Samstag, 26. November 2016

Die Anreise

Die Anreise
Alles ist fertig gepackt und die Taschen bis aufs letzte gefüllt mit Klamotten für 2 Jahreszeiten und Equipment für 3 Sportarten. Ich komme mir vor, als ob ich nicht eine Woche verreisen würde, sondern 3 Monate! Ich fühle mich auch ein wenig dekadent und privilegiert, dass ich mal eben nach Mexiko fliege und dort (leider) nur 8 Tage verbringe. Zurück zum Thema: ich komme am Flughafen Frankfurt ohne Stau auf der Autobahn an und finde auch auf Anhieb das Parkhaus. Ich lade alles aus und suche vergeblich einen Gepäckwagen. Nun denn, alles auf den Buckel laden und irgendwie den Lift finden. Rucksack mit 20kg auf den Rücken, Biketasche auf Rollen in eine Hand, die Umhängetasche über die Schulter und, achja, der Skibag! Wo findet der noch Platz? Auf der anderen Schulter! So laufe, rolle und schleppe ich mich durchs Parkhaus in Richtung Lift. Dort steht auch endlich ein Gepäckwagen. Ich lade das Bike quer, dadrauf den Rucksack und die Ski stechen wie eine Lanze oben raus. Der Lift kommt und wer passt nicht rein? Ich! Also alles wieder vom Gepäckwagen abladen und unter grössten Kraftanstrengungen den Plunder längs und hochkant auf den Wagen und den Rucksack auf den Rücken. Passt. Der Lift öffnet sich und ich fahre zum Terminal. Mittlerweile laufen mir die ersten Schweissperlen den Rücken runter. Nach einer endlosen Tour durch verschiedene Gänge, erreiche ich eine Rolltreppe, die mich zum Schalter bringen soll. Zum Glück entdecke ich noch einen Lift, auf den ich zielsicher hinstrebe. Leider ist der Lift noch kleiner als der erste, so dass ich es irgendwie managen muss, alles Gepäck in den Lift zu werfen, ohne dass die Türen schliessen und der Lift mit meinem Gepäck abhaut! Mit einem langen Spagat schaffe ich es zeitgleich die Türen offen zu halten, die 28kg schwere Biketasche vom Wagen in den Lift zu befördern und mir dabei einige Male die Schienbeine am harten Metall anzuschlagen. Bei der kurzen Fahrt in die 2. Etage kann ich kurz verschnaufen. Und dann geht alles wieder raus. Der Wagen, die Biketasche, der Skisack, der Rucksack, die Umhängetasche und ich. Von Schweissperlen ist jetzt keine Rede mehr; eher Überflutung. Und dann geht alles plötzlich ziemlich schnell: am Schalter für Sondergepäck stehen vor mir nur 2 grosse Kisten mit 2 grossen Hunden, die etwas ratlos schauen. Mein Gepäck wird ohne Probleme eingecheckt und ich bin um Ca 60kg leichter...

Während ich noch eine ganz gute Anreise habe, müssen Beppe und alessio mit diversen Hindernissen kämpfen. Da die Piloten der Lufthansa streiken, ist ihr Flug von Pisa nach München gestrichen. Mit Auto und Bahn schaffen sie es gerade noch rechtzeitig zum Münchner Flughafen und trotzen überfluteten Strassen in Italien und rauchenden Motoren.
Das Abenteuer hat begonnen!

Sonntag, 13. November 2016

Getting ready for the next volcano: Pico de Orizaba in Mexico!

It is always exciting to start a new project when you have an idea about doing something. The thoughts in your mind are chaotic and they are hopping around like flipper balls. And then you press the start button and it rolls. Its still chaotic but it becomes clearer and clearer.
Our new project will start in the middle of November 2016. We want to climb the third volcano in our series “Volcanic Seven Summits Bottom Up Climbs” and we decided to rock the highest volcano of North America. It is the Pico de Orizaba in Mexico (5636 meters)! Of course we want to do it in the Bottom Up Climbs Style what means to start at the lowest point of the country which will be on the shore of the Gulf of Mexico.
The first thing we do is to make a research about the country and its special landscape. Due to the fact that we have no library of maps we use google maps or open street maps to get a first impression about the conditions. We find out where the highest point is and then we decide where we need to start. On google maps you can see only the road and some smaller streets but no hiking or biking trails. It is always a surprise when we get to the country to see how the roads are! For our new project we decided to start in Veracruz at the shore of the ocean. Veracruz is a big city what makes it normally easier with all the logistical things. Apropos logistical things: I dont know why but on this trip everyone has a special idea: Beppe wants to be independent what means that he doesn’t want to have a support car who carries all our bags. That means that we have to organize everything for ourself. Alessios ideas makes it not easier because he wants to ski up and down the last section of the volcano (approximately 750 meters). That means we have to carry the skis and boots and poles as well. Due to the fact that we have no support car it will be a challenge to cycle and hike with all that equipment. Compared to Beppes and Alessios ideas is my wish very simple: I don`t want to sleep higher than 4000 meters what means that the boys have to be fit to climb the summit from that hight in one go. Fortunately the last hut is on 4200 meters what means that we can stay there for 2 days and acclimatize. The summit day will be at least 1400 vertical meters. Absolutely makeable 🙂
Due to these “extra”-wishes the trip needs a proper logistic planning. Although we only have 8 days for everything!!
At the moment we try to plan the “external factors” like: to organize a rental car from Mexico city to Veracruz; Book our own bikes and ski on the flight; Organize the hotels (easy); organize the stay at the Pedra Grande Hut on 4200 meters because there is no water source. Therefore we need a guide with jeep who drives up the water for us because it would be impossible to hike up with all the equipment AND water for 3 days (12 liter?!). Then we need to organize the transport back to Mexico city. The internal factors are about food, mechanical equipment for the bikes, how to pack everything what means to travel with: bike, ski, ski boots, ski poles, ice axt, rope, bike shoes, hiking shoes, sleeping bag, sleeping mat, helmet, bikes clothes, glacier clothes, food,…. I don`t see myself with all that equipment traveling from St. Moritz village to the airport by train !!)…But this is exactly what I love. To have an idea and to make a plan out of it. With the trust that everything will become reality! 



Stay connected with us and learn in the next blog post who we are and what makes our three different characters so special!

Dienstag, 1. November 2016

Tapering, Weltmeisterschaft und Danach!

Wie stellt sich eigentlich ein „Nicht-Sportler“ oder ein „Nicht-Wettkampfathlet“ das Leben einer Athletin vor? Zuerst einmal kommt eine ganze Weile ein Training mit verschiedenen Einheiten. Darauf will ich hier aber gar nicht näher eingehen. Denn das sollte ja auch eigentlich klar sein. Ohne Fleiss keinen Preis! Doch ca. 2 Wochen vor einem Wettkampf ändert sich das Trainingsverhalten der Athletin schlagartig. Es wird nur noch halb so viel trainiert, die Einheiten sind wesentlich kürzer und die Regeneration steht im absoluten Vordergrund. Was jetzt noch nicht gemacht wurde oder geheilt ist, hat keine Chance mehr auf Verbesserung. Denn zwei Wochen vor dem Wettkampf sollte das Training abgeschlossen sein. Nun befindet sich die Athletin in der „Tapering-Phase“. Dies bedeutet, dass der Trainingsumfang um ca. 50% reduziert wird und der Körper viel Zeit zur Erholung bekommt, um dann am Tag X des Wettkampf perfekt ausgeruht und trainiert zu sein. Wer jetzt glaubt, dass diese Phase doch super sein muss, der täuscht sich gewaltig. Es fällt der Athletin nämlich gar nicht leicht, von 110% auf 50% herunterzufahren und plötzlich anstatt 4 Stunden Training nur noch 1 Stunde zu schwitzen. Unruhe macht sich bemerkbar und Gedanken kreisen im Kopf wie „Habe ich genug trainiert? Reicht es? Hätte ich nicht noch mehr machen sollen? Oder war es gar zu viel Training?“ Diese Phase ist zudem gekoppelt mit letzten Vorbereitungen, die den Wettkampf betreffen. Das erforderliche Equipment wird rausgesucht, das Ernährungskonzept erstellt, das Strecken,- und Höhenprofil ausgedruckt und mit markanten Punkten versehen. Jetzt bleibt noch Zeit, um notwendige Vorkehrungen zu treffen. Tapering ist sehr wichtig, denn nur eine entspannte Sportlerin ist eine gute Sportlerin! In der Ruhe liegt die Kraft und nur wer in dieser Phase zu viel macht, kann eigentlich nur schlechter werden!
Und dann geht es zum Wettkampf.
Und hier berichte ich und beschreibe das letzte Race bei der Weltmeisterschaft im Ultratrailrunning in Portgual am vergangenen Samstag. Der Start ist um 5 Uhr, was bedeutet, dass das Frühstück um 3 Uhr stattfindet. Zum Glück teile ich mir mit Simone das Zimmer, sonst wäre ich glatt eine Stunde zu spät aufgestanden. Ich hatte meinen Wecker auf 3:30 gestellt, anstatt auf 2:30! Huijujuiuhu! Das wäre lustig geworden!
Das Aufstehen gelingt trotzdem sehr gut, obwohl die Nacht alles andere als ruhig war. Zum Frühstück gibt es leckere Hefeteig-Schnecken mit Honig und Kaffee. Ich sitze mit dem deutschen Team an einem Tisch und die Aufregung steigt mit jedem Schluck Koffein. Mit dem stark verspäteten Bus fahren wir ca. 45km bis zur Startlinie und haben gerade noch 15 Minuten Zeit, bis es losgeht. Und dann gehen die Stirnlampen an und die über 280 Athletinnen und Athleten rennen los. Für die kommenden 2h45min ist es stockfinster und nur die Kopflampen weisen uns den Weg. Ich komme ganz gut rein ins Rennen und merke, wie die Maschine recht schnell startet. Ich lasse mich aber nicht sonderlich hetzen und rausche im mittleren Tempo im hinteren Mittelfeld mit. Für manche Läufer ist das technische Gelände reinstes Neuland und immer wieder muss ich in den Bergabpassagen abbremsen, da die Kolonne ins Stocken gerät. Als wir dann einen ziemlich tiefen Fluss überqueren müssen, welcher nur über wenige, spitze und aalglatte Steine zu passieren ist, hätte ich fast einen Abflug gemacht. Ich bin dicht hinter einer Läuferin, die grosse Schwierigkeiten hat und auf einem Stein mitten im Fluss stehenbleibt und nicht vor und nicht zurück kann. Dummerweise stehe ich mit ihr auf diesem Stein und bleibe erst mal still, um sie nicht nervös zu machen. Nach einer gefühlten Ewigkeit reicht es mir langsam und ich ermutige sie, doch einfach zu gehen. Dabei gerät sie ins Straucheln und greift nach meinem Arm! Himmel! Ich halte sie gerade noch so fest , bis sie das Gleichgewicht wieder gefunden hat, um es im nächsten Moment direkt wieder zu verlieren. Blitzschnell reisse ich mich von ihr los und gebe ihr einen kleinen Schwung nach vorne, so dass sie zum nächsten Stein und somit in „Sicherheit“ springen muss. Das hätte auch echt übel ausgehen können. Weiter geht’s! Als die Sonne später aufgeht gibt das einfach nochmal zusätzliche Energie. Ich laufe und freue mich, dass ich mitmachen darf! Nach 30km treffe ich am 2. Verpflegungsposten ein und kurz nach mir kommen auch Ildiko und Claudia an. Beide sehen recht frisch aus und ich muntere uns auf: Lets rock it, girls!  Währenddessen werde ich von unserem super Betreuerteam mit allem Notwendigen versorgt und Dodo haut uns allen nochmal eine extra Portion Iso rein! Es geht weiter, aber irgendwas ist anders. Der erste lange Anstieg erweist sich als mühsam. Langsam macht sich auch die Hitze bemerkbar. Ich finde keinen Rhythmus und bin furchtbar langsam. Die Sonne brennt, es ist heiss und der nächste Verpflegungsposten ist noch gute 10km und 800hm entfernt. Ich glaube, ich verdurste und erste Krämpfe in den Beinen machen sich bemerkbar. Gitti zieht zu mir auf und wir laufen eine Weile zusammen, bis wir endlich den Verpflegungsposten erreichen. Ich schütte mir das Wasser und Iso ohne Ende rein und merke gar nicht, dass es meinen Durst stillt. Ich fühle mich sehr erschöpft. Aber, das Iso und der Zucker wirken und neue Kräfte lassen sich mobilisieren. Ein langer Abstieg über eine Forststrasse folgt, aber mit vollem Wasserbauch lässt die sich nicht sonderlich schnell laufen. Und dann machen sich die Krämpfe im Magen oder Darm oder Zwerchfell oder sonst wo bemerkbar und ich muss das Tempo verlangsamen und Gitti ziehen lassen. Ich hoffe, dass die Krämpfe sich mit der Zeit bessern, aber leider ist das Gegenteil der Fall. Ich kämpfe und leide und habe viel Zeit über meine Misere nachzudenken, was nicht gerade dazu beiträgt, dass es mir besser geht. Ich schleppe mich von einem Kilometer zum nächsten und trinke bei jedem Verpflegungsposten grosse Mengen Wasser, Iso und Cola, doch nichts hilft. Es ist zum Heulen. Klar, ich kann aufgeben, aber bei einer Weltmeisterschaft gibt man nicht so einfach auf, oder? Beim letzten langen Anstieg treffe ich die Läuferin wieder, mit der ich fast baden gegangen wäre. In dem weglosen Gelände kann jeder dort laufen, wo es gut geht, aber sie meint nur zu mir, ob ich ihr mal aus dem Weg gehen könnte, sie möchte vorbei!? Hä? Ich antworte nur, dass es hier ja gar keinen Weg gibt und man ja überall laufen kann. Für so was habe ich nun wirklich keinen Nerv mehr. Erheiternder ist das Wiedersehen mit einer Britin, die ganz am Anfang übelst auf ihre Knie gestürzt ist und seitdem Verbände wie Knieschoner trägt. Wir muntern uns gegenseitig auf, indem wir uns auf ein Bier im Ziel verabreden. Ich würde in diesem Moment alles dafür geben, dass meine Krämpfe aufhören und ich wieder locker laufen kann, doch meine Wünsche werden nicht erhört. Beim letzten Verpflegungsposten will ich einfach aufgeben, doch Maja und Dodo reden mir gut zu, massieren meinen Bauch und schicken mich auf die letzten 15km bis zum Ziel. Hügel über Hügel laufe ich immer weiter und irgendwann bin ich da. Ich biege ein auf die lange Zielgerade. Die Zuschauer applaudieren, doch selbst darüber kann ich mich nicht mehr freuen. Nach über 12 Stunden erreiche ich das Ziel und habe alle meine persönlichen Ziele verfehlt.
Nun beginnt die Post-Race- Phase und die ist mitunter noch anstrengender, als das Rennen. In der Zielverpflegung langen mir gerade einmal ein paar Kartoffelchips und etwas Cola. Mehr schaffe ich nicht, obwohl ich weiss, dass diese Phase zur besseren Regeneration ganz essentiell ist. Wenn der Körper von aussen schnell protein,- und kohlenhydratreiche Kost bekommt, dauert die Wiederherstellungsphase nicht so lange und man ist schneller wieder frisch. Ich gehe derweil erstmal duschen und danach fühle ich mich schon ein bisschen normaler. Obwohl ich aufpassen muss, dass ich keine „Post-Race-Krämpfe“ bekomme. Das ist etwas ganz fieses und kommt meiner Meinung nach durch einen defizitären Wasser,- und Elektrolythaushalt. Schon bei den kleinsten Bewegungen krampft die Muskulatur und das tut sehr weh. Im Anschluss gönne ich meinen Beinen noch eine Massage und die Masseure kneten und trommeln, was das Zeug hält. Irgenwann bin ich zurück im Hotel und treffe alle anderen zum Abendessen, was nach so einer Anstrengung nicht üppig ausfällt. Der Körper muss ist viel zu erschöpft, als dass er grosse Mengen an Nahrung aufnehmen könnte. Als ich mich endlich auf meinem Bett ausstrecken kann, krampft sich hier und da nochmals ein Muskel zusammen, aber ich bin sehr froh, dass alles nun vorbei ist. Und dann tauchen sie auch wieder auf, die Gedanken und Ideen für neue Wettkämpfe. Das ist schon sehr speziell, wo ich doch 5 Stunden vorher noch felsenfest davon überzeugt war, dass das definitiv mein letzter Wettkampf war. Aber es gibt da einfach noch so viel zu entdecken...
Eine Weltmeisterschaft hat wohl ihre eigenen Bedingungen. Mit dem Damenteam sind wir 7. geworden und die Herren haben es sensationell auf den 3. Rang geschafft! Superstars! 
Jetzt steht die Erholung im Vordergrund mit viel Schlaf, trinken, essen und ausruhen. Um dann am 25.11. wieder durchzustarten: der nächste Vulkan steht an! Mehr dazu in Kürze! 

In diesem Sinne: Krisen kommen und Krisen gehen auch wieder.