Sonntag, 9. September 2012

24 Stunden Wanderung als Regeneration


Neben meinem Wüstenprojekt arbeite ich ja auch noch als Sportwissenschaftlerin und Personal Trainerin hier im Engadin. Seit drei Jahren führe ich zusammen mit Michael Gebert (Extremsportler und Paraglider) die „24 Stunden Wanderung Engadin“ durch. Es ist das hochalpine Abenteuer, welches über die höchstgelegenen Wanderwege des südlichen Alpenbogens führt. Wir wandern einen Tag und eine Nacht ohne zu schlafen. Bei diesem Erlebnis kommt man mit jedem Schritt näher an persönliche Grenzen und lernt, diese zu überwinden. In der Regel wandern wir zwischen 60-80km und laufen knapp 3000 Meter rauf und runter.
Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie die Teilnehmer frohgestimmt durch den Tag wandern und wie sich die Einstellung nach 12 Stunden verändert. In den Gesichtern ist Zweifel zu sehen und die Etappe durch die Nacht ist immer sehr gefürchtet. Ich finde diesen Abschnitt aber eigentlich immer am spannesten. Das Licht der Stirnlampe zeigt mir den Weg und meine Gedanken sind auf diesen kleinen Lichtkegel fixiert. Alles andere wird ausgeblendet. Es fühlt sich an wie eine aktive Erholung. Die Sinne arbeiten im Dunkeln total anders. Geräusche und Gerüche werden intensiver wahrgenommen und die Phantasie arbeitet auf Hochtouren. Jedes im Tageslicht noch so harmlos aussehendes Gebüsch wird im Dunkeln zu einer bedrohlichen Gefahr; bis die Augen erkannt haben, um was es sich wirklich handelt. Und wenn dann das Morgengrauen den Tag ankündigt, sind die Augen schwer, die Sinne müde, aber der Geist ist frei und losgelöst. Während der 24 Stunden kann ich mich immer sehr gut entspannen. Das gemütliche und gleichmässige Wandertempo lässt mich in einen harmonischen Rhythmus fallen und die Gedanken können fliessen. Und das brauchte ich dringend….
Nach meinem Motivationsloch der vergangenen Wochen, habe ich die 24 Stunden Wanderung einfach nur genossen und neue Kraft getankt. Ich kann allen empfehlen, im nächsten Sommer ins Engadin zu kommen, und an einer der Wanderungen teilzunehmen. Ganz neu bieten wir die Touren auch als Teambuilding an. Weitere Infos folgen bald.

Ich habe in den letzten zwei Wochen wieder einmal mehr festgestellt, was die mentale Einstellung in einer Trainingseinheit ausmacht. Wenn ich es schaffe, meine Gedanken auf den Moment zu fokussieren und nur an den nächsten Schritt zu denken, dann laufe ich wie ein Schweizer Uhrwerk. Meine Mentaltrainerin Dr.med. Elisabeth Nagel hat mir in den letzten beiden Sitzungen wieder einmal anschaulich gezeigt, wie wichtig die Entspannung ist. Wenn meine Gedanken entspannt sind, so wirkt sich das auch auf meinen Körper aus. Beides sollte immer im Einklang sein und alles sollte aufeinander abgestimmt sein. Mehr Training bedeutet auch mehr Entspannung. Und wenig Motivation bedeutet, die Freude und die Leichtigkeit an der Bewegung wieder zu finden. Eine gute Übung ist immer wieder, die momentane Lebenssituation rückblickend zu erzählen. Ich durfte mir also vorstellen, wie es ist, 90 und älter zu sein und im Schaukelstuhl sitzend meinen Zuhörern zu erzählen, wie das „damals“ gewesen ist mit dem Motivationsloch. Und im weitergehenden Gespräch über die Dinge sprechen, die ich getan habe, um die Motivation wieder zu finden. Das ist sehr spannend und hilfreich. Einfach mal ausprobieren und die Phantasie ankurbeln.
Somit kam ich aus der Krise („Hallo Krise, schön bist du da. Wann gehst du wieder?!“) raus und hamsterte gute Energie. Das Motto der Trainingswoche war: SPASS haben und alles war erlaubt:
Am Montag startete ich mit einer Pause, da ich mich von den 85km der ersten 24 Stunden Wanderung erholen musste. Am Dienstag machte ich wieder etwas Ungewöhnliches. Noch vor dem Frühstück rannte ich ohne Rucksack im lockeren, leichten Tempo 12km und fühlte mich vogelfrei! An Mittwoch ging es mit flinken Füssen bis zum Ende vom Val Roseg und über den Trail retour (26km, 2h18, 400m hoch/runter). Der Donnerstag stand im Zeichen von Speed Hiking: Mit einem 6.5kg schweren Rucksack rannte ich den Hausberg Piz Mezdi (2954m) rauf. Mit Gepäck auf dem Buckel brauchte ich 10 Minuten länger als sonst und kam nach 1h41 und 1200hm oben an.Dnach ging es wieder bergab... Freitag tobte ich mich wieder in den Bergen aus: Speed Hiking (je steiler desto besser) über die schwarze Skipiste an der Chantarella-Bahn (in 54Minuten) bis auf Corviglia. Dann zur Finnenbahn und dort 30 Minuten im zügigen Dauerlauf auf 2500m trainiert. Die Atmosphäre da oben ist immer wieder besonders. Kann ich jedem nur empfehlen!
Samstag ging es dann wieder auf die nächste 24 Stunden Tour mit Start am Ofenpass. Wir legten 84km bei bestem Wetter zurück. Sonntag war dann mal frei…

Mein Musiktipp: Justice "New Land"









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