Sonntag, 8. September 2013

Höhenmeter fressen für Nepal

Die Zeit rennt schneller als mir lieb ist. Obwohl ich schnell bin, ist die Zeit doch oftmals schneller als ich. Doch mit der Zeit habe ich gemerkt, dass Qualität besser ist als Quantität. Somit plane ich meine Trainings bewusster und bin in der Einheit konzentrierter. Und die Zeit bis zum nächsten Wettkampf ist nicht mehr lang. Am 9. November startet das Manaslu Trail Race in Nepal im Himalaya und ich will auf die Höhe gut vorbereitet sein. Deswegen trainiere ich im Moment auch keine langen Strecken mehr mit mehr als 40 Kilometer, sondern "fresse" die Kilometer vertikal. Das ist nicht nur für die Beine anstrengend, sondern auch für den Kopf. Wenn ich unter einer massiven Felswand stehe oder mir das Geröllfeld hämisch entgegen lacht, muss ich mir schon einige Strategien zurecht legen, um nicht gleich zu kapitulieren. Einen steilen Berg rauf zu joggen ist übrigens nur etwas fürs Ego. Wenn ich im Speedhiking-Tempo den Berg erklimme, bin ich genauso schnell, als wenn ich jogge. Und bin weniger außer Atem.
Um mich auf den Wettkampf, der in sechs Etappen aufgeteilt ist, vorzubereiten, plane ich meistens 2-3 anstrengende Einheiten hintereinander. Am Dienstag bin ich 30 Kilometer ins Val Roseg gejoggt und war ziemlich schnell unterwegs. Durch eine klassische Flammersfeldschen Roller bin ich kurz aus dem Rhythmus gekommen und musste meinen Ellbogen und das blutige Knie versorgen. Diese Stürze passieren übrigens meistens dann, wenn ich andere Spaziergänger grüße. So auch in diesem Fall: Ich renne, grüße, bleibe am Stein (oder nein, es war ein kleiner Kiesel...) hängen und rolle mich ab. Der Kommentar vom Spaziergänger: "Ja, ja, ich weiß, über welchen Stein Sie gestolpert sind: dieser hier war es!", und zeigt auf den kleinen Kiesel. Ich dachte, ich höre nicht richtig! Da wurde mich mir nicht auf die Beine geholfen, oder gefragt, ob alles ok sei! Ab sofort werde ich keinen einzigen Spaziergänger mehr grüßen...
Am Mittwoch ging es dann weiter: Zuerst auf den Piz Mezdi und dann auf den Ova Cotschna. 15km, 1500hm D+. Eine tolle Route! Am Freitag 20km über die Via Engiadina und dann am Samstag auf eine neue Route: Vom Parkplatz der Diavolezza ins Val da Fain bis zur Alp La Stretta. Von dort sehr steil über Grashänge bis zur Fuorcla Chamuera auf 2795- zumindest dachte ich, dass ich dort bin! Da die Wegmarkierung kurz vor der Fuorcla aufhörte, war ich mir nicht sicher, ob ich an der richtigen Querung des Passes bin. Ein sehr steiles Geröllfeld lag vor mir und weit und breit kein Anzeichen eines Weges oder eines Pfads! Was sollte ich tun, außer die Direttissima zu wählen?! Gut, dass ich letzte Woche am Corvatsch geübt hatte! Mit einigen Stürzen und umgeknickten Knöcheln (zum Glück sind meine Bänder so lahm gespannt, dass da nichts mehr reißen kann...) entdeckte ich dann urplötzlich wieder einen markierten Stein! Dem ausgeschilderten Weg folgend lief ich durch ein ausgetrocknetes Flussbett, welches mich stark an die Wüste Gobi erinnerte... Um auf die nächste Fuorcla zu kommen, wählte ich wieder einen anderen Weg, als angezeichnet. Dieses Mal aber mit Absicht, um ein wenig abzukürzen. Doch auch als ich wieder auf dem markierten Weg war, hörte dieser wieder plötzlich auf und ich war allein auf einem riesengroßen steilen Fußballfeld! Ich folgte einfach mal meinem Orientierungssinn und nach weiteren 800 Höhenmetern erreichte ich dann endlich Italien! Und dann ging das ganze Spiel wieder bergab. Allerdings mit Wegmarkierung, die man sogar im Sturm und Schnee hätte sehen können. Endlich in Livigno angekommen musste ich auch schon gleich in den letzten Bus springen, der mich wieder zurück zur Diavolezza brachte...  knapp 28km und 1700 D+. Alles in allem eine schöne Tour!
Am Sonntag habe ich die Phase der Regeneration genutzt und habe 1,8kg Himbeeren im Wald gesammelt. Ich bin auf glitschigen Wurzeln ausgerutsch, wurde von Sträuchern geschlagen und mit Brennesseln verbrannt. Aber die Beute hat sich gelohnt!
Mein Musiktipp: Soft Plastic "Haliopeux"
http://www.youtube.com/watch?v=EVI8FhN2r0w



1 Kommentar:

  1. Hallo Anne-Marie,
    vielen Dank für den Musiktipp unserer Single "Halilopeux" in deinem Blog, hat uns wirklich sehr gefreut :-)

    Als kleines Dankeschön würden wir dir gerne unsere Debut EP schenken.
    Kontaktiere uns einfach direkt per softplasticmusic@gmail.com
    und wir werden dir die Songs zukommen lassen.

    Wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei deinem weiteren Training für das Manaslu Trail Race in Nepal, vielleicht hilft dir ja unsere Musik dabei dich anzuspornen ;-)
    Außerdem großen Respekt für deinen Erfolg und neuen Rekord beim Racing the Planet 4 desert.

    Lg und viel Erfolg auf dem Himalaya wünschen dir von ganzem Herzen
    Marco und Nina / Soft Plastic

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