
dicken daunen-skisachen anziehen. aber meine haende hatten sich vorher
vom leben verabschiedet. ich hatte den moment verpasst, rechtzeitig die
handschuhe zu wechseln und schon war es um mich geschenen. mit traenen
in den augen vor schmerzen, versuchte ich mit eingefrorenen haenden aus
den nassen socken zu kommen . ein ding der unmooeglichkeit. ich musste
mich echt zusammenreissen, dasss ich nicht losheulte. ich kenne das ja,
ich habe mit kalten fingern bei einer solchen kaelte immer zu kaempfen.
als ich endlich im zodiac sass, gab mir die liebe tara 2 handwaermer,
die dann ihre arbeit taten.
in der kajuete angekommen, stuerszte
ich mich erstmal auf meine riesen vorraete an plaetzchen, chips und
nuessen- vorher natuerlich noch einen protein-shake von winforce. und
dann abendessen um 21:30: chili con carne, saltbuffet und heisser tee.
das ist doch mal luxus.
heute morgen, montag durften wir bis
6:15 schlafen. und dann passierte folgendes: wir fuhren durch eine
kleine passage in richtung deception island und der wind wurde immer
staerker. 50knoten und mehr! an deck wurde ich fast weggeweht! beim
briefing dann: es ist nicht moeglich, an land zu gehen! wegen des windes
und weil der landstrand mit eis zugedeckt ist. huch! sah ich da in den
gesichtern der teilnehmeploetzlich grosse erleichterung? und als der
eventmanager verkuendete, dass wir uns nun auf den weg zu einer anderen
insel machen, rief der suedafrikaner carl: lets go to hawaii! alle
lachten sich die seele aus dem leib!
jetzt gurken wir hier irgendwo rum, in
der hoffnung (oder auch nicht), heute noch irgendwo land zu finden, um
ein kleine etappe zu laufen.
ich kann allerdings auch gerne in der
lounge sitzen und tee trinken. aber wenn wir laufen gehen sollten, dann
werde ich wie gewohnt durch eis und schnee huepfe, da ich ja sonst auch
nichts anderes mache!!
ich werde wieder berichten. uebrigens:
ja, ich bin die mit der weissen hose! ich komme schliesslich aus
st.moritz, da ist ein bisschen jetset doch wohl auch in der antarktis
erlaubt, oder?
tschuess, eure eisflamme