Sonntag, 26. Februar 2012

Countdownwoche


Irgendwie bekomme ich das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht. In der letzten Woche habe ich so viel über mich selber lachen müssen, dass ich meinte, wahnsinnig zu werden. Vielleicht bin ich auch ein wenig überdreht. Aber wer von euch hat schon mal eine Rolle WC Papier auf der Küchenwaage abgewogen? Mit Papprolle wiegt mein Exemplar ca. 120 Gramm, ohne nur noch 110 Gramm. Trotzdem noch zu viel. Also werden die Blätter einzeln gezählt. Und ja, ich muss auch mein eigenes WC Papier mitnehmen! Zudem habe ich den Stiel der Zahnbürste mit meinem Brotmesser abgesäbelt und jegliche Etiketten aus den Kleidern rausgeschnitten. Meine Schwägerin riet mir zum Thema Gewichtsmanagement, ich solle doch noch die Borsten der Bürste kürzen. Auf jeden Fall passt alles in meinen roten Rennrucksack. Und vielleicht nehme ich doch noch ein paar mehr Blätter WC Papier mit; falls ich sie nicht brauche, kann ich ja ein Tagebuch schreiben.  
In dieser Woche stand eigentlich Relaxen auf dem Plan. Die sogenannte „Taperingphase“: die Belastung wird auf ca. 1/3 heruntergefahren, sprich, von den ehemaligen knapp 150km durfte ich nur noch ca. 50km rennen. Am Anfang der Woche war es noch ein recht entspanntes Gefühl. Hier und da mal einen kleinen lockeren Lauf, nichts Wildes… Und tatsächlich machte ich es mir auch mal auf einer Parkbank zwischendurch bequem! Als es dann auf die Wochenendplanung zuging, wurde ich doch zunehmend unruhiger. Was mache ich wohl an einem Samstag und an einem Sonntag, wenn ich nicht 30-50km rennen kann? Die Macht der Gewohnheit ist schon ziemlich interessant. Ich vereinbarte mit mir selber also einen neuen Plan. Samstag stand statt der Skitour eine kleine Runde auf den Hahnensee an (dafür aber mit vollem Gepäck und Schnee wie Schmierseife) und am Sonntag Ruhetag. Die restliche Zeit (und das ist dann auf einmal verdammt viel Zeit!) nutze ich, um meinen Rucksack diverse Male ein,- und wieder auszupacken und eine Liste mit Dingen anzufertigen, die ich noch unbedingt vor meiner Abreise erledigen muss. Und am Sonntag war es dann soweit: Keine Bewegung! Die Kutscher im Val Fex haben sicher eine Vermisstenmeldung aufgegeben, da ich nicht wie gewohnt durch das Tal gesprintet kam! Und auch andere Einheimische werden sich sicher gefragt haben: `Wo ist wohl das Mädchen mit dem schweren Rucksack?`
Ich kann mich echt nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt einen kompletten Tag ohne Bewegung erlebt habe. Sicherlich könnte ich nun im Trainingstagebuch nachschauen; aber ich tippe mal ohne Buch darauf, dass es wohl irgendwann im September gewesen sein muss. Man muss natürlich wissen, dass  ich täglich mit meinen Klienten trainiere; und auch das ist Training und keine Pause für mich! Aber anscheinend habe ich die Trainingsplanung so hinbekommen, dass ich a) verletzungsfrei (ok, der Hexenschuss zählt nicht!) geblieben bin und b) mich ziemlich fit fühle. Wie es mir dann in der Wüste ergehen wird, sei dahin gestellt. Aber vor der Distanz eines Marathons fürchte ich mich nun nicht mehr…
Ich habe in meinem Hirn sicherlich eine grosse Kommode mit vielen Schubladen angelegt, in die ich unterschiedliche Geschichten, Situationen und Gegebenheiten gepackt habe. Auch wenn ich jetzt schon die eine oder andere Schublade öffne, muss ich unwillkürlich lachen. Es scheint also zu funktionieren. Welche Geschichten sich dahinter verbergen, werde ich vielleicht mal in meinem Buch veröffentlichen, welches ich im Anschluss an das Projekt „4 deserts in einem Jahr“ schreiben werde. Ich habe in der Vorbereitungszeit einiges über mich und andere Menschen gelernt. Krisen kommen und gehen und gehören genauso zum Leben, wie die schönen Momente. Wichtig ist dann immer wieder das richtige Krisenmanagement und dass man auf den eigenen Körper und den Geist hört. Die Bauchstimme weiss meistens schon vorher Bescheid; bis es die Kopfstimme gehört hat, vergeht aber oft ein Moment. Und später sagt man: `ach das hatte ich doch sowieso schon im Gefühl.` Ich freue mich, dass ich nun endlich meinen ersten Wüstenlauf starten kann! RocknRoll!
Mein Blog wird auch weiterhin aktualisiert und ich werde von meinen Erlebnissen während des ersten Rennens in der Atacamawüste berichten.
Hier nochmals die Fakten:
Start: 4.3., Ziel: 10.3., Distanz: 250km.
Alle Infos und News auch unter: www.4deserts.com
Hier mein Musiktipp: 





1 Kommentar:

  1. Guten Morgen, ich habe gerade den Tvbericht gesehen und ich bin sehr gespannt ob das toipapier reicht!
    Ich wünsche Ihnen eine tolle Zeit und wunderbare Erlebnisse.
    liebe Grüße
    laule

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