Sonntag, 15. April 2018

Das Kind muss in Bewegung bleiben!

Diesen Satz hörte ich neulich von meinem Vater. Ich war zu Besuch bei meinen Eltern und half hier und da im Haushalt und Garten. Meine Mutter räumte mir nach gewisser Zeit eine Pause ein, woraufhin mein Vater mit einem aufforderndem Unterton bestimmt entgegnete: "Das Kind muss in Bewegung bleiben". Was er wohl damit meinte? Dass ich meine Aufgaben Bitteschön weiter ausführen sollte? Oder hatte er es erkannt und es in einfache Worte gefasst. Ohne Bewegung geht es bei mir nicht. Bewegung steckt einfach in mir drin. Mit Bewegung geht es mir einfach super! Ich habe mehr Energie, mehr Kreativität, mehr Ideen und alles fällt leicht. So ist das einfach. Ich denke, wenn man erkennt, wer man ist, und was man braucht, dann ist alles ganz einfach.
Auch wenn ich im letzten Jahr keinen Wettkampf gelaufen bin, war ich doch sehr aktiv und habe einfach mal nach Lust und Laune trainiert. Ich konnte mich einfach nicht motivieren, an einen Wettkampf zu gehen und Leistung abrufen. Anfangs war es gar nicht leicht; doch je mehr Zeit im Kalender verging, je mehr Wochen einfach so dahinschlenderten, so schlenderte auch ich einfach über meine heimischen Berge. Ich trainierte, aber nicht auf ein bestimmtes Ziel. Ich wollte so lange kein Rennen absolvieren, bis mich neue Motivation packte. Und die ist nun da. Der Winter ist fast vorbei, obwohl es Frau Holle letzte Woche nochmals richtig krachen lassen hat. Einen halben Meter Neuschnee habe ich auf meiner (fast täglichen) Trainingsrunde auf der Piste zum Lift zum Hahnensee durchgespurt. Ich hatte ganz vergessen, dass das auch anstrengend sein kann. Die Mühe lohnte sich aber: ich war ganz alleine unterwegs und freute mich schon auf eine tolle Powderabfahrt. Doch ein totales "White Out" machte jeden Schwung im tiefen Powder ungenießbar. Wenn man nichts sieht, ist es echt nicht lustig. Weiter unten konnte ich dann aber noch ein paar feine, einsame Bögeli ziehen. Zufrieden und erschöpft kam ich wieder zu Hause an. Ganz nach dem Motto vom Basti: Es lohnt sich immer auf den Berg zu gehen.
Und dann hat man den Schnee einfach irgendwann gesehen und mag einfach nicht mehr mit extrem langsamen Tempo immer die gleichen Strecken laufen. Deswegen ging es dann zum Training auch mal runter in Richtung Italien. Dort ist es zumindest bis zu einer gewissen Höhe schneefrei und alles ist in Blüte. Voller Energie gehts dann los und dann kommt ganz schnell die Einsicht: der Winter mit Eis und Schnee ist halt doch nicht so förderlich für die Laufkondition und Laufkoordination. Der "Schnauf" ist anfangs wirklich unerträglich laut und jeder Schritt aufwärts über die unzähligen Stufen rund um Chiavenna ist mühsam. Der Schweiß rinnt und die Gedanken gehen baden. Vielleicht liegt es auch daran, dass man mit den Erwartungen der letzten Sommersaison in die neue Saison startet. Wenn der letzte Schritt im Herbst auf Wiesen und Steinen getan ist und der Schnee das Land in einen kurzen Schlaf versetzt, speichert das Hirn möglicherweise diesen Zustand. Wenn es dann im Frühling wieder raus geht, meint man mit der gleichen Energie vom Herbst wieder loslaufen zu können. Dieser Gedanke verfolgte mich heute beim Laufen durch die steilen Bergpassen im Bergell. Ich wollte vom Kopf her schneller laufen, aber die Beine blockierten. Ist ja auch logisch. Also lieber einen Gang zurückschalten und alles mal langsam starten. Im Trainingsaufbau muss man einfach geduldig sein. Und so ratterte der Motor vor sich hin und ohne dass ich es wissentlich merkte, lief ich einfach die Berge rauf. Ich hatte plötzlich Schnauf und die Beine waren locker und leicht. Ein euphorisches Gefühl machte sich bemerkbar und wie auf Wolken lief ich über schneefreie Trails und schnupperte die frische Frühlingsluft. Der erste Downhill der Saison ging dann ohne Umknicken im überlegten Tempo (und dennoch schnell- zumindest kommentierten die Zuschauer (alias Spaziergänger) mein Tempo mit Applaus und wohlwollenden Blicken) recht rassig. Mit dem Resultat, dass meine Beine nachher zitterten wie nach einem Stromschlag. Bloß schnell weiterlaufen! Und das dann wieder bergauf. Ich hatte Power ohne Ende. Ob das nun an dem vielen Skitouren-Training lag, an der warmen Luft oder an dem Berg Nudeln, den ich am Vorabend verspeiste. Oder am Powder-Surfen vom Vortrag auf dem Piz Laschadurella am Ofenpass. Egal. Das Kind muss in Bewegung bleiben. Und wenn Bewegung so viel Spass macht, dann mache ich doch einfach weiter.

Ab sofort werde ich wieder regelmäßig von meinen Trainings und Wettkämpfen hier berichten. Es geht nämlich in diesem Jahr wieder rund:
Im Juli möchte ich gerne beim Andorra Trail teilnehmen. Das Land kenne ich nicht und die Strecken schauen echt schön aus!
Im November geht es dann nach Patagonien zum "Patagonia Expedition Race": ein Adventure-Race im 4er-Team. Wir müssen laufen, navigieren, mit dem Kayak fahren, klettern und übernachten irgendwo in der Wildnis. Das Team, welches am besten navigieren und am fittesten ist, gewinnt. Logisch!
Im Dezember ruft uns dann der nächste Vulkan in unserer Serie "Bottom Up Climbs Seven Volcanic Summits". Es geht auf dem Ojos del Salados nach Chile. Dieser Vulkan ist mit 6897 Metern der höchste Vulkan der Welt und liegt ca. 400km vom Ozean entfernt.

Freut Euch auf meine Berichte!
Mein Musiktipp: https://www.youtube.com/watch?v=UIE8uHNUeRA

Trails in Savogno - schneefrei!
Powderhausen Mitte April!
Powderalarm im Januar!
Laufen, Laufen, Laufen!
Auch im Winter belaufbar: Muottas Schlarigna. 
Bestes Training im Winter: Philosophenweg auf Muottas Muragls!