Sonntag, 6. März 2016

Das Fieber

Samstagmorgen, 6:23, ich bin hellwach. Die Augen klappen wie von selbst auf, das Adrenalin rauscht durch den Körper und lässt mich aus den Federn zum Fenster springen: Es schneit!  Es schneit dicke Flocken und die Sicht ist gleich Null. Egal! Wie ein Feuerwehrmann bei Alarm gleite ich elegant in meine Skihose und direkt in die Skischuhe. Während die Kaffeemaschine einen doppelten Espresso mahlt, gehen mir Gedanken durch den Kopf: Wie lange schneit es wohl schon? Schneit es schon die ganze Nacht? Wie viele Zentimeter weisses Gold sind wohl schon gefallen? Während ich den Espresso schlürfe, tippe ich nervös Nachrichten an die Powdergemeide ins Handy. "Wo sollen wir uns treffen? Erste Gondel? Hat überhaupt das Gebiet geöffnet? "
Ob die anderen auch so hysterisch sind wie ich, frage ich mich. Ob eigentlich die anderen auch so viele Wetter, - Schnee,- und Powderalarm-Apps auf ihren Handys installiert haben und im Stundentakt den Wolkenströmungsfilm verfolgen? Ob alle die Reiseroute der Frau Holle so sehr verfolgen wie ich? Ich glaube ich habe Fieber, das Powderfieber! Und das mit fast 38 Jahren. Ich komme mir vor wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal Schnee sieht. Vor ein paar Jahren war dieses Fieber noch viel schlimmer.  Freunde, die zu Besuch waren, wurden morgens zu unmenschlichen Zeiten aus dem Bett gezerrt und angeschnauzt, wenn sie nicht schnell genug ihren Körper in die Skisachen bekamen und dann auch noch so sehr trödelten, dass der erste Lift weg war. Mittlerweile ist es nicht mehr ganz so schlimm. Oder vielleicht haben sich meine Freunde auch darauf eingestellt.
Ist Frau Holle erstmal im Anmarsch, fällt auch das Lauftraining aus. Da fällt dann quasi alles aus. Dann brenne ich. Und zwar nicht als kleine Kerze, sondern als ganzer Waldbrand. Das Feuer der Begeisterung ist entflammt. Und dagegen gibt es kein Gegengift!
In solchen Momenten muss ich immer wieder an den Hirnforscher Gerald Hüther denken, der sagt, dass "Begeisterung wie Dünger fürs Gehirn wirkt". Diese Begeisterung wirkt motivierend (früh aufstehen an einem freien Tag), antreibend (so viele Abfahrten machen wie es möglich ist), mitreissend (man muss nur an einem Powdertag morgens um 9:15 in Maloja am Tellerlift stehen) und lässt einen Raum und Zeit vergessen (was? Schon 13 Uhr? Ich habe gar nicht gemerkt, dass meine Hände vom Schnee aufgeweicht und die Kleider nass sind und der Magen knurrt). Diese Begeisterungsfähigkeit samt Waldbrand ist mein Plädoyer an alle, die auf der Suche nach sich selbst sind: Macht das, wofür euer Herz schlägt. Und könnt ihr es vor lauter Bäumen im Wald nicht mehr hören, dann springt einfach mal kopfüber in den Schnee.

Mein Musiktipp:
Primal Scream "Can`t go back"
https://www.youtube.com/watch?v=euRsT0lIVuc
Welcome to Powderhausen! 

Wo ist oben, wo ist unten? 

Die Powdergang im Powderland. 

Selfie with friends! 

Auch die Powderski brauchen mal eine Pause. 

Und die Speicher werden mit Oat King wieder aufgefüllt! 
https://www.youtube.com/watch?v=euRsT0lIVuc

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